Im
Strudel der Zeitgeschichte
Über Szczepan Twardochs neuen,
prallvollen Roman »Demut«. Von
Lothar Struck
Text lesen
»Wenn andere sich stilvoll zurückhalten, schaut
Twardoch noch einmal genauer hin. "Demut" ist kein Roman für den Strand. Aber es
ist es großartige Literatur.«
»So
macht Bewusstsein
Feige aus uns allen«
Jürgen
Leibiger hat nichts weniger vorgelegt
als eine politische Ökonomie des
Eigentums, eine klarsichtige und konstruktive Kritik der
gegenwärtigen Eigentumsverhältnisse.
Von Peter Kern
Text lesen
»Leibiger
zitiert einen weitgehend unbekannten Theoretiker namens Marx, den
man der Friday for Future-Jugend zum Studium anraten sollte. Genau
das müsse unterbleiben, wolle FFF nicht im linken Sektierertum
landen, warnt die Zeitschrift der aufgeklärten Mittelstandseltern,
Die Zeit. Papa und Mama drohen sonst, die Mitarbeit bei der
Beschriftung der Transparente einzustellen.«
Versuch
über die gestockte Zeit
in 1001 Puzzleteilen
Uwe Tellkamps Roman
»Der
Schlaf in den Uhren«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Schon
auf den ersten Seiten Lektüre des neuen Romans reiben sich
diejenigen, die es schon immer gewusst haben, die Hände.
Etwa wenn dort vom 'Abweichler' die Rede ist.«
Leseprobe & Infos
Eine
gewisse Art von ungewissen Geschichten
Der französische Filmregisseur Claude Sautet gibt detailliert
Auskunft. Von Wolfram Schütte
Text lesen
»In
den ebenso einlässlichen wie intimen Gesprächen, die der schüchterne
Regisseur mit dem Romancier & Filmkritiker Michel Boujut
kontinuierlich über Jahre hinweg geführt hat, erfährt man nicht nur
detailliert alles Subtil-Wissenswerte über seine großen Filme von
„Les choses de la vie“(1970) bis zu „Nelly & Monsieur
Arnaud“(1995);^sondern auch erstaunliche Details seiner
Lebensgeschichte, seiner Grundängste & seiner Bewunderung anderer
Filmschöpfer.«
Leben
als Spiralbewegung
Eine berührende Familiengeschichte von Martin Beyer
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Sein
neuer Roman umspannt einen weiten historischen Bogen, der auch die »Affen für
den Vietcong« einschließt, die einst, weithin sichtbar, die Fassade der
Frankfurter Mensa an der Bockenheimer Warte in erst langsam verblassender roter
Leuchtschrift zierten. Das »W«, das vor den Affen stand, hatten die Spontis
vorher kassiert.«
 P.S.
zu PPP
Neue
Übersetzungen von Gedichten und Gesprächen Pier Paolo Pasolinis sind bei
Suhrkamp & Wagenbach erschienen.
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»In den Sechziger Jahren,
die gemeinhin als die Boom-Jahre des Nachkriegsitaliens angesehen werden, mit
welchen das agrarisch geprägte Land industrialisiert & »europäisiert« wurde,
waren für Pasolini (»Ich bin eine Macht aus vergangenen Zeiten. Nur in der
Tradition liegt meine Liebe…«) eine »tiefgreifende Krise der italienischen
Kultur.«
Eine
abenteuerliche Chronik
Michael Krüger erzählt launig von einem Herrn mit schlechten
Manieren, der sich bei ihm einquartiert hat. Von
Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Eine
etwas skurrile Geschichte, mit leichtem Augenzwinkern und
vorsichtiger Berufung auf Nikolai Gogol, schwungvoll erzählt.«
»Dort,
wo nichts ist«
Eine visuelle Werkschau mit Essays zum künstlerischen Gesamtwerk
Boris Luries und Bildern der Ausstellung im Zentrum für verfolgte
Künste.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Die
Ursprünge von NO!art entspringen der jüdischen Erfahrung, haben ihre
Wurzeln in der größten jüdischen Gemeinde der Welt, in New York,
einem Produkt von Armeen, Konzentrationslagern, Lumpenproletariat
und Künstlern. Ihre Ziele sind die heuchlerische Intelligenz, die
kapitalistische Kulturmanipulation, der Konsumismus … Ihr Ziel ist
die totale, unverblümte Selbstdarstellung in der Kunst, die zu
sozialem Engagement führt.«
Epische
Analyse
Daniel-Pascal Zorns ausgezeichnetes
Portrait postmoderner Philosophien.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Der
ein oder andere Exkurs gibt dem Buch Substanz und verleiht ihm einen Duktus, der
anderen Werken zum Thema fehlt.«
Leseprobe
Eindrücke
aus der »Werkstatt«
Peter Handkes
»Innere
Dialoge an den Rändern
2016-2021«.
Von Lothar Struck
Text lesen
Viele der an sich selber gerichteten Aufforderungen und Sprachsuchen
sind in Dialog- bzw. Frageform verfasst, was dem Journal den Titel
gegeben hat. Handke betreibt ein Spiel der Dialektik, ein
Sich-ins-Wort-fallen, oft durchaus mit Humor und Selbstironie und
manchmal in einen Aphorismus mündend.
»Bedürfnis
nach Verständnis«
Zwei lesenswerte Romane des Nobelpreisträgers
Abdulrazak Gurnah.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Mal
erinnert es an eine Abenteuergeschichte zwischen Karl May, Joseph
Conrad und Rudyard Kipling. Dann wieder an ein Märchen oder an ein
Sozialdrama. Es ist eine Kunst, wie Gurnah die Balance der
verschiedenen Genres und Tonlagen zu einer fesselnden und
faszinierenden Einheit schnürt.«
Nietzsche
à la Deleuze
Das kleine Einmaleins des Gilles Deleuze.
Zu Gilles Deleuze'
»Nietzsche
und die Philosophie«
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Gilles Deleuze macht aus
seiner Nietzsche-Lektüre eine Methodologie des Zerstreuten, die dann
im Namen des Nonkonformismus zu einer neuen Metaphysik aufsteigt. Es
ist traurig, wenn Deleuze vor lauter bejahendem Aktivismus die
Trauer und die Melancholie bei Nietzsche ausschließen will und
dessen großspurigen Ankündigungen für ernst nimmt.«
  Literatur
& Sachbuch
10 Lesetipps mit Qualitätsgarantie
Von Herbert Debes
Zu den Büchern
Die
ernüchterte Ökologie
Wieviel an ökologischem Paradigma bleibt übrig,
wenn es an die ökonomische Substanz einer Industriegesellschaft
geht?
Von Peter Kern
Text lesen
»Jana
Flemming
beleuchtet ihren Gegenstand einmal von innen, einmal von außen. Sie
führt qualitative Interviews mit Gewerkschaftsleuten und sie führt
durch die Theoriegeschichte des Naturbegriffs.«
»Der
Frieden nach dem
Kalten Krieg ist vorbei«
Erstmals
2021 publiziert und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegend,
bekommt das Buch
»Future
War«
durch die russische Invasion in die Ukraine zusätzliche Relevanz.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die
Lektüre ist beunruhigend, ernüchternd und anstrengend, aber auch
lohnend.«
Schonungslos
kritische Lektüre
Juliane Rebentischs
Reverenz
an Hannah Arendt
»Der Streit um Pluralität«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Nicht fraglose
Übereinstimmung mit sich beziehungsweise den eigenen moralischen Standards,
sondern die Bereitschaft, die eigenen Selbst- und Weltverhältnisse
gegebenenfalls immer wieder auch infrage zu stellen, um sie sich urteilend neu
anzueignen, ist dann der entscheidende Zug des moralischen – und zugleich
autonomen – Menschen.«
Zwei
besondere Narren
Peter Handkes »Zwiegespräch«
Von
Lothar Struck
Text lesen
»Und
daß alle eure Enkel jetzt und hier weiter hereinfallen auf euer eine
grundfalsche Güte ausstrahlendes Großvatertum, liegt das vielleicht an der Natur
der Geschichte, Natur von Geschichte überhaupt? Oder einzig an der zur Unzeit
pervertierten Historie in unseren Breiten?«
Weil
der Mensch ein Mensch ist
Zu Levinas Vortrag
»Ethik als Erste
Philosophie«
Von Peter Kern
Text lesen
»Levinas hält gegen den
Nominalismus am Allgemeinen fest. Das Allgemeinen mit dem abgetanem, alten
Denken gleichzusetzen, hat den Boden für den Ideologieverdacht bereitet, der
jedem Reden von Würde und Freiheit des Einzelnen anhaftet.«
Im
Reigen der Bilderproduktion
Marie Rotkopf und Marcus Steinweg in
»Fetzen
- Für eine Philosophie der Entschleierung«.
Von Lars Hartmann
Text lesen
»Augenfällig ist die Diskrepanz zwischen beiden Autoren: Rotkopfs
Stärke ist das Erzählen, aber nicht die Philosophie oder die
(wenigstens halbwegs) konsistente Gesellschaftskritik. Steinwegs
Stärke ist das Assoziieren und das Spielen und Kombinieren mit
Theorien, mit Philosophie und Literatur...«
»Ich
werde so gut ich kann unsere Stellung halten.«
Anna Baars Erzählungen
»Divân
mit Schonbezug«
erzählen vom Heranwachsen
zwischen den Kulturen
und
changieren
zwischen Aufruhr und Resignation.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Erstaunlich,
mit welcher Brillanz Anna Baar zwischen Empörung und Furor über die politischen
Verhältnisse und Familiengeschichten, Kindheitserinnerungen und
Reiseerlebnissen pendelt und zu einem eindrucksvollen Erzählkunstwerk verknüpft.«
Stephen
Crane wiederentdeckt
Seine »Geschichten eines New Yorker Künstlers« und der Roman »Die rote
Tapferkeitsmedaille«
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Er ist, trotz seines
frühen Todes, auf der Welt herumgekommen, als Reporter, als
Kriegsberichterstatter, als Schriftsteller. Er hat uns ein schmales, aber
bedeutendes Werk hinterlassen.«
Porträt
eines Trauernden
Tim Finchs melancholische
»Friedensgespräche«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»...wer
weiterliest, wird auch mit wunderbar melancholischen Einschüben belohnt, die
Edvard Behrends plötzlich als jemanden zeigen, dessen Dasein nur noch durch
Erinnerungen lebenswert bleibt, dessen einziger Lebenszweck die Sehnsucht nach
der Wieder-Holung des Vergangenen ist.«
Sätze,
die leuchten
Hauke Goos' kleine, kluge »Spiegel«-Glossen entwerfen ein großes
Panorama.
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Die
versprochenen »50 Glanzlichter der deutschen Sprache« können viele
dicke Bücher ersetzen. (...) Jedes Zitat lässt, dank des Kommentars,
eine Welt aufscheinen.«
Unversöhnlichkeitsromane
Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman
»Wilderer«
schreibt die Saga um Jakob Fischer weiter.
Von Lothar Struck
Text lesen
»...
flirrende und schonungslose, aber gleichzeitig verblüffend lakonisch
daherkommende Darstellungen der ewigen und nicht überwindbaren
Entfremdungen zwischen Stadt und Land, Digitalismus und
Agrargesellschaft, Hedonismus und Abhängigkeit von der Natur.«
Lebensgeschichten
Eine der literarischen Säulen des noch jungen Kampa-Verlages
ist der schottische Autor William Boyd, der nach einer Odyssee
dort einen ihm gebührenden Ankerplatz gefunden hat. Von Helen Buffay
Text lesen
»Boyd zu
lesen bedeutet, schon nach wenigen Seiten tief in die
Lebensgeschichten seiner Romanfiguren hineingezogen zu werden,
um mit ihnen
die Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts zu durchleben.«
Phänomenologie
des Ungeistes
Die
»Kartei des Terrors« legt die perfiden Methoden
des
Repressionsapparats
der chilenischen Militärdiktatur offen.
Von Peter Kern
Text lesen
»Während
Demokratien mit ihren Legislaturperioden zeitlich gegliedert sind,
agieren Diktaturen raumbezogen. Das ganze Land mit Straßensperren
überziehen und sich die Hauptstadt als Trophäe aneignen, ist ihre
Logik. Ihr müssen sie bei Strafe des Untergangs gehorchen.«
Anspruch
und Anmaßung
Heimo Schwilks ambitionierte Tagebücher
»Mein
abenteuerliches Herz I«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Anzurechnen
ist Schwilk, dass er auch Zeitgenossen aufsucht und mit ihnen spricht, deren
politische Ansichten er ablehnt; das ist selten geworden.«
Erinnerung
über schwankendem Grund
Esther Kinsky Friaul-Roman
»Rombo«
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Es
sind diese als Originaltöne fingierten Erinnerungen ihrer sieben Zeitzeugen, die
über den Schrecken des rumorenden Bebens & den Horror seiner traumatischen
Folgen hinaus Esther Kinskys kaleidoskopische Sammlung individueller Momente &
existentieller Situationen von Menschen & Tieren farbkräftig & dynamisch
gestalten.«
Leseprobe
Verschwörungstheorie
ohne Verschwörer
In
ihren »Zynische
Theorien«
analysieren Helen Pluckrose und James Lindsay wie die moralischen
Visionen einer
aktivistischen Wissenschaft Race,
Gender und Identität über alles stellt.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Mit
der kritischen Analyse angewandter postmoderner Diskurse gelingt
Pluckrose und Lindsay
ein
fundierter und kenntnisreicher Beitrag über die geistes- und
kulturwissenschaftlichen Themen der letzten Jahrzehnte.«
Knut Hamsun på
Nørholm juli 1939. Foto: Anders Beer Wilse
Creative Commons
Attribution 2.0 Generic
Vagabund
der Literatur
Knut Hamsun, seine Wege und Abwege.
Eine Sichtung
von
Lothar Struck
zum 70.Todestag
Text lesen
»Hamsuns
Prophezeiung, man werde in hundert Jahren seine politischen
Verstrickungen vergessen haben und nur noch an die Literatur
denken, dürften sich nicht erfüllen.«
Pocahontas
revisited
Das mythologische Ei, aus dem die Geschichte Amerikas schlüpfte.
Klaus Theweleits dickleibige, heterogene Kulturgeschichte.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Eine
bewährte Möglichkeit ist, es wie bei allen früheren Büchern
Theweleits auch zu machen: sich die Bände hin und wieder vorzunehmen
und sich ein paar Tage durch die Bildergeschichten und die
Überschriften zu blättern. So machen die Leserin und der Leser sich
selbst ein Bild, schaffen sich eine Struktur, um den
Phantasieströmen, die auch die Bücher speisen, nicht völlig hilflos
ausgeliefert zu sein.«
Spiralen
Markus Steinweg verkauft uns eine selbstverliebte Sammlung von
Textsplittern
als »Quantenphilosophie«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
»Steinwegs ondulierende Sätze wickeln sich
einmal um sich selbst und wirken am Ende auf den Leser wie eine
Fraser-Spirale, bei der die überlappenden Bogensegmente eine Spirale
zu bilden scheinen, aber nichts weiter als eine Reihe konzentrischer
Kreise sind.«
»Heimat«,
ein verlorenes Wort?
Vera Vornewegs Erzählung
»Kein
Wort zurück« handelt
von ihrem Sprachverlust durch kontaminierte Worte und der möglichen
Rückgewinnung besetzter Begriffe.
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
»Ich
hatte keine Heimat, ich erschuf sie erst, indem ich sie mir erzählte.«
Haircut
für alte Zöpfe
Joscha Wullwebers instruktives Buch zu den Praktiken des »Zentralbankkapitalismus«
und den Transformationen des globalen Finanzsystems.
Von Peter Kern
Artikel lesen
»Es
spricht nicht für die Qualität der deutschen Wirtschaftspresse, dass
sie die alten Schlachten schlägt. Die Redakteure sollten Wullweber
lesen. Er bringt uns auf die Höhe der Zeit, und seine
Argumentation ist stringent.«
Der
Platzanweiser als Prophet
Navid Kermanis sehr persönlicher Aufruf zu mehr Respekt und
Miteinander in schwierigen Zeiten.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
»Zweifellos
schwingt auch hier ein Thema mit, das nahezu alle Bücher Kermanis
charakterisiert: Der Verweis auf die Bedeutung von Poesie und
Phantasie in allen, auch den religiösen, Texten.«
Ein
schmaler Grat
Als
»große Kulturgeschichte« angepriesen, kann Margaret Macmillans Sachbuch
»Krieg«
die geschürten
Erwartungen nicht erfüllen.
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
»Rasch
erkennt man, daß hier keine Kulturgeschichte des Krieges intendiert war, sondern
eher eine Art Episodensammlung durch die letzten zweieinhalbtausend Jahre.«
»Positive
Erkenntnis«
Michel Houellebecqs
Roman »Vernichten«
feiert im Angesicht des Todes wehmütig die Kraft der Liebe
Von Lothar Struck
Artikel lesen
»Er
ist kein literarischer Erzähler, war es nie. Er ist ein
Geschichtenerzähler, Chronist einer Epoche, ein Aufzeiger
gesellschaftlicher Entwicklungen - mit dem Hang zur Dystopie.«
»Grauenerregendes
Glück. Adern, in denen sich Tausende
von Planeten ausdehnen.«
(E.M. Cioran)
Wie sich im Nichts einrichten?
Daniel Illgers lesenswertes Essay »Kosmische Angst«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
»Vielleicht
ist sie ein Schachbrett, auf dem nur noch die beiden Könige sich
ewig gegenüberstehen, ohne sich näher kommen zu können. Und niemand
ist da, der das Spiel beenden könnte.«
Bolschewismus
& Glaubensverlust
in den Highlands
Lewis Grassic Gibbons schottische Erzähl-Trilogie ist eine
literarische Entdeckung.
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
»Besonders
originell scheint mir zu sein, wie die auktoriale Erzählung immer
mal wieder die Position eines kollektiven »wir« einnimmt & damit den
Rumor der bürgerlichen Gesellschaft einnimmt & abfällig über »die
Spinner« oder den allzu christlichen Prediger herzieht.«
Vagabundierend
durch Räume und Themen
Zu Band 14
der
Kritischen Gesamtausgabe Walter Benjamins
»Texte über
Städte, Berichte, Feuilletons«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
»Benjamin
erweist sich in diesen Arbeiten einmal mehr als sehr genauer und
kritischer Beobachter seiner Zeit, ...«
Transgressiver
Realismus
Dennis Coopers Roman
»Die
Schlampen«
wird offenbar vom Radar der Wächterbrigaden des
»Sensitive
Reading«
nicht erfaßt, schade...
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
»Cooper
wirbt für keine Geisteshaltung, erklärt nicht, was gut und böse ist,
klagt nicht an, verhängt keine moralischen Urteile und engagiert
sich weder für Toleranz noch Verständnis. Auch eine
Gesellschaftskritik unterbleibt. Es bleibt deskriptiv und
spekulativ. Ja, 'Die Schlampen' ist ein schockierendes Buch,
erinnernd an Lektüreerlebnisse mit de Sade oder Bataille.«
Shining
in Herford
Die Kulturhistorikerin
Monika Black auf den Spuren von
Hexen, Wunderheiler und die Geister der Vergangenheit im
Nachkriegsdeutschland.
Von Peter Kern
Artikel lesen
»Das Buch handelt von
einer Zeit, in der die Alufolie noch Stanniolpapier hieß und in der
viel geschwiegen wurde. Die in der Nachkriegszeit über ihre
Vergangenheit schwiegen, hieß man die Braun-Schweiger, und
Braunschweig war überall...«
Der
ungeteilte Himmel der Moderne
Zu Stefan Matuscheks Geschichte der Romantik
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
»Als
Konsequenz der Aufklärung und deren Selbstkritik entwickelt die
Romantik eine ganz neue, kreative, subjektive und damit potenziell
freie Form von Metaphysik. Insofern auch diese Art von Metaphysik zu
unserer heutigen Kultur zählt, sind wir nicht nur Kinder der
Aufklärung, sondern zugleich Erben der Romantik.«
»Und
der Februar tritt über die Ufer.«
Vom Mitschwimmen als Mitdenken. Zu Rüdiger Görners Essay
»Romantik.
Ein europäisches Ereignis«
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
»Görner
hat nicht nur seine Leser mitgenommen auf einer Kreuzfahrt durch die
Untiefen des romantischen Stromes, sondern er hat sie zugleich das
Schwimmen in den Begriffen des romantischen Mediums des 19.
Jahrhunderts gelehrt.»
C. C.
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Zwischen
Selbst- und Welthaß
Die Tage- und Notizbücher der Schriftstellerin Patricia Highsmith
konfrontieren uns mit einer zeitlebens zunehmend misanthroper
werdenden Persönlichkeit.
Von Lothar Struck
Artikel lesen
»Diese
Notizen sind intim und spontan und ohne direkte Rücksichtnahme auf
potentielle Leser verfasst. Zwar waren Veröffentlichungen durchaus
einmal geplant und von Planta berichtet davon, wie Highsmith
wünschte, einige Wörter zu verändern (etwa "negroes" durch
"Schwarze"). Aber da es zu Lebzeiten nicht dazu kam, ist vieles in
bisweilen robusten Vokabeln geblieben, die Kreisen, die nur
idealistische Vorstellungen von Schriftstellern zulassen wollen
(wobei sie selber bestimmen, was das genau ist), heutzutage
unangenehm aufstoßen.
Dichterdämmerung
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Uwe Wittstock
über
»Den Winter der Literatur«
im Februar 33
»Es
war der Winter, mit dem das Grauen begann. Wittstocks Buch, in einem Zug
gelesen, macht den Leser für kurze Zeit fast zum Zeitzeugen. Das ist in dieser
Ballung bisweilen erschreckend.«
Leseprobe
Deutsch-deutsche
Pflichtlektüre
Von
Lothar Struck
Artikel lesen
Ein Streifzug durch die Stefan-Heym-Werkausgabe bei Bertelsmann
»Bücher
wie Archivfunde aus der Lebenswelt der untergegangenen DDR. Ihr Realismus war
dabei nie ein "sozialistischer", sondern ein "dramatischer". Heyms Nähe zum
Drama ist mit Händen zu greifen. Die Romane sind Kammerspiele, in denen unter
einem Brennglas dramatische Konflikte entwickelt werden und Protagonisten zu
moralischen Entscheidungen drängen oder diese aus der Vergangenheit reflektieren.«
Der
protestantische Hase
Von Peter Kern
Artikel lesen
Wolfgang Bocks Essay
»Kunst
und Angst«
über
Søren
Kierkegaard, den Film The Square und zum Verhältnis von
Moderne, Melancholie und Gewalt
»Musik, Dichtung, Film &
Malerei sind dem philosophierenden Protestanten bloße Medien der
Verführung. Auf den ersten Blick scheint dies ein weiterer Beleg für
die These einer völlig unzeitgemäßen Philosophie. Heutzutage muss
schon ein Laptop einen kulturellen Touch haben, damit er gut
verkäuflich ist.«
Life is good
Eine
virtuelle Ausstellung
von Matti Nielsen
»Fühle
mich hier jeden Tag, als wäre ich im Himmel (yo)
Ich bin krass gut in Shape, Mannomann
Guap und 'nen Pape in der Hand
Life is a bitch, yo
Life is a bitch, doch sie ist
Ooh, yeah, ooh, und ich
Denk' jeden Tag, mein Life is so damn good«
(Cro, FKNGRT)
»Ich
bewahre mir Kunst als Leben«
(Oscar Wilde, Aphorismen)
Geheimdienst
& Moral
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Mit »Wie wir töten, wie wir sterben«
geht Martin von Arndt in die nächste Runde, und das wird für Vanuzzi und
Rosenberg kein Spaziergang.
»Nur in der Ferne erkannte er am
Horizont einen schwach orangefarben leuchtenden Streifen, eine deutlich
abgegrenzte Linie, ab und an unterbrochen durch den Rauch von Fabrikschloten,
der kerzengerade aufstieg und beim Betrachter ein unklares Gefühl von Sehnsucht
erweckte.«
Flüchtige
Figuren, die sich dem Festhalten entziehen
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Zu dem Prachtband mit
»Kafkas
Zeichnungen«
»Die Skizzen stehen im
Zusammenhang mit Kafkas Schreibprozess und bilden oft eine
Übergangsform zwischen Schreiben und Zeichnen und wieder zurück.«
Zu
Besuch in der
»ewigen
Arche«
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Die sehenswerte
Dokumentation
»In
den Uffizien«
»Es
ist in gewisser Weise beunruhigend, genau zu wissen, dass die Bilder, mit denen
wir uns beschäftigen, uns von oben herab betrachten, vielleicht sogar mit
Verachtung. Denn sie sehen, wie wir uns abmühen, gefangen in der Gegenwart.«
Die
smarte Gesellschaft und ihre Freunde
Von Peter Kern
Artikel lesen
Simon
Schaupps lesenswerte Dissertation über algorithmische Arbeitssteuerung und
kybernetische Proletarisierung
»Was das Buch so wertvoll
macht, ist die von seinem Verfasser eingenommene Perspektive. Es ist die Sicht
des lebendigen Arbeitsvermögens. Schaupp nimmt sich Fragen vor, die an die
Anthropologie grenzen und Technikfetischisten nicht im Traum einfallen würden.«
Der
liebe Gott als calvinistischer Buchhalter und das Lotterleben der
Millionäre
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Ein epitaphischer Blick auf die Vermögensverwaltung der Frankfurter
Schule
»Es
kommt heraus, was wir schon vorher wussten: die Frankfurter waren
persönlich nicht immer gute Menschen und: der Kapitalismus und der
Krieg wirken auch in diesem Umfeld. Mulder versucht hier statt eine
Dialektik zu bemühen, die mit Widersprüchen umgeht, eine
Moraldebatte zu führen, die mit Anwürfen arbeitet.«
Die Elefanten werden dankbar sein
Ein Vortrag von Jürgen Nielsen-Sikora
über
Wahrheit in Zeiten der Lüge
Artikel lesen
»Wenn
offenkundig falsche Behauptungen für wahr gehalten werden, hat das
weitreichende Konsequenzen: politische Blasenbildungen und
kollektiver Realitätsverlust: Die Aufmerksamkeit (getriggert durch
Klickköder) übersteigt die Substanz der Angelegenheit. Der Elefant
der Realität bläht sich zu einem riesigen Ballon auf und ein
einziger Nadelstich bringt ihn zum Platzen.«
Wiederauferstehungen
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Michael Helmings
inspirierende Reise zu und mit fünf vergessenen Autoren Osteuropas
»Bye
Bye Babel«
»Helming
ist seit Jahren mit Bus und Bahn in Osteuropa unterwegs, um
Schriftsteller aufzuspüren, die etwas zu erzählen hatten und heute
nur noch Wenigen bekannt sind.
Man
muss eindeutig feststellen, dass ihm das mit der Mischung aus
Reisebericht, Archivrecherche und Literaturenthusiasmus vorzüglich
gelungen ist.«
Die
Essenz von Augenblicken
Von Gregor Keuchnig
Artikel lesen
Henri-Pierre Rochés 28 Episoden
»Don
Juan und…«
»Roché
erzählt Don Juans Wahrnehmungen mit großer Aufmerksamkeit und Konzentration;
jede noch so kleine Nuance bei ihm oder dem jeweiligen Gegenüber wird erschaut,
aber niemals gedeutet.«
Roman
einer Inszenierung
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Artikel lesen
Klaus Pohls Roman »Sein oder Nichtsein« bietet grandios erzähltes Theater,
witzig und spannend
»Eine
Nahaufnahme, wie sie selten zu sehen ist? Sicher. Ein Blick hinter die Kulissen?
Auch. Schamlos, indiskret? Vor allem nah dran, genau. Wir sehen das irre
Theater, das, bei etwas Glück, zu großem Theater führt. Wir lesen: erzähltes
Theater.«
Die
verrückte Gesellschaft
und ihre Kritiker
Von Peter Kern
Artikel lesen
Zu den Aufsätzen mit Briefen von Herbert Marcuse und Leo Löwenthal
»Der Autor zeigt uns die
beiden als intellektuelle Väter der Neuen Linken und mehr noch als
Antifaschisten. Man traut sich das Wort kaum mehr hinzuschreiben,
ist damit doch das Zerrbild einer auf Aggression gepolten
Widerständigkeit assoziiert, die in der zackigen Abkürzung Antifa
ihren Ausdruck findet.«
Literatur
furniert
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Überlegungen zu
Tendenzen gegenwärtiger Literatur
»Die
zeitgenössische 'woke', hypererregte Richterideologie, die Dominanz
der Moral über die Kunst, erfüllt auf erstaunliche Art und Weise die
Kriterien revolutionärer Literatur, wie sie einst Enzensberger
forderte. Lediglich das Vokabular ist ein anderes.«
Bach
meets Tarantino
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
László Krasznahorkais begeisternder
Monumentalroman
»Herscht
07769«
»Zwischenzeitlich wird man
an die Städte in den Western erinnert, in denen ein paar Desperados
die Bewohner tyrannisieren. Der deutsche Osten als wilder Westen.
Ein veritables Staatsversagen, oder besser: Staatsverlassen.«
Comics
und Politik
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Zwischen dem Barbaren als Kulturheld, internationalem Regionalismus
und
»political
correctness«.
Anläßlich des neuen Asterix, Band 39:
»Der
Greif«
»Asterix
ist eine Institution, auch wenn seine Erfinder René Goscinny
(1926-1977) und Albert Uderzo (1927-2020) schon tot sind, wird die
erfolgreiche Reihe fortgeführt. Warum?«
Rassismus
und erhöhter Blutdruck
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Christoph Türckes kleines kritisches Wörterbuch der neuen
politischen Schlagworte
»Er
führt vor allem nochmals pointiert seine dialektische Art zu denken
vor, um so in eine aktuelle politische Debatte einzugreifen, die
ansonsten von instrumentellem Sprachgebaren bestimmt ist.«
Als
Lesen noch geholfen hat
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Helmut Böttigers ergiebiger Spaziergang durch
»die
Jahre der wahren Empfindung«
»Die
Literatur zu Beginn der 70er Jahre wird in Anlehnung an Barbara
Maria Kloos, die damals wie so viele eine Literaturzeitschrift aus
dem Boden stampfte, als 'Abenteuerspielplatz' erzählt. Eine Matrize
nebst Umdrucker genügte, um Gedichte und Erzählungen zu
veröffentlichen. Ein Publikum fand sich fast immer. Es herrschte
Aufbruchstimmung.«
Von
Tennisspielern und
organisiertem Verbrechen
Von Peter Kern
Artikel lesen
Kai Lindemanns Essay
»Zur Praxis der herrschenden Klassen«
liest sich als spannende Kritik der politischen Ökonomie im
Neoliberalismus.
»Rackets sind
Beutegemeinschaften. Der Begriff hebt grell ins Licht, was die
Elitetheorie verschweigt, die Methodik der Mächtigen, das
Klassenverhältnis zu verdecken und den Klassenkonflikt zu
entschärfen.«
Stets
mittendrin, doch nie involviert
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
In
seiner Autobiographie
»Zeitreise«
erzählt der »große Journalist« Stefan Aust wie es war, am »Straßenrand der
Geschichte zu stehen«.
»Man
war nicht eigentlich links, eher ein wenig anarcho-liberal, kritisch nach allen
Seiten.«
Ultimo
- oder der triumphale Abgang
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Wieviel Wahrheit erträgt, wieviel Wahrheit wagt ein Geist?
(Nietzsche)
Günther Rühles merkwürdige Phantasmagorie
»Ein
alter Mann wird älter«
»Es
schauderte mich, als ich nachfühlte, ob ich noch Ich bin. Trockene
Tränen. Ich rief nach denen, die mich einst umlebten, und es kam
niemand.«
Leseprobe
Fatalismus
im Kubik
Von
Michael Helming
Artikel lesen
Der Auftakt zu einer neuen Oswald-Spengler-Schriftenreihe zeigt den
bekanntermaßen einsamen wie ängstlichen Philosophen des
»Untergangs«
mit letztlich bemerkenswert aktuellen Gedanken.
»...die
Sprache irrationaler Weltbilder und diffuser Ängste tritt in
greifbarer Deutlichkeit vor den Leser. Da ist ein Würfel aus dunkler
Energie. Ob Geschichte am Ende nicht doch zyklische Tendenzen hat?«
Nichtstun
oder
Mit Oblomow im Lockdown
Von
Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Gedanken zur Ambivalenz von Phlegmatismus und Stoizismus
»Selbst
zur Untätigkeit verdammt, wächst einem ja jemand wie Oblomow
durchaus ans Herz. Kaum ein Roman spiegelte die Situation während
des Lockdowns so gut wider wie dieses Stück Weltliteratur. Schaut
man sich aber an, was aus Oblomow wird, wie er degeneriert und in
sich zerfällt, so möchte man – verständlicherweise – lieber kein
#besondererheld sein.«
Genstruktur
statt Genesis
Von Peter
Kern
Artikel lesen
Der Nobelpreisträger Paul Nurse erläutert die fünf Antworten der
Biologie auf die Frage »Was ist Leben?«
»Nurse scheitert bei diesem Versuch, und wer seinem Scheitern als
Leser beiwohnt, hat viel davon, denn er kann die Logik des
Misslingens verstehen. Zudem bekommt, wer im Biologieunterricht
nicht recht aufgepasst hat, einen wunderbaren Nachhilfelehrer.«
Arbeit
am Lebensroman
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Paul Nizons
Journal 2011-2020 »Der
Nagel im Kopf«
»Nizon
hatte früher seine Texte zunächst auf Band gesprochen. Inzwischen tippt er sie
sofort in eine Schreibmaschine, was bisweilen zu Problemen führt, da seine
Apparate oft defekt sind. Er sucht ständig nach neuen alten Maschinen, ist dann
irgendwann glücklich, eine Olivetti Lettera 32 zu bekommen.«
Ein
Wissenschaftskrimi mit Tiefgang
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Die Rettung der Manuskripte Edmund Husserls durch den flämischen
Pater Leo Van Breda.
»Die
eigentliche Spannung von Der Pater und der Philosoph entsteht
aber aus der Differenz innerhalb der Universität Leuven, die sich
des Juden Husserl annimmt, aber insgesamt katholisch dominiert und
neo-thomistisch ausgerichtet ist.«
Der
einsame Krieg
des Leutnants Onoda
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Werner Herzogs späte Erzählung
»Das
Dämmern der Welt«
»Er
inszeniert sich als alter-ego Onodas, mit dem er eine ganze Nacht
lang gesprochen & dessen Vertrauen er gewonnen habe, weil der
bayrische Dschungelkenner dem japanischen Dschungelbewohner Fragen
habe stellen können wie kein anderer: zwei Dschungelkrieger auf
Augenhöhe unter sich.«
Glück
und Abschiedsschmerz
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Karl Heinz Bohrers dreizehn alltägliche Phantasiestücke über
»Was
alles so vorkommt«
»Ob
er über Filme, Kinderbücher, Freundschaften, Schlaflosigkeit, das Ressentiment,
das Alleinsein oder Fußball nachdenkt – vom allgemeinen geht es immer auch ins
Persönliche. Und um Lebensbilanzen, die etwas Endgültiges bekommen.«
Denker
zwischen Vorsokratik
und Sturmabteilung
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Über Lorenz Jägers
Heidegger Biographie
»Ein deutsches Leben«
»In
Bezug auf den Kern von Heideggers solipsistischem Denken als auch
hinsichtlich der recht verschwurbelten Formulierungen vergibt Jäger
zumindest anfangs die Chance, über Altbekanntes hinaus sich in
kritischer Auseinandersetzung dem Meister terminologischer Chimären
zu nähern – bzw. ihn weiter von sich weg zu schieben. Diesbezüglich
ist die exzellent geschriebene Biografie bis zu dem Kapitel über
Carnap ein wenig zu freundlich geraten und findet erst spät zu
kritischeren Tönen.«
Die
Entsorgung der Aura
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Wie Moritz Baßler & Heinz Drügh versuchen,
eine Ästhetik auf der Höhe
der Zeit zu formulieren und scheitern müssen.
»Wer
jetzt glaubt, die Lektüre des Buches sei überflüssig, irrt. Man
sollte es schon deshalb lesen, um künftig seine
gegenwartsästhetischen Erlebnisse auf ein Normalmaß zu beschränken.
Zur Abschreckung, sozusagen.«
Sein
& Werden
oder Wie ein alter Aussteiger junge Einsteiger motiviert
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Maria Speths dreieinhalbstündiger Dokumentarfilm
über einen Lehrer & seine Migrantenkinder.
»Als
Zuschauer & -hörer dabei zu sein, ist ein aufwühlendes, herrliches
Erlebnis der Anteil nehmender Menschenkunde.«
Fil
Freyd
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Artikel lesen
»Der Scharlatan« aus dem Nachlaß des Isaac B. Singer ist ein
Paradebeispiel jiddischer Erzählkunst.
»Singer
haut hier schon kräftig in die Tasten. Er operiert mit glücklichen
Zufällen und lässt das Schicksal walten, so wie er es braucht. Es
geht also hoch her und happig zu.«
Bunt
ist alle Theorie
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Hektor Haarkötters kurzweilige Kulturgeschichte der
»Notizzettel«
»Haarkötter beginnt ganz unaufgeregt mit der Nichtigkeit der kleinen
analogen Zettel und entwirft so eine sympathische, fragmentierte
Geschichte des vielfach gebrochenen Verhältnisses zwischen
Schreiben, Verbergen, Aufzeichnen und Vergessen, die ganz ohne Lob
des Digitalen und Großmeister-Allüren auskommt und dennoch
unvergleichlich viel mehr an Stoff bietet.«
Das
Brot der Erinnerung
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Bogdan
Wojdowski
rekonstruiert mit seinem
Roman
»Brot für
die Toten« die Hölle des Warschauer Ghettos und ruft die Vielfalt
des vernichteter jüdischen Welt wieder ins Leben.
»Mit den Stimmen der
Menschen, denen Wojdowski das stickele brojt der Erinnerung
reicht, bringt er zum Sprechen, was nach der Ideologie der Barbaren
nicht mehr hätte existieren sollen – die jüdische Ethik, deren
Quelle in der fortwährenden Vergegenwärtigung liegt.«
Ein
Blick aus der Neuen Welt
auf die Alte
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Bolivár Echeverrías Plädoyer für eine vielstimmige Globalisierung
»Die
westliche Energie- und Bio-Politik führt unausweichlich in eine
Sackgasse, wie sich gerade wieder am Beispiel Afghanistans ablesen
lässt. Bolivár Echeverría aus Mexiko, Homi K. Bhabha aus Indien, Rey
Chow aus Hong Kong oder Achille Mbembe aus Kamerun sind dagegen
wichtige postkoloniale Stimmen aus der Peripherie, auf die hören
sollte, wer eine menschliche Zukunft der Globalisierung denken will.«
Plädoyer
für Pragmatismus
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Über Nora Bossongs Essaysammlung »Auch Morgen«
»Es ist ein leider unzeitgemäßer Ton
geworden, dieses Plädoyer für das Pragmatische jenseits des Gestus all der- und
diejenigen, die mit ihren Maximalforderungen ultimative Aufmerksamkeit erzeugen,
weil sie geschickt an das angeschossene, schlechte Gewissen der Rezipienten
appellieren und mit 'How dare you?'«
Bäume,
Menschen
und signifikante Gleichartigkeit
Von Peter Kern
Artikel lesen
Über die zunehmende Bedeutung des
»Neuen Materialismus«
»Als wesenlose ist die
Natur das Material von Herrschaft. Ein Denken, das den Dingen und
Menschen ihr Ansichsein bestreitet, macht sich mit den herrschenden
Verhältnissen gemein, auch wenn es vermeint, aus ihnen auszubrechen.
Wer aus dieser Gedankenwelt ausbrechen will, muss sich nach einer
Metaphysik umschauen.«
&
der Grappa?
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Eine Anmerkung zu Dieter Richters
Salto-Band
»Con
gusto«
»Die
Veredelung des einst primitiven italienischen Tresterschnaps in eine
weit gefächerte Diversität edelster »Tropfen«, deren Vielfalt,
Qualität & Preise es leichthin mit dem schottischen Angebot an
Malt-Whiskys aufnehmen kann, ist wohl die erstaunlichste &
signifikanteste dieser kulinarischen Gewinne aus der Symbiose von
Deutschem Konsum & der cucina italiana.«
      
Die Mischung macht's
11 Büchertipps
mit Qualitätsgarantie ausgewählt von Herbert Debes
Zeitreise
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Philipp Sarasins
»kurze
Geschichte der Gegenwart - 1977«
»Präsentiert
wird eine immense Stofffülle.
Der Anmerkungsapparat umfasst insgesamt 1142 Endnoten (65 Seiten
werden hierfür benötigt, wobei es nahezu nur um die Nennung der
Quellen und weiterführenden Referenzen geht).«
Politische
Melancholie
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Susanne
Kerckhoffs »Berliner Briefe« sind
Momentaufnahmen der deutschen Befindlichkeit kurz vor Gründung der
beiden deutschen Staaten.
»Die Themen aus jener Zeit des Alliierten
Kontrollrats kreisen um die Erbschaft des Nationalsozialismus, die
Perspektiven des Sozialismus, den aufkeimenden Ost-West-Konflikt,
die Verantwortung gegenüber den Juden und den problematischen
Lebensalltag der Nachkriegszeit.«
Heidegger
in der Frisco Bay
Von Peter Kern
Artikel lesen
Jenny Odell und das Prinzip »Nichts tun« als Akt des politischen
Widerstands
»Das
Buch hält die Mitte zwischen einem Sachbuch, einem literarischen
Werk und einem Manifest. Solche Texte sind für oppositionelle
Individuen, die sich zu einer sozialen Bewegung sammeln wollen – und
für ein solches Publikum schreibt die Autorin - unverzichtbar.«
»...mit
der analytischen Kraft des Professors«
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Was an Hermann Kurzkes
»Handreichung für passionierte Leserinnen und Leser« vor allem auffällt, ist
dessen Beliebigkeit und
Gegenwartsabgewandtheit.
»Immerhin
erfährt der Leser, dass Rilkes "Panther" kein zoologisches Gedicht ist und Micky
Maus und Donald Duck moderne Versepen sind.«
Abschied
vom Jetzt
Von Lars Hartmann
Artikel lesen
Der Literatur- und
Kulturkritiker Karl Heinz Bohrer ist in London im Alter von 88 Jahren gestorben.
»Karl Heinz Bohrer war nicht nur ein Literaturwissenschaftler,
dessen Texte mich begeisterten, weil man sich an ihnen abarbeiten
konnte, sondern ebenso sehr ein streitbarer Essayist und zuweilen
auch ein Polemiker, Polterer und scharf im Urteil. Solche Stimmen
fehlen.«
Ein
maßloser Reigen
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Mathias Énards Roman
»Jahresbankett
der Totengräber« ist
ein
literarisches Feuerwerk aus Schicksalen, Tragödien und dem prallem Leben in der
französischen Provinz um Niort im Marais Poitevin.
»Und
nein, es erinnert nicht an Fellini, denn hier, bei Énard, ist es reines
Vergnügen.«
Hellsichtig
bis in unsere Tage
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Hermann Stresaus Tagebücher 1933-1939
Stresaus unspektakuläres
Leben im Dritten Reich sei »eines von Tausenden« gewesen, resümiert
er im Vorwort, um dann aber mit einem unausgesprochenen Stolz
hinzuzufügen, immerhin habe er in den zwölf Jahren aber zu jenen
gehört, »die lieber die Nachteile ihres Unglaubens trugen als die
Vorteile der Illusion«.
Quo
vadis
Betty?
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Georges Simenon Geschichte einer Befreiung
»Betty«
»Die
Umstände enthüllen sich dem Leser (und mit ihm auch Betty selber) erst nach und
nach. (...)
Die weiteren
Ereignisse (kein Wort hierüber in diesem Text) ergreifen den Leser, wühlen ihn
auf. So schnell wird man das nicht vergessen.«
Zeitgeschichte
in Schlaglichtern
Von Peter Kern
Artikel lesen
Jan Grossarths 27 Erkundungen
»Heiligenleuchten«
»Eine
Gesellschaft vom Irrsinn umstellt, die aus dem Bann böser Mächte
ausbrechen will, lernt man in Jan Grossarths Buch kennen. Das lässt
an die Irrenhaus-Witze der frühen Jahre denken: Der Direktor der
Anstalt zeichnet mit Kreide eine Linie auf den Boden, und verspricht
Freigang für jeden, der drunter durchkommt.«
Der
Unzugehörige
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Ulrike Edschmids fesselnder neuer Roman
»Levys
Testament«
»Man
fliegt durch das Buch, dieses skizzenhaft-schnörkellose, aber nie hastige und
bisweilen sogar epische Erzählen. (...) eine Mischung aus Hommage und
literarischer Biographie. Es ist ein kleines, großes Buch.«
Wer
schreibt?
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Frank Witzels
spannende Selbstbegegnung im Spiegel von Texten, Autorinnen und
Autoren.
Im
Zentrum steht die Frage, ob es überhaupt so etwas wie ein real
existierendes Ich gibt. Die Kernthese des Buches: »Die Annahme, es
gäbe ein Ich … ist irrig. Das Ich ist nicht zuerst da und denkt und
will, vielmehr konstituiert sich dieses Ich erst aus dem Denken und
Willen.«
Fundstücke
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Marcel Prousts frühe Erzählungen
»Der
geheimnisvolle Briefschreiber«
»Wer
sich unmittelbar auf die funkelnde poetische Kraft Prousts, die auch
in diesen bisweilen fragmentarischen Texten hervorleuchtet,
einlassen möchte, lese zunächst die Texte selber ohne jegliche
Einführung und Einordnungen.«
Vom
Green New Deal
und den grünen Marsmännchen
von Peter Kern
Artikel lesen
Perspektiven
eines Industriemodells der Zukunft
»Die
Gesellschaft, die mit ihren Steuermitteln einspringt, um die
gegenwärtige Krise zu bewältigen, hat sich das Recht auf einen
Strukturwandel erworben, bei dem es gerecht zugehen muss.«
Entdinglichte Welt?
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Byung-Chul Han schießt
mit seinem Essay »Undinge« weit über das Ziel hinaus.
»Entdinglichte Welt? Mitnichten! Ein bisschen weniger
Effekthascherei, etwas weniger Dramatik wäre angebracht. Muss jeder
Satz wirklich eine große These sein?«
Verpasste
Möglichkeiten
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Jürgen Brokoffs Studie
»Literaturstreit
und Bocksgesang«
entdeckt Zäsuren im Literaturdiskurs der 1990er Jahre – und verharrt leider
dort.
»Die
Herauslösung von Zitaten aus Sachzusammenhängen ist eher ein Vorgehen von
Populisten oder bestenfalls Rabulisten, die den Tenor, in dem ein Zitat zumeist
eingebettet ist, durch seine Absolutsetzung ausblenden und somit verfälschen.«
Der
Kriegsheld als Witzfigur
der Geschichte
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Franzobels schelmischer Roman über den spanischen Kolonialherren
Hernando de Soto
»De
Soto aber starb 'als ein Unglücklicher, ohne Beichte, und wir
zweifeln nicht, dass er in die Hölle geworfen wurde.'«
Mischung
aus Bombast & Schmock
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Christoph Ransmayrs
mißglückte, kurze Geschichte vom Töten
»Ransmayrs
Erzähler schmilzt während der 200 Seiten des Romans im
klimagewandelten Dauerkriegseuropa wie ein Schneemann in der Sonne.
Man kommt aus dem Bedauern nicht mehr heraus.«
Postume
Danksagung
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Guy de Maupassant würdigt Gustave Flaubert
»Maupassants Essay, mit
dem er auch der eitlen Nachrede des falschen Flaubert-Freundes Du
Camp widersprechen wollte, ist aus verschiedenen Gründen für
Flaubert-Interessierte von größtem Wert ...«
Aus
dem Alltag der Dinge
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Christoph Simon Texte über
»Die
Dinge daheim«
»Sie
erzählen, lamentieren, schimpfen, appellieren, monologisieren oder treten in den
Dialog mit anderen Dingen und manchmal sogar mit dem Menschen (der jedoch
schweigt). Sie behaupten sich, sie irren (ohne, dass es ihnen jemand sagt), sie
verzweifeln, sie sind arrogant oder bemitleidenswert.«
»Keine
Ferne macht dich schwierig«
Von Lars Hartmann
Artikel lesen
Dirk von Petersdorffs »Romantik. Eine Einführung«
»Um
aber überhaupt erstmal einen schönen und auch gut geschriebenen und
klugen Einstieg zu bekommen, greife man zu von Petersdorffs Buch. Es
ist im Blick auf die Facetten der Romantik weiter gefaßt und kommt
insofern auch unserem Alltagsverständnis entgegen, was wir im
gewöhnlichen Gebrauch unter Romantik verstehen...«
Statt
Traumschiff: Raumschiff!
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Klaus und Olivia Viewegs aufklärendes Bilderbuch, To Beam Or Not To
Beam? Die Literatur in Star Trek.
»Der Weltraum ist mitnichten weit und leer. Auch dort gibt es nicht
viel Neues zu erobern: was die utopische Novelle – und schon gar die
technische als science fiction – in ihn hineinprojiziert,
stammt allemal aus den ideologischen Traumresten der Kultur hier auf
der Erde.«
Findlinge,
gefunden
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Ein buntes Florilegium aus J.J. Sprengs verwildertem deutschen
Sprach-Garten
»Unter den zahlreichen
Sprichwörtern, die das Buch aus der Vergangenheit bewahrt, ist »Weit
beherret und nahe befreundet« in einer Feudalgesellschaft damals
(wie auch heute) beherzigenswert: es »ist ein Rat der Alten, daß man
sich weit von den Herren anbaue, damit man nicht immer dem Hofe
dienen und frönen müsse, und daß man hingegen näher bey den Seinigen
wohne, damit man Rat und Trost von ihnen haben, und ihnen geben
könne«.«
Keine
Macht für niemand
Von
Peter Kern
Artikel lesen
In seiner
spannenden Arbeit »Gewaltkritik« untersucht Wolfgang Bock
Politik, Populismus und Parlamentarismus bei Walter Benjamin, Carl
Schmitt, Georges Sorel und Giorgio Agamben.
»Der Messianismus in
Bocks Fassung ist das Prinzip, ein aufgeklärtes, mit allen Mitteln
gewaschenes politisches Vermögen stark zu machen, um den
gegenwärtigen Dunkelmännern und -frauen den Weg zu verstellen. Man
muss die Giftstoffe der Neuen Rechten kennen, um ein Vakzin zu
entwickeln.«
Ach,
so kleine Geister
Von Lothar Struck
Artikel lesen
»Machtverfall«
titelt Robin Alexander seinen ernüchternden Report
über
Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik.
»Es
ist Ende Mai 2021 und bis zur Bundestagswahl sind es noch knapp vier Monate. Die
Regierungspartei CDU hat noch nicht einmal ein Wahlprogramm verabschiedet.
Stattdessen häufen sich in CDU und CSU Korruptionsvorwürfe und Ungereimtheiten.
Droht der CDU das Schicksal anderer konservativer Parteien in Europa? Angela
Merkel, die scheidende Kanzlerin, war lange der "kleinste, gemeinsame Nenner
einer entpolitisierten, risikoscheuen Gesellschaft". Sehen wir jetzt das
Resultat?«
Reflexionen
über unser Gewordensein
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Steffen
Menschings Gedichtband
»In
der Brandung des Traums«
»Leicht
aber nie seicht, weltzugewandt, manchmal idealistisch, aber nie utopisch.
'Jemand,
der grundlos so / freundlich war, konnte nur /
völlig verrückt sein.'«
Mikrophysiker
der Macht
Von Peter Kern
Artikel lesen
Joseph Vogls kurze Theorie der Gegenwart
»Kapital und Ressentiment«
»Wenn, so schätzt man, fünfzig Mal mehr Geld nach Verwertung
sucht, als welches in Produktionsprozessen steckt, dann sind
profitable Investitionschancen knapp. Dann japst das Geld nach der
Verwandlung in stoffliche und menschliche Warenkörper, um mehr Geld
zu werden.«
Nichts
ist hier sicher
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Judith Hermanns neuer Roman
»Daheim«
»Dank
an Judith Hermann, dass sie keinen Thesen- oder Bekenntnisroman
geschrieben hat, sondern erzählen wollte. Vielleicht beurteilt man
den Roman in zehn oder zwanzig Jahren, wenn Judith Hermann weitere
Erzählungen und Romane vorgelegt hat, als ein Puzzleteil eines groß
angelegten, aber sanft daherkommenden Generationenzyklus.«
Briefromänchen
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Thea Dorns Briefe an Max spenden
keinen »Trost«
»Die Autorin macht es der Kritik allerdings ziemlich leicht.
Denn die hyperventilierende Mischung aus Selbstmitleid und Wut, die
sich unter anderem in zeitweiliger Großschreibung und inflationären
Ausrufezeichen zeigt und die man eher in einem Internetchat vermuten
würde und gleichzeitig die halbgaren Versuche,
existentialphilosophische Erkenntnisse über den Tod in der Gegenwart
zu formulieren ermüden den Leser rasch.«
Auftanken
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Florian Werners Liebeserklärung an die Raststätte
»Florian Werners
Ortsbesichtigungen & Personenbeschreibungen sind das eine; das
andere seine gründlichen Recherchen nicht nur über Garbsen Nord,
sondern auch über Herkunft, Geschichte & Gegenwart der deutschen
Autobahnraststätte im Allgemeinen.«
Zukunftshumoreske
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
In
seinem Roman »Die
Kandidatin« spielt
Constantin Schreiber mit den politischen Möglichkeiten unserer
Zeitgeistdiskussionen
»Die
Figuren bleiben am Ende so unangreifbar weit entfernt wie die 20+x-Jahre, die
der Roman in der Zukunft spielt. Zur Verteidigung wäre einzuwenden, dass man von
einigen Wendungen gar nicht mehr so weit entfernt zu sein scheint. Das
schockiert dann doch ein wenig und lässt den Blick auf die Gegenwart milder
werden. Noch.«
Chinas
eindimensionale Gesellschaft
Von Peter Kern
Artikel lesen
Wolfgang Müllers freundlicher Blick auf die Weltmacht China wirft viele Fragen
auf.
»Wer
einmal ein in China agierendes deutsches Unternehmen besuchen konnte, hat den
Katzentisch gesehen, an dem der Vertreter des Allchinesischen
Gewerkschaftsbundes Platz nehmen durfte. Der Platzhirsch vor Ort war der
Bürgermeister, in eins Vorsitzender der regionalen Parteigliederung und Chef der
Polizei.«
Geselligkeitszonen
Von
Lars Hartmann
Artikel lesen
Marc Augés Liebeserklärung an »Das Pariser Bistro«
»Wenn das Bistro ein romanesker Ort ist, dann vor allem in dem Sinn,
dass es der Fantasie Fragmente von Geschichten darbietet, die sich
gerade abspielen und deren Vorgeschichten oder Fortsetzungen sich
jeder, dem danach ist, (…) ausmalen kann.«
Magischer
Mikrokosmos
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Peter Stephan
Jungk »Marktgeflüster« nimmt uns mit auf den Marché d'Aligre in
Paris
»Man kommt am Ende des
Buches nicht davon los, dass die Erzählung des Heimatgefühls des
Erzählers für diesen Markt eine Art Abschied darstellt, ein Abschied
von einer Zeit, die nicht mehr wiederkommen wird. Wie schön, dass
sie nun festgehalten ist.«
»Leben
in
friedlosem Frieden«
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Beatrix Langners zorniger Roman
»Der
Vorhang«
Von Ferne erinnert man sich bei Langner Erzählerin an einige Figuren von
Heinrich Böll, die an ihrem Unwillen, sich mit den Verhältnissen abzufinden und
diese stattdessen in ihrem Sinne zu gestalten, zerbrachen.
Leseprobe
Ein
Sonnenkäfer im Archivdunkel
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Zu Mary Warburg: Porträt einer Künstlerin
»Nicht ist hier also zu fragen, ob Marys Arbeiten dem absterbenden
Formbegriff ihrer Epoche entsprechen, sondern danach, ob sie nicht
vielmehr als die Vorboten einer kommenden Zeit anzusehen sind, die
stärker die Entstehungsbedingungen weiblicher Kunst in den Blick
nehmen?«
Die
programmatische Essenz
eines Lebens
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Ulrich Peltzers Bildungsroman
»Das
bist du«
»Nach
nur wenigen Seiten sitzt man im Sound des Romans wie in einem bequemen Sessel.
(...)
Peltzers Erzähler sucht nicht nach der verlorenen Zeit, sondern (er)findet
Entwicklungen, reflektiert über das Gewesene, ohne Melancholie und Bitternis
aber – und das macht den Roman so lesenswert – auch ohne Verklärung.«
Der
Verwandlungskünstler
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
In seinem neuen Buch
»Der
grosse Kalanag«
erzählt uns Malte Herwig
wie
Hitlers Zauberer die Vergangenheit verschwinden ließ und die Welt
eroberte.
»Der
große Kalanag blickte hinter die Kulissen seines eigenen Lebens und
entdeckte dort eine große Leere.«
Angstobjekt
oder goldene Banane?
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Gefährliche Natur, gefährliche Unnatur: Darf man die Schöpfung
straflos infrage stellen? Zu Christoph Türckes Kritik eines
Machbarkeitswahns.
»Die radikale Dekonstruktion aller vorgegebenen Geschlechtsidentität
mündet in eine hemmungslose (Selbst) Schöpfungstheologie.«
Leseprobe
Das
unbekannte Meisterwerk
Eine Anzeige von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Der magische Realismus des Fritz Lehner & seine
Schubert-Phantasmagorie »Mit meinen heißen Tränen«
Wenn (Udo Samels)
Schubert am Klavier eines der traurigsten Lieder der »Winterreise«
singt, wird allein dadurch die »poetische Schönheit der Kunst« auf
die verzweifelte Prosa des elenden Lebens heruntergebrochen. Diese
Engführung des gesangsfernen Schauspielers mit dem Kunstlied
Schuberts, das hier gewissermaßen im literarischen Rohzustand
erscheint, bringt die existenzielle Wucht zum Glühen, mit der Lehner
von der herzzerreißenden Verlassenheit des sterbenden Komponisten
erzählt.
Erzählen
ist ein gefährliches Spiel
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Anna Baars anarchischer, überbordender Roman »Nil«
»Und nennt mir…die Dichter nicht Profis noch Meister! Selbst der
größte von ihnen ist bloß ein Zauberlehrling, ruft sich alles
herbei, ohne den Spruch zu kennen, es wieder loszuwerden.«
 Ein
Typus wird entdeckt
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Heinrich Mann zum 150. Geburtstag
»Wie Moliere z.B. in
Tartuffe einen menschlichen Typus dingfest gemacht hat, der
wiederkehrt & überdauert, selbst wenn der ursprüngliche Schmierstoff
des Katholizismus heute im Schwinden ist, so stellte uns Heinrich
Mann den Untertan als Typus in seiner ersten deutschen Erscheinung
vor Augen. (...) Vielleicht tut man als Deutscher gut daran – um zu
wissen, wer man ist – in jedem Jahr einmal Lessings »Minna von
Barnhelm« & Heinrich Manns »Der Untertan« zu lesen.«
Eine
Collage aus Perversion
und extremer Gewalt
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Boris Luries Roman verbindet die Gewalt der Konzentrationslager mit
der zerstörerischen Energie der Kultur- und Sexindustrie.
»Die
No!Art ist eine Art Antikunst, die sich gegen die Pop-Art und den
abstrakten Expressionismus richtet und Faschismus, Rassismus und
Sexismus attackiert. Es ist zudem eine Reflexion jenes Abschaums und
jener Verbrechen, mit dem die Massenmedien die Gemüter der damaligen
Zeit überfluteten.«
Ein
melancholischer Refrain
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Patrick Modianos neuer Roman
»Unsichtbare
Tinte« ist
eine Allegorie auf
das menschliche Erinnerungsvermögen.
»Sich
der Wechselwirkung zwischen Erinnerung und Vergessen aussetzen. Mehrdeutigkeiten
nicht ablehnen, sondern auszuhalten. In dieser Tradition steht dieser kleine,
schöne, zart daherkommende Roman.«
Wer
ist zu beklagen? Sozialdemokraten!
Von Peter Kern
Artikel lesen
Der linke Vordenker Niels Heisterhagen fordert
eine
»sozialdemokratische
Verantwortungslinke«
»Es lag nicht daran, dass
die SPD auf ihren Plakaten zu wenig gegendert hat. Woran die Misere
der Partei liegt, bei Niels Heisterhagen kann man es nachlesen. Sein
Buch mit dem etwas groß geratenen Titel Verantwortung listet
auf, was der heutigen Sozialdemokratie abgeht.«
Der
den Wind sucht
Ein Hinweis von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Fernab
des kulturellen Epizentrums Paris
lebte und
arbeitete der literarische Solitär Georges Perros in der bretonischen
Hafenstadt Douarnenez im
Finistère.
»Perros
Klebebilder versprühen eine dem Tod abgetrotzte Heiterkeit. Es geht um
Lebenslust, Liebe, Literatur, Landschaft und Leute, um Malerei und Mallarmé, das
Meer, Valéry sowie die Beziehung zwischen Kierkegaard und Regine Olsen. Und
vieles mehr.«
Leibarzt
& Blitzableiter
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Peter Fabjans »Rapport«
über sein
Leben an der Seite von Thomas Bernhard
»Im
Zusammensein war mir das ständige Wechselbad der Gefühle eine harte Schule.
Thomas konnte von übermäßiger Warmherzigkeit an einem Tag zu Eiseskälte am
anderen wechseln, eine der ihm wichtigen Selbstbehauptungsstrategien.«
Leseprobe
»Und
das war alles.«
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Elisabeth Edl hat Gustave Flauberts
»Erziehung zur Männlichkeit« neu übersetzt.
»Noch nie hatte ich bei einem Klassiker so bedrängend die
Vision, lesend ihn als den Film zu sehen, nachdem das
Buch als seinem eigentlichen ästhetischen Ziel zu verlangen schien.
Etwa derart, wie Marx das Entwicklungsgesetz der Ökonomie
beschreibt: wenn die Produktivkraft sich so steigert, dass sie die
bislang bestehenden Produktionsverhältnisse sprengt.«
Leseprobe
Die
Leibseele und ihr Schatten
im 21. Jahrhundert
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Zu
Thomas Fuchs' »Verteidigung
des Menschen«
- Grundfragen einer verkörperten Anthropologie.
»Der
Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs tritt ein für eine
phänomenologische Anthropologie als körperliche Bedingung des
menschlichen Geistes, gegen einen Naturalismus und einen Szientismus,
die epistemologisch aus dem Ruder gelaufen sind und ihr Subjekt
verloren haben.«
Prunk,
Mode und Singularisierung
Von Peter Kern
Artikel lesen
»Individualismus
ist heutzutage in.«
(HR
3-Moderator)
»Bei
Reckwitz agiert diese Welt bloß im Hintergrund, und sie hat keine
Formbestimmung, ist nicht vom prozessierenden Wert geprägt. Auf der
Vorderbühne tummeln sich die nach Aura buhlenden Waren.«
»All
in«
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Ludwig Fels' neuer Roman
»Mondbeben«
Eine
»Parabel?
Ein Lehrstück? Von allem etwas? Es kann bisweilen eine Stärke sein, dass sich
eine Prosa nicht sofort kategorisieren lässt, daß die Fragen im Verhältnis zu den (vermeintlichen) Antworten
überwiegen, alles in der Schwebe bleibt, und das einem die Personen so schnell
nicht mehr aus dem Kopf gehen, auch wenn das Buch schon längst im Regal steht.«
Wie Verzweiflung die
Revolte gebiert
Von
Gregor Keuschnig
Text lesen
Ludwig Fels' großartiger Roman »Die Hottentottenwerft« erinnert an
Georg Büchners Credo, zu
versuchen,
gegen
die Widerwärtigkeiten
der Herrschenden,
ein guter Mensch zu sein.
»Es sind Figuren, die unrettbar in ihren Kausalitäten verstrickt sind. Mohr ist
am Ende die einzig moralisch integre Person. Zuweilen erinnert er an Büchners
Woyzeck – beides Schlaflose, beide gefangen in einer hoffnungslosen Liebe und
beide Spielfiguren im Weltenlauf.«
Avancierter
Feminismus
- radikale Kritik heißt triggern
Von
Lars Hartmann
Text lesen
Die erste
Dokumentation zur radikalsten Zeitschrift der westdeutschen
Frauenbewegung »Die
schwarze Botin«
»Sie
wollten mit einer Fackel ausleuchten und oft auch mit der Feder
umbringen. Von links her und einerseits in der Tradition Kritischer
Theorie und doch darüber hinaus. Insofern ist dieses Buch auch für
eine feministisch inspirierte Kritische Theorie spannend.«
In der Gegend meiner selbst
Eine virtuelle Ausstellung
von Jürgen Nielsen-Sikora
Bilder & Texte
»Leben
heißt aufnehmen. Was man Inspiration nennt, sind nur jene besonderen
Momente, in denen die menschliche Wachswalze die passende Nadel
trifft.«
(Georges Perros)
»Bilder
aus der Vergangenheit,
die im Kopf abstürzen wie Flugzeuge aus heiterem Himmel.«
(Peter Handke, Das Gewicht der Welt)
Lob
des Zweifels
Von Wolfgang Bock
Text lesen
Sedimente einer Perspektive der Verdachtsmomente auf die
Arbeitskultur.
Peter Kerns »Die Angestellten zwischen Büroalltag und
Fluchtphantasie.«
»Thema
des Buches ist das Ethos und es handelt sich damit um eine kleine
Sittenlehre für Menschen, die in komplexer Reproduktion nicht nur
ihre Arbeitskraft, sondern auch ihre Seele zu verkaufen genötigt
sind.«
Ein
seltsamer Abschied von der Literatur
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Durs Grünbeins
Oxford Lectures
»Jenseits
der Literatur«
»Wir bemühen uns um eine Photosynthese der Worte und der Bilder. Die
Worte arbeiten an der Überlieferung, die Bilder erreichen uns immer
aus einer kleinen Zukunft, die schnell Vergangenheit wird. […] Jeden
Tag treibt uns Geschichte, diese brutale Übersetzung der Zeit in
eine kollektive Erzählung, aus uns selbst heraus und verwirrt unsere
Imagination. Der Dichter ist nur einer von vielen, sein Problem ist
es, die Prätentionen des Dichtertums abzulegen.«
Kein
Glück in Libreville
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Georges Simenons
atmosphärisch dichter
'roman
durs' »Tropenkoller«
»Ihre
Kraft, ihre Gesänge, mit der sie das Boot traumwandlerisch
sicher rudern und steuern, ihre Nacktheit, ihr Dasein in dieser Welt
– alles imponiert ihm. Dazwischen er, der Weiße, der eigentlich
nichts von ihnen weiß, dessen Machtinsignien Alkohol, Zigaretten
und, vor allem, der Tropenhelm ist. Joseph ahnt zum ersten Mal: Er
hat hier nichts zu suchen.«
Realismus,
Antirealismus & überhaupt
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Dietmar Daths
»Stehsatz«
ist die erweiterte
und überarbeitete Version eines Klärungsversuchs in persönlicher und
allgemein literarischer Sache, den der Autor im Januar 2020 in
Göttingen als Lichtenberg-Poetikvorlesung unternommen hat.
»Du
darfst bei der literarischen Arbeit von Moral ausgehen, aber nicht
auf sie hinauswollen.«
Metamorphosen
der Vernichtung
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
Eine Geschichte des Krieges vom 19. Jahrhundert
bis in die Gegenwart
»Die
Schlachtfelder und Schützengräben von einst wichen den Guerillas,
dem Terror und den Drohnen – Symbol-instrumente für einen Krieg ohne
Schlacht.«
Nicht
der »Nigger«, sondern »Niemand« verschwindet
Von Martin Lüdke
Text lesen
Joseph Conrads früher Roman »Der Nigger von der ›Narcissus‹« – in
neuer Übersetzung mit dem fatal absurden Titel »Der Niemand von der
›Narcissus‹.
»Es ist eine Fälschung der Geschichte, und eine Verleugnung des
geschehenen Unrechts, wenn wir heute so tun, als seien die Nigger
keine Nigger gewesen. Ihre Bezeichnung – als Nigger – ist das
Mahnmal unserer Schuld. Denn wir, die Weißen, wir haben sie zu
Niggern gemacht. Wir haben sie ausgebeutet, gequält, ermordet. Und:
nicht als Menschen anerkannt. Joseph Conrad wusste, warum er seinen
Helden den »Nigger von der ›Narcissus‹« nannte.«
 »Immer
voran«
Von Lothar Struck
Text lesen
Sämtliche
Texte von Wolfgang Welt
zu Musik und Literatur sowie seine
literarischen Erzählungen sind im Verlag Andreas Reiffer
herausgegeben von Martin Willems erschienen. Und das ist ziemlich
großartig.
Der
Trost liegt in der Zukunft
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Richard Fords neun neue Erzählungen
»Irische
Passagiere«
»Fords
Erzählband erzeugt in Zeiten sich potenzierender Krisen und
Konflikte eine bisweilen beruhigende Aura des Optimismus. (...)
Bleibt nur noch eine Frage: Was macht eigentlich dieser Frank
Bascombe?«
Leseprobe
Nachruf
auf eine ferne Zeit
Von Wolfram Schütte
Text lesen
Franco Morettis überraschende Schlaglichter auf
»Szenen amerikanischer
Kultur«
»Immer geht es dem
Italiener-in-den-USA in seinen brillant evozierten, vielfältig
durchleuchteten & kritisch durchdachten Szenen amerikanischer Kultur
darum, sich, seinen Studenten & uns europäischen Lesern klar zu
machen, warum wir alle unter der kulturellen »amerikanischen
Hegemonie« leben.«
Intellektuelle
und Symbolfigur
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Text lesen
Benjamin Mosers opulente Susan-Sontag-Biographie
»Sie
repräsentierte die Hoffnung auf ein Amerika der Toleranz und Diversität, dessen
Teilnahme an anderen Nationen frei von Chauvinismus war. Sie stand für die
soziale Rolle der Künstler und zeigte, wie Künstler politischer Tyrannei
widerstehen können.«
Lebendige Klassiker:
Jede Leser*innen-Generation
hält durch ihre Lesart die Klassiker
am Leben.
»By
a Lady«
Von Paulina Zimmermann
Text lesen
Kunst oder Kitsch?
Über Jane Austen und ihren Roman
»Stolz
und Vorurteil«
–
»It
is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good
fortune, must be in want of a wife.«
Mut
zur Erwachsenheit
Von Lothar Struck
Text lesen
Alexander Kissler Suche
nach Wegen aus der
selbstverschuldeten Unreife
»Die
infantile Gesellschaft«
»Eine
Regierung kann sich Vertrauen ausschließlich durch bewiesene Kompetenz
verdienen, nicht dadurch, dass sie sich zum Konzept einer vertrauensvollen
Beziehung bekennt.«
La
Bohème im Silicon Valley
Von Peter Kern
Text lesen
Anna Wiener geht durch
ein tiefes Tal
»Das
große Verdienst des Buchs: Will man wissen, wie die nahe Zukunft der
Beschäftigungsverhältnisse hierzulande aussehen kann, bekommt man eine Ahnung.
Diese Ahnung könnte sich in Kürze weiter verdichten; kalifornischer Geist wird
bald in der Mark Brandenburg wehen. Der Herr über Tesla hat schon deutlich
gemacht, was er von deutscher Unternehmensmitbestimmung hält, nämlich nichts.«
Die
doppelte Annette
Von Lothar Struck
Text lesen
Anne Webers
biographisches Versepos über das Leben der Anne Beaumanoir
»Die
Moral von der Geschichte ist die nicht zu beseitigende Ambivalenz
zwischen Aktion und Reaktion. Oder, wie die Autorin in ihrem
Zeitreisetagebuch 'Ahnen' 2015 geschrieben hatte, zwischen "Real und
Ideal'.«
Leseprobe
Recht
geschickt im Selbstwiderspruch
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Ijoma Mangolds unterhaltsames
politisches Tagebuch
»Der
innere Stammtisch«
»Mangold
spielt eine Mischung aus intellektuellem Freigeist und Dandy und
suggeriert in seinen Notaten zu Beginn, dass die bisweilen
ketzerischen und/oder unorthodoxen Gedankengänge niemals an die
Öffentlichkeit kommen. Natürlich glaubt man ihm kein Wort.«
»Ich
ist ein anderer, der ein anderer ist«
Von Lothar Struck
Text lesen
Leopold Federmair widmet sich hingebungs- und verdienstvoll dem Werk
des argentinischen Schriftstellers Ricardo Piglia.
»Erzählen
ist wie Pokern: Das Geheimnis besteht darin, als Lügner zu
erscheinen, wenn man die Wahrheit sagt«,
so zitiert Federmair Piglia. Man muss diesen Aphorismus zweimal
lesen, um seine Bedeutung zu verstehen. In Zeiten, in denen
Authentizität wie auch Identität als höchste literarische Qualitäten
gelten, mutet er fast unverschämt an. Piglias Intention liegt darin,
Fiktionalität und Realität ununterscheidbar zu machen und die
unselige Frage, was real und was Erfindung ist, nicht nur
aufzuheben, sondern ad absurdum zu führen.«
Zwischen
den Trümmern
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
Ein neues Kapitel in
Annie Ernaux' Geschichte ihrer Herkunft »Die Scham«
»In der
schlecht beleuchteten Vorratskammer hatte mein Vater meine Mutter
mit der einen Hand an der Schulter oder am Hals gepackt. In der
anderen hielt er das Beil, das er aus dem Klotz gerissen hatte.«
Leseprobe
Mißlungener
Abschied von den Eltern
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Frank Witzels
autofiktionaler Roman »Inniger
Schiffbruch«
unterliegt einer überorchestrierten Assoziationsmanie.
»Damit
er nicht an seiner seltsamen Melange aus Hochmut einerseits und
Selbsthass andererseits erstickt, stellt er beides aus wie ein
restaurierungsbedürftiges Möbelstück, dem man seinen
erbarmungswürdigen Zustand als Patina anrechnen soll. Am Ende kann
es sich der Erzähler in seiner Opferrolle bequem machen.«
»Alle
Dinge sind an sich selbst widersprechend.«
Aktuelle
primäre und sekundäre Lesetipps
von & zu
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
Zu den Büchern
Very
british, indeed!
Von Wolfram Schütte
Text lesen
Ulrike Draesner biographischer Roman-Hybrid »Schwitters«
Eine an den Lebenswendepunkten lokalisierte, sprachlich vielfältig
instrumentierte Roman-Phantasie, die sich an Kurt Schwitters
bewegtem Lebensweg orientiert.
Letzte
Worte
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Gesine Palmers Bericht aus der Zollbude des Todes
»Tausend Tode. Über Trauer reden«
»Wenn
man nicht wüsste, dass sie tatsächlich so ihr Brot verdient, lesen
sich die Beschreibungen, als hätte sie sie erfunden. Einfühlsam und
spröde verfasst sie so eine kluge Selbstreflexion der eigenen
Tätigkeit und des eigenen Lebensweges.«
 »You'll
never walk alone«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Über die
Evolution des modernen europäischen Fußballs und das Stadion als
Ritual von Intensität.
Selten jedoch habe ich Bücher gelesen, die so fundiert, so
kenntnisreich über den Fußball sprechen wie Michael Cox'
»Umschaltspiel« und Hans Ulrich Gumbrechts »Crowds«.
Buch
des Übergangs
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Der Band 3 der kritischen Hannah Arendt-Gesamtausgabe bringt sechs
Essays der Vernunft
und »Die
verborgene Tradition«
»Durch
die Verrohung von Politik, Anstand und Sitten durch idiotische
Machthaber und den geifernden Teil des Volkes ist Hannah Arendt nach
wie vor die beste Medizin, um sich gegen jene Anti-Vernunft zu
impfen, der wir sonst mehr und mehr hilflos ausgesetzt wären.«
Zeitgeschichte
und Liebesdrama
Von Sigrid
Lüdke-Haertel
Artikel lesen
Richard Russos großer Roman über die kleinen Irrtümer im Leben
»Seit 2010 erscheinen seine Bücher, Romane, Erzählungen im DuMont
Verlag, aber richtig durchgesetzt hat er sich bei uns – noch –
nicht. Vielleicht gelingt es ihm jetzt mit »Jenseits der
Erwartungen«.
»…und
las vieles neu.«
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Thorsten Carstensen sammelt Aufsätze über Peter Handke als Leser
Der »Handke-Kanon« zeigt eine große ästhetische Bandbreite. Wie kann
jemand, der Gerhard Meier schätzt, gleichzeitig Wolfgang Welt
goutieren? Warum hört man von Handke eher Zurückhaltendes von der
Literatur Knausgårds,
der doch ähnlich wie Welt ein chronologisches und praktisch
ungeschütztes Erzählen praktiziert? Welche Kriterien legt ein
Vielleser wie Peter Handke bei der Lektüre und »Förderung« von
Autoren an?
Leseprobe
Akademische
Festreden
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Umberto Ecos Redensammlung
»Der
ewige Faschismus«
als notwendige intellektuelle Impfung.
So
handlich wie es ist, so sind seine Aussagen doch keineswegs banal
und zu unterschätzen. Sie haben, eingedenk der möglichen
Vergeblichkeit der Aufklärung, ihre Gültigkeit bis heute leider
nicht verloren.
Leseprobe
Space
Trips
und die Frage nach dem Warum
Von
Thomas Hummitzsch
Artikel lesen
Kultautor und Vielschreiber Dietmar Dath setzt seine
Ergründungen des Utopischen fort.
Neben seinem neuen Roman ist ein alle Dimensionen sprengender Essay
zu Kultur und Einfluss der Science Fiction erschienen.
Das
Projekt Mussolini
Von Lars Hartmann
Artikel lesen
»Damals
waren wir eine kleine Schar, heute sind wir Legionen.«
Antonio Scuratis dokumentarischer Roman
»M.
Der Sohn des Jahrhunderts«
»...
trotz all der Fakten kommt mir Scuratis Mussolini nicht wirklich
nahe. Vielleicht wäre eine wilde Fiktion, die konstruiert und
fabuliert, ästhetisch dazu geeigneter gewesen. Scrivi
pericolosamente!«
Leseprobe
Autohagiographie
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Ernst Lothars Erinnerungen
»Das
Wunder des Überlebens«
wurden neu aufgelegt.
»Er
macht sich keine Mühe, die politischen Implikationen
Österreich-Ungarns, die Strukturen der Minderheiten in dem
Staatsgebilde oder gar die Ursachen des Krieges zu analysieren.
Stattdessen sucht er nach dem Krieg Sigmund Freud auf, um sich
erklären zu lassen, wie er den Verlust seiner Heimat überwinden
könne.
Freuds
Antwort in der Beschreibung dieses Gesprächs ist einer der
Höhepunkte des Buches.«
Leseprobe
Von
Gefühlsmaschinen und Kinderengeln
Oder: Die theologischen Grenzen der optischen Metaphern.
Von
Wolfgang Bock
Artikel lesen
Zu Peter Høegs Roman
»Durch
deine Augen«
»Eine Rose, ein
Extrablatt, ein Einstellungsbogen und eine Notiz in einem
Terminkalender – das sind die Beweisstücke in dem neuen Roman des
dänischen Erfolgsautors Peter Høeg. Er macht daraus eine als
Science-Fiction Geschichte getarnte Elegie über Kinder und
Schutzengel, in der praktischerweise diese Kinder zu ihren eigenen
Hütern werden.«
Leseprobe
Elogen
an den Augenblick
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Andrzej Stasiuks
»Beskiden-Chronik«
besteht aus
76 funkelnden
Feuilletons und
poetischen Minitauren
»Es
gibt niemanden, der den Osten mit seinem "vieldeutigen Reiz" in
derart kraftvoller, poetisch-ruppiger Ehrfurcht erzählt wie Andrzej
Stasiuk.«
Leseprobe
Der
weibliche Sisyphos oder
Aufrechter Gang mit Ungehorsam
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Anne Weber erzählt von einer Heldin & demonstriert dabei ihre
literarische Arbeit.
»Wenn
Anne Weber ihre ikonische Revolutionärin immer wieder motiviert
sieht durch die Lektüre der Romane André Malrauxs, so erblickt sie
ihre unvergleichliche Heldin zuletzt in der Camusschen Metapher des
Sisyphos:
»Der
Kampf, das andauernde Plagen und Bemühen hin zu großen Höhen, reicht
aus, ein Menschenherz zu füllen«.
Heldendämmerung?
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Ulrich Bröcklings Zeitbild
»Postheroische
Helden«
Bröcklings zentrale These lautet, dass es eine Gleichzeitigkeit von
Heroisierungen und Deheroisierungen gibt. Dieser Parallelaktion
spürt er nach, denn:
»Weder
sind heroische Subjektanrufungen bloß anachronistische Restbestände
einer verflossenen Epoche, noch impliziert die Diagnose einer
postheroischen Gegenwart, diese sei per se heldenlos oder
heldenfeindlich. Beide Momente sind ineinander verschränkt.«
Leseprobe
Der
Empathiker
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Warum Navid Kermani ausgewählte seiner Reden gesammelt hat.
»'Wo ich bin, ist
Deutschland', entgegnete einst
selbstbewusst der von Nazideutschland ausgebürgerte Literaturnobelpreisträger
Thomas Mann. Es könnte auch der eingebürgerte Sohn emigrierter Iraner von sich
als deutscher Schriftsteller sagen. Aber derartiges sagt Navid Kermani
selbstverständlich nicht; jedoch als Redner handelt er so, dass
wir es von ihm sagen müssten.«
Leseprobe
Wird
die Zukunft solidarischer?
Von Phillip D. Th. Knobloch
Artikel lesen
Ein Blick zurück und nach vorn mit Heinz Budes Werk über
»Solidarität«
»Manchmal
muss man Begriffe in Frage stellen, um weiter
etwas mit ihnen anfangen zu können.
Das ist offenbar beim Begriff
der Solidarität der Fall.«
Leseprobe
Überwältigendes
Portrait einer Epoche
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Jens Malte Fischers lesenswerte Biographie
»Karl
Kraus - Der Widersprecher«
»Fischer
hat Kraus' Lebenszeit in seiner monumentalen und neue Maßstäbe
setzenden Biografie schlichtweg grandios eingefangen. Dafür gebührt
ihm vorzügliche Hochachtung, großer Dank und Respekt. Wäre das Buch
ein Theaterstück, so risse es das Publikum aus seinen Sitzen und
würde von tosendem Applaus getragen.«
Leseprobe
Goldrausch
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Spektakel, Stadtzerstörung und Kulturindustrie in Paris 1851-1871.
Zu Walburga Hülk,
»Der
Rausch der Jahre. Als Paris die Moderne erfand«
Es ist
die Zeit des Übergangs von den feudalen zu den hochkapitalistischen
Strukturen, die in dieser Regierungsform nicht repräsentiert waren.
Diese Ungleichzeitigkeit macht den Mythos des erneuerten
Kaiserreichs aus, der Paris als glanzvolle Lichterstadt
miteinschließt.
Warten
auf bessere Zeiten
Von Herbert Debes
Artikel lesen
Unterstützen Sie in Ihrer Stadt Ihre lokalen Autoren und
Buchhändler!
Stefan Geyer ist nach seinen Anthologien »Frankfurter
Wegsehenswürdigkeiten«, »Vom Glück, Fahrrad zu fahren« und
»Gefangen« mit »Vom Warten« wieder eine stoffreiche literarische
Cuvée gelungen.
Poesie
des Hasses
Von Lars Hartmann
Text lesen
Karl Heinz
Bohrers Studie über den literarischen Hass-Effekt
»Mit Dolchen sprechen«
»In
welchen Formen der Rede manifestiert sich Hass in der Literatur als
Ausdruck? Es geht nicht um Hass in Dichtung als
»politisch-weltanschauliches Gebräu«, sondern um »seinen
literarischen Ausdruck als Mittel intensiver Poesie.««
Leseprobe
»Wer
liest, macht sich auf den Weg
ins Irgendwo«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Ein unterhaltsames
und lehrreiches Gespräch zweier Grenzgänger zur Beziehung von
Literatur und Philosophie.
»Beim
Schreiben wirft man ein Netz aus und hofft, dass sich darin etwas
verfängt, im Zweifel man selbst, denn: 'Schreiben heißt, mit sich
selbst zu kämpfen.'«
Leseprobe
Kracauer,
on the road again
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Siegfried Kracauers »Straßentexte« in Wiederauflage zum Lesen und
Nachgehen
»Ein kalter Wind fegt durch
die Straßen, die ohne Sanftmut sind. Auf dem Bülowplatz leuchten
Transparente mit den Namen von Lenin und Stalin. Und gestern ist
wieder einmal eine deutsche Schönheitskönigin gekürt worden.«
»Die
Seele durch die Psyche zu ersetzen war keine gute Idee«
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Hans
Magnus Enzensbergers
»Fallobst.«
»Nicht
alles, was da an Obst heruntergefallen ist, mag munden. Aber es ist
trotzdem unterhaltsam. Denn langweilig – das war Enzensberger noch
nie.«
Leseprobe
Anfangen,
wo es anfängt
Von
Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Peter-André Alts
Essay
über »Erste
Sätze der Weltliteratur und was sie uns verraten.«
»So
schön Alts Essay auch zu lesen ist, so inspirierend seine eigenen
Lektüren auch sind – an manchen Stellen ist der Text doch recht
ungenau.«
Leseprobe
»Ich
überlasse Ihnen das zum Weiterdenken!«
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Adornos gezielte Improvisationen vor dem deutschen
Nachkriegspublikum. Zum neuen Band mit Adornos Vorträgen 1949 1968.
»Die
Decke der Demokraten schmilzt dagegen so ab, wie das grönländische
Festlandeis. Es verdichten sich also die Anzeichen, dass wir uns
auch in dieser politischen Hinsicht gerade wieder in einem
Rückschwung der Aufklärung, einer
Großen Regression, befinden.«
Leseprobe
Für
die Möglichkeit der Freiheit
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Hannah Arendt und
»Die
Kunst, politisch zu denken«
»Arendts Haltung zieht ihre Kraft aus den Geschichten und der
Literatur, die die Vielfalt der Perspektiven aufnimmt und bewahrt.
Hannah Arendt macht uns Mut, die Welt sinnlich zu betrachten, als
ein Refugium, eine Schatzkammer für das Selbstbewusstsein des
Menschen und für die Möglichkeit der Freiheit.«
Leseprobe
»Ich
bin im wahrsten Sinne des Wortes verstummt«
Von
Thomas Hummitzsch
Zum Gespräch mit Abbas Khider
Nach seiner
literarischen »Ohrfeige« gegen das deutsche Asylsystem kehrt Abbas
Khider mit seinem großen Roman »Palast der Miserablen«
literarisch in den Irak zurück. Ein Gespräch über die Universalität
des Elends, die zerrissene irakische Identität und die Kraft der
Literatur.
Am
Nullpunkt der Existenz
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Artikel lesen
David Roussets Dokument
»Das
KZ-Universum«
Rousset ist ein großer Schriftsteller, dessen schockierendes
Dokument endlich in deutscher Fassung vorliegt und von einem
profunden Nachwort Jeremy Adlers flankiert wird. Selbst am
»Nullpunkt der Existenz« werde, so Adler mit Verweis auf Rousset,
»unter den schlimmsten Verhältnissen gelebt, gesehen und gedacht.«
Die
Grausamkeit der Würstchen
Von Jan-Paul Koopmann
Artikel lesen
Jörn Birkholz liefert mit »Der Obermieter« und
»Das Leck« 25 neue Erzählungen und eine
Doppel-CD mit 77 Miniaturen.
»Was
Buch und Platte nun gemeinsam haben, sind neben der gefühlten Kälte
jedenfalls die erstaunlich vielschichtigen Spiele an und mit der
Form.«
Orgien
des Guten
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Philippe Murays fulminante Streitschrift
»Das
Reich des Guten«
ist eine Provokation für die intellektuellen Blockwarte dieser Tage.
»Das
marktkonforme Reich des Guten, Eindeutigen und Reinen wächst
unaufhörlich. Muray nennt das »cordicolen Faschismus«: Von der
naiven Erziehung des Herzens zur wahren Orgie des Guten. Wer jetzt
noch nicht unruhig geworden ist, sollte das Buch lesen. Oder eben
weiterhin im Vereinsheim seines Geistes die Stühle geraderücken.«
»Wahrheit
beginnt zu zweit«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Über die Kunst des Miteinander-Redens
»Je
größer die eigene Betroffenheit, desto stärker sinkt die
Kommunikationsfähigkeit. Neue Hypersensibilitäten bilden sich
heraus, die sich in Form von Informations-, Kommunikations- und
Sprachkontrollinstanzen in einen „Schutzbunker des Geistes“
flüchten. Diesen gilt es, aufzubrechen und – wie ehemals Sokrates –
wieder ernsthaft und auf Augenhöhe über die relevanten Themen mit
dem Anderen zu streiten.«
Leseprobe
Plädoyer
für eine Welt als Klang
Von
Wolfgang Bock
Artikel lesen
Rolf J. Goebels gelungene
»Rehabilitation
der klingenden Welt«
»Seine
luzide geschriebenen Essays pendeln im Stil zwischen selbst
literarischen Inszenierungen und soziologischen Analysen. Darin gibt
er einen profunden Einblick in den Kosmos der hier vom Klang
geführten Mediendebatten. (...)
Wenn man sein
Buch in die Hand nimmt, es schüttelt und genau hinhört, kann man die
einzelnen Blumen klingeln hören.«
Requiem
für die Mutter
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Artikel lesen
Annie Ernaux‘ Erinnerungsbuch an ihre Mutter
»Sie
hatte »die größte Wut und den größten Stolz, sie blickte mit
rebellischer Klarheit auf ihre niedrige gesellschaftliche Stellung«.
Die Männer ließen sich in der Kneipe volllaufen, die Frauen tranken
zu Hause. Doch sie hatte den Willen zum »Aufstieg um jeden Preis«.
Leseprobe
Danke,
Herr Ömer!
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Diese Sammlung von Kermanis Reden
verleiht einer der ältesten
Gattungen der Literatur neue Geltung.
»Zu
sagen, dass man Kermani am besten selbst reden hört, erübrigt sich
ohnehin. Das Buch als Lektüre zu empfehlen, ist selbstverständlich.
Was bleibt? Vielleicht nur dies: »Herrn Ömer« für den wundervollen
Titel zu danken. Er wird es schon hören …«
Leseprobe
 »Mach's
gut und danke für den Fisch.«
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Lehnstuhl-Philosophen, lebensuntüchtige Melancholiker und
sexistische Nilpferdkönige.
Gut kaschierte Vorurteile in Stuart Jeffries launiger Geschichte der
kritischen Theorie »Grandhotel Abgrund«
»Von einer umfassenden und
kritischen Darstellung hätte man sich mehr und vor allem anderes
erwartet als eine alerte Bestätigung dieser gröbsten Vorurteile
unter einer diskursfreundlichen Hülle, deren Autor alles gelesen
haben will, aber anscheinend nichts verstanden hat.«
Leseprobe
»Komm
aus deiner linken Ecke, Kleiner.«
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Zu Theodor W. Adorno über »Aspekte des neuen Rechtsradikalismus«,
»Bemerkungen zu
The Authoritarian Personality« und weitere Texte.
»Womit wir hier konfrontiert sind, ist nicht der alte Judenhass als
instinktemotionale Macht. Es ist die Bereitschaft eines bestimmten
Typs von Mensch, mechanisch ideologische Muster zu übernehmen,
»Tickets«, die antisemitische Slogans zwar beinhalten, aber nicht
mehr von antisemitischen Reaktionen per se ausgelöst werden.«
Sucher
der Stille
Von Lothar
Struck
Artikel lesen
Leopold Federmairs Divertimenti
»Schönheit
und Schmerz«
»Und
dann entsteht ein fast verschwörerischer, Moment zwischen Schreiber
und Leser, der ein "Eingeweihter" wird, ein Mitbewohner einer
verborgenen Welt, ...«
Auf
Spurensuche bei Walter Benjamin
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Das Verhältnis von
»Material
und Begriff«.
Zu
den Arbeitsverfahren und theoretische Beziehungen Walter Benjamins
»Es
gibt keinen Gedanken, der nicht auf anderen aufruht. Aus dem Fundus
anderer Gedanken aber eigene Begriffe zu bilden, heißt Denken. Für
das Denken hat Walter Benjamin das Bild vom Wind der Geschichte
geprägt, der sich in den Segeln (den Begriffen) fängt. Die Kunst des
Denkens bestünde darin, die Segel richtig zu setzen,...«
Wie
wertvoll das Leben ist
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Text lesen
Paul Broks Meditation
über den unergründlichen Sinn des Lebens
Auf
der Suche nach einer Antwort bringt Broks seine Leser zum
Staunen. Und das Staunen markiert bekanntlich den Beginn der
Philosophie, die uns vielleicht sagen kann, wie wertvoll das
Leben wirklich ist.
Leseprobe
Existentielle
Koordinaten
Von Gregor
Keuschnig
Text lesen
Byung-Chul Han
stellt in seiner
Topologie der Gegenwart
»Vom
Verschwinden der Rituale«
die Frage
nach der Bedeutung von Ritualen als verläßliche Fixpunkte
unseres Selbstbildes.
»Das
Verschwinden der Rituale beschleunigt den Prozess einer
Ent-Sozialisierung des Menschen und konditioniert ihn auf
die Produktion.«
Jäger,
Sammler und Chirurg
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
Über Walter Benjamin und
seine Quellen
»Der
Text ist ein Wald, in dem der Leser der Jäger ist. Knistern
im Unterholz – der Gedanke, das scheue Wild, das Zitat – ein
Stück aus dem tableau.«
Leseprobe
 »Im
Namen des Guten«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Anmerkungen zu einem
Anti-Phrasenbuch
und ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit.
»Auf der einen Seite
nämlich ist der Haß auf das Böse heute wirklich im Namen des Guten
zu etwas Zerstörendem und Destruktivem geworden, auf der anderen
Seite ist das Gute, das sich selbst als Positivität aufwirft,
anstatt nur das Böse als Index seiner selbst zu sehen, zu dem Bösen
geworden.« (17.Vorlesung über "Probleme der Moralphilosophie" von
Theodor W. Adorno vom 25.7.1963)
Jeder
Wahn hat einen Sinn
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
Achim Haug erzählt von inneren Stimmen, bizarren Botschaften und
gefährlichen Doppelgängern.
»Interessant
sind nicht zuletzt die Exkurse in die Geschichte der Psychiatrie,
Haugs durchaus kritische Haltung zu einigen Erkenntnissen der
Hirnforschung und seine Übungsbeispiele bezüglich der eigenen
Wirklichkeitsauffassung.«
LSD-Kapitalismus
Von Klaus Bittermann
Artikel lesen
César Rendueles' literarische Reise durch die Geschichte der freien
Marktwirtschaft
»Was
große Literatur, die hier von Rendueles verhandelt wird, von den im
üblichen Strickmuster fabrizierten Bestsellern unterscheidet, dass
wir in ihr mehr oder weniger bewusst erkennen, was uns quält, weil
sie beim Leser eine Saite zum Schwingen bringt, deren Klang wir so
schnell nicht vergessen.«
 Ernst
raucht 1932 mit Georg eine Zigarre, und man versteht sich.
Ein Gedankengang von Peter Trawny über die Möglichkeiten und Grenzen
argumentativen Verstehens
»...
die Macht lässt sich nicht immer von bestehenden politischen
Systemen begrenzen. In ihren gewalttätigen Eruptionen reißt sie
Bestehendes nieder, um Neues zu errichten. Und es wird zwar
vielleicht möglich gewesen sein, das zu verhindern. Doch niemand
weiß immer, was möglich ist.«
Artikel lesen
Es
geht um
Alles
Das
ambitionierteste literarische Debut seit Jahren.
Artikel lesen
Thomas Hummitzsch sprach mit Phillip Weiss über dessen fünfbändigen
Romanzyklus »Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen«.
»Jeder
Schöpfungsprozess impliziert auch Zerstörung. Den Versuch einer
solchen schöpferischen Zerstörung unternimmt mein Roman sicherlich«.
Leseprobe
Über
die schrägen Typen der Journaille
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Honoré de Balzacs
Typologie »Von Edelfedern, Phrasendreschern und Schmierfinken«
»Gleichwohl funkelt dieses Bestiarium auch ohne vertiefende
historisierende Lektüre und bildet einen Steinbruch für alle
zeitgenössischen Kritiker der Kritiker.«
Leseprobe
Die
Traurigkeit der Handlungsreisenden
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Frank Jakubziks meisterliche Erzählungen
aus den
kapitalistischen Jahren »In der mittleren Ebene«.
»Jakubzik kann aus kleinsten Settings meisterhafte Verdichtungen
evozieren. (...) Zudem weiß der Autor, wovon er schreibt, aber er
schreibt eben keine Reportagen oder gar naturalistische Prosa,
sondern er verwandelt das, was er vorfindet, in Literatur.«
Leseprobe
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