Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik




Die menschliche Komödie
als work in progress


Zum 5-jährigen Bestehen ist
ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten, die es in sich haben.

 

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Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

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Zu diesem Thema haben wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt. Inhalt als PDF-Datei
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Wilhelm II. letzter deutscher Kaiser

Vielem wird im Super-Gedenkjahr 2009 gedacht, einem historischen Ereignis jedoch nicht: Dem 150. Geburtstag des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II.
Historisch aufgearbeitet wird er sehr wohl. Bereits 2008 erschienen zwei Monographien zweier anerkannter Historiker in zwei renommierten Verlagen: »Wilhelm II – Der Weg in den Abgrund 1900-1911« von John C. G. Röhl sowie »Wilhelm II – Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers« von Christopher Clark.

Der britische Historiker John C. G. Röhl gilt sicherlich als der profundeste Kenner Wilhelms II., seine lange Beschäftigung mit dem letzten deutschen Kaiser gestaltete sich zur Obsession. Mit dem vorliegenden Band schließt er eine Trilogie auf über 4000 Seiten ab. Der erste Band, erscheinen 1993, beschäftigte sich mit der Kindheit und Jugend des Prinzen. Röhl stellte darin Wilhelm als eine narzißtisch gestörte Persönlichkeit dar: Schwülstig, nachdenklich, brutal, naiv, eloquent, berechnend und taktlos. Sein Auftreten, häufig in Uniformen, inszenierte Wilhelm mit theatralischen Gesten und lauter Rhetorik. Wilhelm war empfänglich für Schmeicheleien, aber unfähig zu konzentrierter Arbeit. So Röhl im ersten Band, was er im zweiten, erschienen 2001, über den Aufbau der persönlichen Monarchie aufs Neue bestätigte. Akribisch zeigte der Historiker die meist peinlichen, zum Teil auch. katastrophalen Auswirkungen dieser Charaktereigenschaften auf.
Wohin dies schließlich führen sollte, ist Thema des abschließenden Bandes der Trilogie. Für Röhl ist es eine erwiesene Tatsache, dass der Kaiser in den 25 Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die zentrale Figur des Reiches gewesen ist. Deshalb trägt er auch Verantwortung für eine der katastrophalen Auswirkungen, die sein politisches Handeln als absolutistischer Militär bewirkte: Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. So Röhls zentrale These im dritten Band, die er in epischer Breite zu belegen versucht.

Anschaulich belegend reiht Röhl Zitat an Zitat aneinander. Hinter seiner Vorliebe fürs extensive Zitieren steckt eine methodische Vorgehensweise, die er selber als „quellennahe Darstellungsform“ bezeichnet. Sie ist ihm Mittel, seine Interpretation über Wilhelm II. realitätsnah zu belegen. Neben methodischen Problemen ergibt sich eine zentrale Schwierigkeit des Textes selbst. Erstreckt auf über 1.300 Seiten bei eng und klein gesetztem Text sind Röhls Bücher eine Quellensammlung zu Wilhelm II. mit verbindendem Fließtext. Wer sich hier durcharbeitet, hat entweder großes Interesse an Wilhelm II. oder viel, viel Zeit. Laien, die sich nicht aus wissenschaftlichen Gründen durch dieses Textkonvolut quälen wollen oder müssen, werden dieses Buch alsbald zur Seite legen und vielleicht, wahrscheinlich oder besser hoffentlich zu einem Werk greifen, das den Ansprüchen interessierter Laien weitaus befriedigt als Röhl.

Gemeint ist die Studie von Christopher Clark. Clark hatte sich mit seinem Buch „Preußen – Aufstieg und Niedergang 1600-1947“ einen exzellenten Namen in der deutschen Geschichtsschreibung erworben. Grund genug für die Deutsche Verlagsanstalt die deutsche Übersetzung einer nicht mehr ganz neuen, aber immer noch aktuellen Monographie über Wilhelm II. zu veröffentlichen. Clark legt die Interpretationsschichten der letzten hundert Jahre frei, die sich auf den letzten deutschen Kaiser gelegt haben. Und was er unter diesen Schichten findet, ist ein ganz anderer Wilhelm als der, den Röhl präsentiert.

Studien über und zu Wilhelm II. unterlagen (und unterliegen) nicht nur methodischen bzw. methodologischen Spielereien, sondern auch tagespolitischen Anliegen. Und damit verfolgten sie immer auch einen Zweck. Dass das Naturell wie die körperliche Behinderung des Kaisers Raum und Möglichkeit boten, ihn virtuell auf die Couch zu legen, beförderten Spekulationen über dieses und jenes. Die ersten Schriften, die eine mögliche Geisteskrankheit zu belegen versuchten, bürdeten dem Kaiser die Alleinverantwortung für den verlorenen Krieg und die katastrophalen Situation Deutschlands nach Ende des Krieges auf. Nicht Deutschland hatte den Krieg verloren, sondern der Psychopath auf dem Thron. Auch der Siegeszug der Psychoanalyse hinterließ bei den Einschätzungen Wilhelms Persönlichkeit Spuren. Für Sigmund Freud war der Entzug der Mutterliebe durch die „stolze Mutter“, die es nicht verwinden konnte, dass ihr Sohn mit einem verkrüppelten Arm auf die Welt gekommen war, schuld an den Unzulänglichkeiten Wilhelms. Dass Wilhelm aber eher in einem sehr liberalen, offenen und liebevollen Elternhaus aufwuchs, diese Tatsache wird dabei bei Seite geschoben. Auch Röhl obduziert Wilhelm und diagnostiziert eine seltene Stoffwechselkrankheit namens Porphyrie. Diese war mit schmerzhaften körperlichen Symptomen und Anfällen von geistiger Verwirrung verbunden. Zwar kann Röhl die Diagnose post mortem nicht belegen, aber eine Fülle von Zitaten, die den Geisteszustand des Monarchen aufzeigen sollen und sich wie ein roter Faden durch die Darstellung ziehen, dient als Beleg. Vielleicht wird die Diagnose mittels einer DNA-Analyse eines Tages ja doch noch möglich sein!
Diese Diagnosen, Vermutungen und Interpretationen werden zudem durch eine Reihe von Ereignissen vermeintlich belegt, ich erinnere nur an Wilhelms Flottenbegeisterung oder die Daily-Telegraph-Affäre. Fällt Wilhelms Name, so erscheint rasch vor dem inneren Auge das Abbild des letzten deutschen Kaisers, das dem Berliner Dom so ähnelt: Aufgeblasen, bar jeder Proportionen, mehr Schein als Sein, kurzum: hässlich und fehl am Platz. Dieses Abbild verdeckt Wilhelms Charakterzüge wie die Maßstäbe seines politischen Handelns. Dass Clark Wilhelm rationales Handeln unterstellt, macht sein Buch so wertvoll. Denn eines ist gewiss: Wir mögen aus heutiger Sicht Wilhelms Politik für verfehlt und falsch halten, sie war jedoch nicht Ausfluss eines pathologisch veranlagten Geistes. An Wilhelm lässt sich leicht studieren, dass sich nicht nur Moden ändern, sondern auch Rationalitäten.

Wilhelm war qua Geburt ein politischer Mensch. Sein ihm durch die Geburt zugefallenes Amt war verfassungsrechtlich jedoch nur unzureichend definiert. Ein Systemfehler, der Bismarck unterlaufen, wenn nicht gar von ihm gewollt war. Der erste deutsche Kaiser, Wilhelm I., hatte sich weiterhin als preußischer König gefühlt und seinem Amt keine Substanz verliehen. Zum Glück für Bismarck, der noch vor Wilhelm I. die wichtigste, integrative Persönlichkeit des deutschen Reiches war. Wilhelm II. wollte sein Amt kaiserlicher ausgestalten und sich aktiver in die Politik einmischen. Dieser Versuch des Kaisers, sich von der Regierung zu emanzipieren, stieß jedoch mit einer Entwicklung zusammen, die jede Form von neoabsolutistischem Gebaren entgegenstand. Auch das Deutsche Kaiserreich begann sich zu demokratisieren. Mit einem Parlament, das seine Mitbestimmung einklagte, mit einer Presselandschaft, die sich zusehend als neue Gewalt in der politischen Auseinandersetzung fühlte, es sei an die Eulenburg-Harden-Affäre erinnert, und mit einer Regierungen, die eine Einmischung in ihre Politik nur ungern hinnahmen und sei sie vom Kaiser. Röhls These, dass Wilhelm ein persönliches Regiment aufbauen wollte, spiegelt vielleicht den Willen des Kaisers wider, nicht aber die politische Realität.

Clark gelingt es anschaulich, die Konflikte aufzuzeigen, worauf die diese unterschiedlich verlaufenden politischen wie gesellschaftlichen Prozesse hinauslaufen mussten. Wilhelms Versuche, sich politische Spielräume zu erobern, meist im Sinne und im Geiste der Verfassung, kollidierten mit dem Erbe Bismarcks oder mit Demokratisierungs- und Emanzipationsprozessen anderer politischer Institutionen. Dass der Kaiser aus diesen Konflikten eben nicht siegreich hervorging, sollte eigentlich eine genauere Betrachtung wert sein.

Wenden wir uns aber der wohl interessantesten Frage zu, welchen Anteil, welche Verantwortung, welche Schuld Wilhelm am Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte. Bei Röhl ist die Sache klar. In einem Interview mit Sven Felix Kellerhoff antwortet er auf die Frage, ob Wilhelm sich bewusst für den Krieg entschieden habe, folgendermaßen:

„Bereits lange vor 1914 drängte Wilhelm II. auf einen europäischen Krieg hin, und zwar in den Jahren 1902 bis 1912 gegen Frankreich und England in der Annahme russischer Neutralität, seit November 1912 dann auf einen Krieg gegen Frankreich und Russland in der Annahme, England bliebe neutral. Bis 1914 scheute er allerdings vor der letzten Konsequenz zurück. Die Entscheidung, die er am 5. Juli 1914 traf, Österreich-Ungarn auch für den Fall beizustehen, dass sein Angriff auf Serbien den Krieg gegen Russland und Frankreich auslösen würde, kam allerdings nicht überraschend. Gerade dieses Szenario hatte der Kaiser seit anderthalb Jahren nicht nur mit seinen eigenen höchsten Beratern, sondern auch mit den verbündeten österreichischen Generälen und Staatsmännern eingehend erörtert und dabei eine unbekümmerte Kriegslust an den Tag gelegt.“
Clarks Urteil ist wesentlich vorsichtiger und differenzierter. „Wir können mit der banalen Feststellung beginne, dass Wilhelm, obwohl er Deutschland nicht in einen kontinentalen Krieg verwickeln wollte, dennoch einige Entscheidungen traf, die ihn herbeiführten.“ (S.282) Diese Aussage impliziert zweierlei: Erstens trafen diese Art verhängnisvoller Entscheidungen eben auch seine Kollegen aus Österreich-Ungarn oder Russland bzw. die Regierungen in Großbritannien oder Frankreich, zweitens, viel spannender, widerspricht Clark damit Röhls These von der „unbekümmerten Kriegslust“. Der Kriegstreiber Wilhelm, so wie er von Röhl dargestellt wird, erscheint bei Clark als ein besonnener und zurückhaltender Monarch, der zumindest an zwei entscheidenden Tagen, am 28. und am 31. Juli 1914, seine Möglichkeiten nutzte, den Kriegsausbruch zu verhindern. Vorzuhalten ist ihm, dass er diese Haltung nicht konsequent bis zum Ende durchhielt. Als am 31. Juli 1914 gegen 23 Uhr im Hauptquartier des Generalstabs eine Mitteilung eintraf, dass Großbritannien nicht neutral bleiben werde, so wie Wilhelm angenommen hatte und deswegen Stunden zuvor noch Sekt bringen ließ, in der Annahme, der Krieg sei verhindert worden, fügte sich der Kaiser. Er fügte sich den scheinbaren Notwendigkeiten der Militärs. „Nun können Sie machen, was Sie wollen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Wilhelm vom letzten Friedenstag als Kaiser.

Während des Krieges spielte der Kaiser keine Rolle. Hatte er zuvor die Möglichkeit, den Lauf der deutschen Politik zu beeinflussen, beeinflussen, nicht zu steuern, so wurde er zunehmend zu einer Randfigur, zu einem „Gefangenen seiner Generäle“. Er wurde, was den Kriegsverlauf anging, weder auf dem Laufenden gehalten noch zu Rate gezogen. Auch deswegen herrschte um ihn herum eine surreale Stimmung der Unkenntnis bis hin zum Realitätsverlust. Bis zuletzt. Schockiert reagierte er, als er Ende September 1918 erfuhr, dass das Deutsche Reich vor einer Niederlage stand. Danach stellte er die wildesten Pläne an, seinen Thron zu retten oder zumindest seine Ehre. Er verlor beides. Das erste war nicht zu retten, das zweite wollte ihm niemand retten. Es war gut, einen Schuldigen zu haben. Die letzten 23 Jahre seines Lebens verbrachte er im holländischen Exil.

Clark ist ein Buch gelungen, das einer schwierigen Persönlichkeit der deutschen Geschichte so etwas wie Gerechtigkeit widerfahren lässt. Nein, man wird auch nach der Lektüre des Buches keinen Gedenktag für Wilhelm fordern. Aber er ist bestimmt nicht die „Nemesis der Weltgeschichte“, wie Röhl ihn einst nannte. Nach Clark war Wilhelm ein „intelligenter Mensch, ausgestattet allerdings mit einem schlechten Urteilsvermögen, der zu taktlosen Ausbrüchen und kurzlebigen Begeisterungen tendierte, eine ängstliche, zur Panik neigende Gestalt, die häufig impulsiv aus einem Gefühl der Schwäche und Bedrohung heraus handelte.“ So sieht natürlich kein Sympathieträger aus. Und die Verteilung guter und weniger guter Eigenschaften war nicht optimal, ein Umstand, den er aber mit einem Großteil seiner Mitbürger teilte. Insofern wäre Wilhelm ein guter Bürger seines Reiches gewesen. Als Monarch war sein Charakter aber zu medioker. Insofern ist Wilhelm ein gutes Beispiel dafür, dass die Monarchie in Deutschland zu Recht untergegangen ist. Michael Knoll
 

Christopher Clark
Wilhelm II.
Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers
Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz
DVA
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
416 Seiten
€ 24,95
ISBN 978-3-421-04358-0
Leseprobe

John C.G. Röhl
Wilhelm II.
Band 3:
Der Weg in den Abgrund 1900-1941

1.611 Seiten
mit 67 Abbildungen.
In Leinen
C. H. Beck
ISBN 978-3-406-57779-6
49,90 €

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