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Truman Capote, 1959
Mit seinen Berichten und
Reportagen aus der Parallelwelt der Gutbetuchten hat sich Truman Capote ebenso
viele Freunde wie Feinde gemacht. Er verstand es wie kein anderer, den Schönen
und Reichen lange genug den Honig um den Bart zu schmieren, um an die
gewünschten Informationen zu gelangen. Und zugleich nahm er kein Blatt vor den
Mund, wenn es anschließend darum ging, diese bestmöglich zu verwerten. Dieser Klatschkolumnenroman erschien erst posthum, so dass Capote zum Zeitpunkt der Publikation schon nicht mehr von dieser Welt und damit auch kaum mehr aus seiner bevorzugten zu verbannen war. Und dennoch scheint es so, als wäre das kollektive Vergessen seines Werkes in den achtziger und neunziger Jahren eine Art Strafe für sein schonungsloses und doch abgrundtief ehrliches Schaffen gewesen. Inzwischen erinnern sich seine Leser an das, was er gewöhnlich antwortete, wenn sich wieder einmal ein A-, B- oder C-Sternchen über seine Enthüllungen empörte: „Ich begreife gar nicht, warum alle so verstört sind. Was dachten sie wohl, wen sie bei sich hätten – einen Hofnarren? Sie hatten einen Schriftsteller vor sich.“ Und was für einen.
Genau aus diesem Grund haben sich Capotes Werke mittlerweile aus dem Dunkel
erhoben und erstrahlen wieder in vollem Glanz, angefangen von seinem erst 2004
entdeckten Erstlingsroman Sommerdiebe und dem bis dato offiziellen
Debütroman Andere Stimmen, Andere Räume über die Folgeromane Die
Grasharfe, Frühstück bei Tiffany, Kaltblütig und Erhörte Gebete
bis hin zu den gesamten Short Storys – darunter auch die preisgekrönten
Erzählungen „Miriam“ und „Die Tür fällt zu“ in dem Band Baum der Nacht
sowie seinen journalistischen Arbeiten in Die Hunde bellen. All diese
Werke belegen eindrucksvoll Klasse und Rang seiner Arbeiten.
Capotes Arbeitsstil war
der eines Besessenen. Mit geradezu manischer Akkuratesse überarbeitete er seine
Texte. Unzählige Male las er seine Manuskripte vor der Abgabe, strich Passagen
wieder heraus, änderte die Satzstellung und tauschte einzelne Wörter aus, bis
sie die Schärfe besaßen, die noch heute den Reiz ihrer Lektüre ausmachen. Der
Stil überwiegt bei ihm den Inhalt. Sein Motto lautete: „Das was ein Künstler zum
Thema erhebt, ist weniger wichtig, als die Art, wie er es zu diesem macht.“ Capote war nicht nur einfach ein Schriftsteller. Capote war ein Dandy, ein ziemlich schräger sogar. Er genoss das Leben in vollen Zügen und durchlebte sämtliche Dimensionen des Daseins. Mehr als einmal endete er im absoluten Delirium, einem Rausch aus Alkohol, Drogen und Übermut. Das gehörte für ihn zu seinem exzentrischen Künstlerdasein. In seinen literarischen Selbstgesprächen sagt er zu seinem fiktiven Zwilling „Ich bin Alkoholiker. Ich bin drogenabhängig. Ich bin homosexuell. Ich bin ein Genie. Selbst mit diesen zweifelhaften Qualitäten könnte ich noch ein Heiliger sein. Aber keine Bange, ein Heiliger bin ich nicht.“ Dieser Auszug veranlasste auch den Journalisten Lawrence Grobel zu seinem Buchtitel Ich bin schwul. Ich bin süchtig. Ich bin ein Genie, in dem er seine Gespräche mit Capote posthum veröffentlichte (anlässlich des 25. Todestags neu aufgelegt bei Diogenes). Die große Schwäche dieser Gespräche ist, dass der Journalist Grobel dem Schlitzohr Capote darin zu keinem Zeitpunkt das Wasser reichen kann. So bereitet Grobel ihm einmal mehr eine Bühne zur Selbstproduktion, statt tatsächlich hinter die Kulissen des innerlich tief verunsicherten Capote zu schauen. Warum es dennoch lesenswert ist, liegt auf der Hand. Hier kann man Capote posthum live on stage erleben und sich von seinem rhetorischen Talent überzeugen lassen. Denn argumentativ war Capote ein Gigant seiner Zeit. Hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes sollte man bei der Lektüre dieser Gespräche stets bedenken, dass hier ein hoch talentierter und intelligenter Giftzwerg spricht, der auch ohne Anlass auszuteilen weiß. Truman Capote war Schlitzohr und Sensibelchen zugleich. Er kannte die Welt ganz oben und die ganz unten, ging im New Yorker UN-Plaza-Hotel ebenso ein und aus, wie zwischenzeitlich in den Todestrakten der amerikanischen Gefängnisse. Capote lebte von dem, was ihn umgab, indem er es, was immer es war, zur Kunstform erhob. Mit nur 15 Jahren fing er als jüngster Mitarbeiter beim New Yorker an und stieg in kürzester Zeit nach oben auf. 45 Jahre später war er - krank, abhängig, am Boden zerstört – ganz unten angelangt. Aus dem so selbstsicheren und ausgelassenen Capote war am Ende ein unsicherer und geradezu tragischer Truman geworden. Keiner macht dies eindringlicher deutlich, als Capotes einziger Biograf George Clark. In der Lebensgeschichte des Schriftstellers zeichnet Clark diese Entwicklung mit all ihren euphorischen und depressiven Momenten auf mehr als 700 Seiten nach. Clark lässt den Leser noch einmal in die Capote-Welt eintauchen und mitschwimmen. Heute vor 25 Jahren, am Morgen des 25. August 1984, starb Truman Streckfus Persons, alias Truman Capote in einem Krankenhaus in Los Angeles. Der Jazzmusiker Arthur Shaw sagte auf Capotes Beerdigung: „Am Ende wird es nicht seine Berühmtheit sein, deren man gedenken wird, sondern sein Werk.“ Es ist beides.
[1]
Dies machte ihn zu einem von zwei Personen weltweit, die sowohl den
beiden Kennedy-Brüdern John und Robert als auch ihren Mördern Harvey
Oswald und Sirhan Bishara Sirhan persönlich begegnet sind. |
Anuschka Roshani
(Hrsg.)
Lawrence Grobel
Gerald Clarke
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