Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik


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Die menschliche Komödie
als work in progress


Zum 5-jährigen Bestehen ist
ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten erschienen, die es in sich haben.

 

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Ulrich Breth über die Metamorphosen des großen Rätselhaften mit 7 Songs aus der Tube

Glanz&Elend - Die Zeitschrift
Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Zu diesem Thema haben wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt. Inhalt als PDF-Datei
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Herr Wu lacht
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Seitwert

 

Foto: Suhrkamp Verlag
»Leben, das Sinn hätte, fragte nicht danach.«1

Ein nochmaliger Abschied von
Th. W. Adorno zum 40. Todestag

Von Franz Siepe

Meine erste Begegnung mit Adorno hatte ich 1972 als Unterprimaner, während ich mein Pausenbrötchen aß: Mein Sitznachbar, der schon von »gesellschaftlicher Relevanz«, »ökonomischen Verhältnissen« und »repressivem Triebverzicht« zu reden pflegte, Tennisstunden nahm, à la Peter Handke sich frisieren ließ und nach den Weihnachtsferien mit feinbronziertem Teint aus dem Skiurlaub kam, hatte sich auf der Stuhlkante in die Horizontale begeben (die Lehrer rügten das damals noch, und zwar als »Astronautenhaltung«). Die dunkelgetönte Armeleutebrille auf der Nasenspitze und die langen Arme unterm Schultisch, grübelte er in ein Buch hinein. »Was lieste denn?«, fragte ich. Und er sprach nur ein Wort, ein Wort, das mir heute noch den Geschmack eines Cervelatwurstbrötchens auf die Zunge zu zaubern vermag, wenn ich es lese, höre oder auch nur denke: »Kulturkritik«.
(Heute erfahre ich von Lorenz Jäger, daß wir Klosterschüler, die wir uns 1972 avantgardistisch wähnten, in Wirklichkeit um vierzehn Jahre verspätet waren:
»1958 berichtete Siegfried Kracauer an Leo Löwenthal mit einigem Unwillen von einem Münchener Kongreß für Kulturkritik: ‚Was ist überhaupt Kulturkritik? Teddie scheint mit schuld zu sein an dieser intellektuellen commotion, die sich radikal gebärdet und ohne jede Konsequenz ist. Er schreibt ja auch so viel, und manches, was ich davon sah, ist auf einer hohen Ebene falsch, ausgeleierter Tiefsinn und eine Radikalität, die es sich gut gehen läßt.‘«)

»Kulturkritik«! Das klang mir damals gut und fein, und so erwarb auch ich bald jenes weiß eingeschlagene Buch mit schwarzer Trauerbanderole aus der Bibliothek Suhrkamp, das den Kopf zu meiner Linken so gescheit gemacht hatte und das selbst im mittelgebirgigen Sauerland in den Regalen der paar kleinen Buchhandlungen stand: »Minima Moralia«. Folglich las ich dann ein Jahr vor dem Abitur solche Sachen wie »[E]s bedürfte nur kleiner Verschiebungen in der Produktion, um den Chevrolet in den Cadillac zu verwandeln«, »Jedes gemeinsam auftretende Ehepaar ist komisch«, »Nur die absolute Lüge hat noch die Freiheit, irgend die Wahrheit zu sagen«, »Normal ist der Tod« oder »Die Kokotten sind ausgestorben«. Besonders ergriff mich: »Für den Intellektuellen ist unverbrüchliche Einsamkeit die einzige Gestalt, in der er Solidarität etwa noch zu bewähren vermag. Alles Mitmachen, alle Menschlichkeit von Umgang und Teilhabe ist bloße Maske fürs stillschweigende Akzeptieren des Unmenschlichen.«
Ich nahm das damals alles sehr ernst, und Adornos »Reflexionen aus dem beschädigten Leben« beschädigten das meine. Oder vielleicht doch nicht? Lag nicht vielleicht sogar großes Glück darin, einem Geist zu begegnen, der half, dem herrschenden Ungeist Paroli zu bieten? Ich weiß es nicht, wie ich ja auch überhaupt nicht weiß, wieviel Adorno selbst noch in den Empfindungen, Gedanken und Wendungen steckt, die ich gegen ihn wende.

Es wird also vermutlich kaum jemand – und darauf wollten die vorangeschickten persönlichen Mitteilungen hindeuten –, der im Adornoschen Klima der enthusiasmierten Desperation aufgewachsen ist, mit sachlich-kühler Nonchalance an die Sache herangehen können.
Lorenz Jäger, gegenwärtig FAZ-Feuilletonist der konservativeren Observanz, ringt nun ebenfalls, rückblickend auf die DVA-Erstausgabe von 2003 zu Adornos 100. Geburtstag, im Nachwort der hier zu besprechenden Paperback-Ausgabe offensichtlich immer noch um die Klarstellung seines Verhältnisses zum Gegenstand seiner Publikation und bringt damit den Leser erst recht in Verstehensnot. Zwar hätten seine Eltern Adorno näher gekannt; er selbst sei ihm aber nur ein einziges Mal persönlich begegnet: »Einmal fragte ich in Frankfurt einen kleinen runden Mann nach dem Weg, und als er mir die Richtung wies, erkannte ich an seinem Idiom, daß er es war, und wurde wohl starr vor Respekt.« Jäger setzt dann hinzu: »Mehr gibt es nicht zu erzählen. Es ist diese Distanz, die mein Buch von den Biographien der unmittelbaren Adorno-Schüler unterschied und die im Jahr 2003, als es zum ersten Mal erschien, nicht nur freundlich bemerkt wurde. Aber der Abstand gibt mir die Freiheit, Abschied von einem Denken, einem intellektuellen Habitus zu nehmen. Treue und persönliche Loyalität waren nicht zu behaupten noch zu verletzen.«

Wie hat man das aufzufassen? Warum bloß wurde er »starr vor Respekt«? Inwieweit kann die Rede von »Distanz« und »Abstand« überzeugen, zumal doch immerhin eine solche Nähe dagewesen sein muß, daß ein derart ausführlicher »Abschied von einem Denken, einem intellektuellen Habitus« zu nehmen war? Doch sei mittlerweile nach sechs Jahren, so Jäger heute in einer »Wer es fassen kann, der fasse es«-Wendung, die »Notwendigkeit eines solchen begründeten Abschieds [...] kaum mehr zu verstehen. Damals war sie zwingend. Und doch bilde ich mir ein, von Adorno auch Entscheidendes gelernt zu haben.«
Lorenz Jägers Nachwort von 2009 endet mit dem kritischen Blick auf das Ineinsfallen von »Vergangenheitsbewältigung« und »Kulturindustrie«, zweier genuin Adornoscher Begriffe, im Medium der jüngsten Holocaust-Filmproduktionen. Es ist, so Jäger, »keine Theorie [...] in Sicht, die hier zuständig wäre: Es bleibt nur die erneute Lektüre der ‚Dialektik der Aufklärung‘.«
Diese letzte Bemerkung mag erstaunen, insofern Horkheimers und Adornos »Dialektik der Aufklärung« in der Rezeption Jägers zwar als im Kern religiöses, ihrer antimythischen Intention nach aber speziell »jüdisches Buch« und als ein »Buch der Abrechnung mit dem Christentum« figuriert, welchem eine »Wirkungsgeschichte« beschieden war, die einem bürgerlichen Intellektuellen mit christlich-konservativem Hintergrund durchaus das Fürchten lehren und zum Abschiednehmen bewegen dürfte: »Die ‚Dialektik der Aufklärung‘ bot ein Theoriebündel, in dem viele der späteren politischen Bewegungen sich wiedererkennen konnten, Feministinnen ebenso wie antiautoritäre Studentenrebellen und Medienkritiker; solche, die das Proletariat zum Klassenkampf mobilisieren wollten ebenso wie die ‚hedonistische Linke‘, die an das Motiv des sinnlichen Glücks anknüpfte; Internationalisten, die die Solidarität mit den unterdrückten Völkern der Dritten Welt forderten, Antirassisten, denen es um die Anerkennung von Minderheiten ging, und Technik-Skeptiker, die das Verhängnis der Naturbeherrschung sahen.«

Nicht jeder mag es schätzen, daß und wie Jäger immer wieder die Religion betreffende Fragen ins Spiel bringt. Nun verrät er aber ja keineswegs ein Geheimnis, wenn er Geschichte und Organisationsstruktur des Frankfurter Instituts für Sozialforschung im Lichte der jüdischen Religionszugehörigkeit seiner Gründer und der überwiegenden Mehrzahl seiner Mitglieder skizziert. Nichtsdestoweniger ist es einigermaßen fraglich, ob es taktvoll und wissenschaftlich unumgänglich war, das einschlägige – vierte – Kapitel mit einem Zitat aus Max Webers religionssoziologischen Schriften anheben zu lassen, in dem vom »Judentum« und seiner »Stellung als Herrenvolk der Erde« die Rede ist. Und daß die Inauguratoren derjenigen Ideenströmungen, denen Adornos Weltsicht die meisten Impulse verdankte: des Marxismus, der Psychoanalyse und der Zwölftonmusik, Juden waren, ist ebenfalls mitnichten nur Eingeweihten bekannt. Jäger resümiert: »So war die geistige Atmosphäre des Instituts für Sozialforschung eine Gemengelage aus jüdisch-prophetischen Motiven, dem Willen zur Erfassung des Ganzen in der Nachfolge Hegels, marxistischer Klassentheorie und entschiedener philosophisch-kultureller Modernität.«
Möglicherweise wären hier weitergehende kulturhistorische Reflexionen zur Frage des Verhältnisses von Moderne und Judentum – beispielsweise in der Tradition Jakob Wassermanns – nicht fehl am Platze gewesen, um dem Phänomen der »Gemengelage« eine größere Tiefenschärfe verleihen zu können. Einerseits nämlich stellt Jäger etwa Adornos »absolutes Gehör für Moderne« in den Zusammenhang jüdisch akzentuierter Kulturhervorbringungen: »Er hatte die Lehren der kulturellen Gegeneliten aufgenommen: den philosophischen Marxismus, die Psychoanalyse, die Zweite Wiener Schule«; andererseits will er die eigentümlich intransigente  Spiritualität Adornos als Abkömmling des Christentums, genauer: des Katholizismus, erkennen: »Adorno wuchs im Katholizismus seiner Mutter und seiner Tante auf. Er durfte, wie Reinhard Pabst nachgewiesen hat, im Taunus die Christbäume aussuchen, er nahm an Fronleichnamsprozessionen teil und streute Rosen für das ‚liebe Jesulein‘. Man sollte darüber nicht lächeln: Der Reichtum der Kultur, der ihm übermittelt wurde, zeigte sich auch hier. Ja mehr noch: von einer ‚Kultur‘ läßt sich überhaupt erst dann sprechen, wenn die bloßen Bildungsgehalte auf Wahrheit bezogen werden, deren Kern nun einmal in der Religion formuliert ist. Erst die Dimension einer anspruchsvolleren Sphäre des richtigen Lebens, die ihm durch die katholische Erziehung vermittelt wurde, ließ Adorno zu dem werden, als der er heute in Erinnerung ist.« Aus Gründen, die auch Lorenz Jäger nicht weiter erläutert, nahm der junge Adorno dann aber am protestantischen Religionsunterricht teil und wurde in der Frankfurter Katharinenkirche konfirmiert. In seinem späteren Kapitel zur »Dialektik der Aufklärung« diagnostiziert Jäger eine »fragile Ambivalenz gegenüber dem Christentum«.

Vorzüglich läßt sich das mit Jäger an Adornos Beziehung zu Kierkegaard exemplifizieren. Passagen aus den »Minima Moralia« muten ihn an »wie Kierkegaard, ins Marxistische übersetzt«. Am klarsten aber wird die spannungsreiche Nähe Adornos zum dänischen Philosophen der individuellen Existenz in der – von Jäger auf den Punkt gebrachten – Haltung zum Opfer, das Adorno bei Kierkegaard christlich-mytisch geheiligt fand, dem er selbst aber die Erlösungsidee der »versöhnenden Ablösung des Opfers« entgegensetzte. Das sei jedoch wiederum, so Jäger, »ein innerweltlicher Gegenmythos zum Leiden Christi, eine Konzeption des sinnlichen Glücks und der Sehnsucht nach ihm.«
Mit Einfühlsamkeit registriert Jäger, wie Adornos eheliche Liebe zu seiner Frau sich zuweilen in die höchsten überweltlichen Höhen erhob: »‚In der Nacht vor der Abreise‘, so hält eine Notiz aus den sechziger Jahren fest, ‚träumte ich: daß ich von der metaphysischen Hoffnung nicht ablassen mag, ist gar nicht weil ich so sehr am Leben hänge, sondern weil ich mit Gretel erwachen möchte.‘« Dann aber verschweigt der Biograph auch nicht, daß »Adorno immer wieder ein Auge auf andere Frauen warf«, was freilich eine recht zurückhaltende Umschreibung des tatsächlichen Sachverhalts ist.

Generell spart Jäger nicht mit der Dokumentation von menschlichen Schwächen, peinlichen Eitelkeiten und gegenelitären Kabalen und zeichnet dabei en passant eine Reihe wohlprofilierter Porträts von Zeitgenossen im Umfeld der Kritischen Theorie: Siegfried Kracauer, Georg Lukács, Ernst Bloch, Erich Fromm, Herbert Marcuse sowie natürlich Walter Benjamin und Max Horkheimer. Nach der Erstveröffentlichung war Jägers Adorno-Biographie einmal Gehässigkeit vorgeworfen worden. Das läßt sich aber nicht halten. Wohl erscheint Adorno als einer von uns vielen, die Wasser predigen und gern Wein trinken; doch läßt Jäger nie einen Zweifel an der außerordentlichen Bedeutsamkeit des Philosophen, Soziologen und vor allem des Kunst- und Musiktheoretikers.
Schade, daß Jäger nie Adornos Vorlesungen gehört hat, weil, nach allem, was man liest und erfährt, im Hörsaal nicht so sehr der Virtuose des – manchmal wirklich überziselierten – Buchstabens begegnete, sondern ein Mensch und Lehrer, der in der Zuhörerschaft den philosophischen Eros zu erwecken vermochte.
Will man Lorenz Jägers Ertrag auf eine Formel bringen, so wäre es die, daß Adornos Denken seine Kraft aus den historischen Konstellationen bezog, die 1903, zum Zeitpunkt seiner Geburt, von sei es latenter, sei es manifester Geschichtsmächtigkeit waren. Mit dem Hinsinken dieser Konstellationen seien Werk und Vermächtnis Adornos mehr oder weniger obsolet geworden. Verhält sich das aber wirklich so?

Adorno hatte die Berge sein Leben lang geliebt. »Ich bin ein Bergmensch«, bekannte er. Am 6.8.1969 verschied er im Schatten des Matterhorns. Es war ihm das »Kinderbild des absoluten Bergs«. Auch ich stand vor Jahren einmal unter dieser mächtigen Spitze und hatte am Lago blu den Fotoapparat aufs Stativ gestellt. »Ach, lassen wir das lieber«, sagte ich dann aber zu meiner Frau; »Adorno würde das unglaublich kitschig finden.« Ich schoß das Foto schließlich doch. Es liegt seitdem zwischen den Seiten 104 und 105 der »Ästhetischen Theorie«. Ehrenwort! Franz Siepe

1)
Negative Dialektik, 369
 

Lorenz Jäger
Adorno. Eine politische Biographie
Pantheon-Verlag, München, 2009
320 S. mit einigen s/w-Abb.
14,95 EUR
ISBN 978-3-570-55092-2


Adorno über die zwischenmenschliche Kälte



Theodor W. Adorno: Werkausgaben – Briefwechsel - Einzelausgaben  

Stefan Müller-Doohm
Adorno. Eine Biographie
Mit zahlreichen Abbildungen. 2003.
1032 Seiten. Leinen.
€ 36,90 / ISBN 3-518-58378-6

Adorno in Frankfurt
Ein Kaleidoskop aus Texten und Bildern
Herausgegeben von Wolfram Schütte
Mit zahlreichen Abbildungen.
250 Seiten. Leinen. € 24,90
ISBN 3-518-58379-4

Adorno - Eine Bildmonographie
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Theodor W. Adorno Archiv
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2003. 296 Seiten. Leinen. € 39,90
ISBN 3-518-58377-8
Kartoniert. € 24,90
ISBN 3-518-58382-4

»So müßte ich ein Engel und kein Autor sein«
Adorno und seine Frankfurter Verleger
Der Briefwechsel mit Peter Suhrkamp und Siegfried Unseld
Herausgegeben von Wolfgang Schopf.
650 Seiten. Leinen. ca. € 39,90
ISBN 3-518-58375-1

Theodor W. Adorno - Briefe an die Eltern
Herausgegeben von Christoph Gödde und Henri Lonitz Mit vierfarbigem Bildteil.
2003. 576 Seiten. Leinen. ca. € 39,90
ISBN 3-518-58376-X

Arendt und Adorno
Herausgegeben von Dirk Auer, Julia Schulze Wessel und Lars Rensmann.
2003. stw 1635.
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Kindheit in Amorbach
Bilder und Erinnerungen. Mit einer biographischen Recherche.
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it 2923. Etwa 250 S. ca. € 9,50
3-458-34623-6

Werkausgaben
Gesammelte Schriften in zwanzig Bänden.
stw-Werkausgabe.
1997. 10806 Seiten. € 152,-
3-518-06511-4
Alle Bände der Adorno-Werkausgabe sind auch einzeln im Taschenbuch lieferbar:

Band 1: Philosophische Frühschriften
1973. 384 S. Ln. € 24,80 (3-518-57216-4)
2003. stw 1701. € 13,- (3-518-29301-X)

Band 2: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen
1979. 266 S. Ln. vergriffen
2003. stw 1702. € 10,- (3-518-29302-8)

Band 3: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente
1981. 336 S. Ln.
2003. stw 1703
nur innerhalb der Gesamtausgabe lieferbar

Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben 1980.
300 S. Ln. vergriffen
2003. stw 1704. € 10,- (3-518-29304-4)

Band 5: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie
1971. 386 S. Ln. vergriffen
2003. stw 1705. € 13,- (3-518-29305-2)

Band 6: Negative Dialektik
1973. 531 S. Ln. € 30,80 (3-518-57222-9)
2003. stw 1706. € 16,- (3-518-29306-0)

Band 7: Ästhetische Theorie
1970. 544 S. Ln. € 30,80 (3-518-57083-8)
2003. stw 1707. € 15,- (3-518-29307-9)

Band 8: Soziologische Schriften I
1972. 587 S. Ln. € 30,80 (3-518-57226-1)
2003. stw 1708. € 14,- (3-518-29308-7)

Band 9: Soziologische Schriften II
(2 Bde.) 1975. 924 S. Ln. vergriffen
2003. stw 1709. € 19,- (3-518-29309-5)

Band 10: Kulturkritik und Gesellschaft. Prismen. Ohne Leitbild. Eingriffe.
Stichworte. Anhang
(2 Bde.) 1977. 843 S. Ln. vergriffen
2003. stw 1710. € 18,50 (3-518-29310-9)

Band 11: Noten zur Literatur
1974. 708 S. Ln. € 40,80 (3-518-57232-6)
2003. stw 1711. € 19,- (3-518-29311-7)

Band 12: Philosophie der neuen Musik
1975. 206 S. Ln. vergriffen
2003. stw 1712. € 9,- (3-518-29312-5)

Band 13: Die musikalischen Monographien
1971. 521 S. Ln. € 30,80 (3-518-57236-9)
2003. stw 1713. € 14,50 (3-518-29313-3)

Band 14: Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie
1973. 447 S. Ln. € 30,80 (3-518-57238-5)
2003. 1714. € 14,- (3-518-29314-1)

Band 15: Komposition für den Film. Der getreue Korrepetitor
1976. 406 S. Ln. € 30,80 (3-518-57218-0)
2003. stw 1715. € 13,- (3-518-29315-X)

Band 16: Musikalische Schriften I-III. Klangfiguren (I). Quasi una fantasia (II).
Musikalische Schriften (III) 1978. 683 S. Ln. vergriffen
2003. stw 1716. € 18,- (3-518-29316-8)

Band 17: Musikalische Schriften IV. Moments musicaux. Impromptus 1982.
349 S. Ln. vergriffen
2003. stw 1717. € 11,- (3-518-29317-6)

Band 18: Musikalische Schriften V
1984. 841 S. Ln. € 51,- (3-518-57695-X)
2003. stw 1718. € 18,50 (3-518-29318-4)

Band 19: Musikalische Schriften VI
1984. 665 S. Kt. € 29,80 (3-518-57698-4)
2003. stw 1719. € 18,- (3-518-29319-2)

Band 20: Vermischte Schriften
1986. 881 S. 2. Bde. Ln. € 51,- (3-518-57810-3)
2003. stw 1720. € 18,50 (3-518-29320-6)

Die Hauptwerke
Dialektik der Aufklärung / Minima Moralia / Negative Dialektik. Jargon der Eigentlichkeit / Ästhetische Theorie / Philosophie der neuen Musik
5 Bände in Kassette. 2003. Zusammen 1958 S. stw. € 50,- (3-518-06699-4)

Nachgelassene Schriften

Abteilung I: Fragment gebliebene Schriften
Band 1: Beethoven. Philosophie der Musik.
Herausgegeben von Rolf Tiedemann. 1993. 392 S. Ln. € 40,80 (3-518-58166-X)
Band 2: Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion
Herausgegeben von Henri Lonitz. 2001. 400 S. Ln. € 40,80 (3-518-58306-9)
Band 3: Current of Music. Elements of a Radio Theory.
Abteilung II: Philosophische Tagebücher
(ca. 5 Bde.).
Abteilung III: Poetische Versuche
(1 Bd.).
Abteilung IV: Vorlesungen
Band 1: Erkenntnistheorie (1957/58).
Band 2: Einführung in die Dialektik (1958). Band 3: Ästhetik (1958/59). In Vorbereitung
Band 4: Kants »Kritik der reinen Vernunft« (1959) Herausgegeben von Rolf Tiedemann. 1995.
440 S. Ln. € 43,80 (3-518-58216-X)
Band 5: Einleitung in die Philosophie (1959/60).
Band 6: Philosophie und Soziologie (1960). Band 7: Ontologie und Dialektik (1960/61)
Herausgegeben von Rolf Tiedemann. 2002. 448 S. Ln. €32,90 (3-518-58327-1)
Band 8: Ästhetik (1961/62).
Band 9: Philosophische Terminologie (1962/63)
Band 10: Probleme der Moralphilosophie (1963)
Herausgegeben von Thomas Schröder. 1996. 318 S. Ln. € 35,80 (3-518-58225-9)
Band 11: Fragen der Dialektik (1963/64). Band 12: Philosophische Elemente einer Theorie der Gesellschaft (1964).
Band 13: Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit (1964-65)
Herausgegeben von Rolf Tiedemann.2001. 491 S. Ln. € 32,80 (3-518-58305-0)
Band 14: Metaphysik. Begriff und Probleme (1965). Herausgegeben von Rolf Tiedemann. 1998.
320 S. Ln. € 35,80 (3-518-58265-8)
Band 15: Einleitung in die Soziologie (1968)Herausgegeben von Christoph Gödde.
330 S. Ln. (3-518-58167-8)
Band 16: Vorlesung über Negative Dialektik.Herausgegeben von Rolf Tiedemann. 2003.
358 S. Ln. € 32,90 (3-518-58364-6)
Band 17: Stichworte und Stenogramme - Fragmente zu nicht erhaltenen Vorlesungen.

 


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