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Die dunkle Seite der Macht

Vom Fortbildungsstützpunkt zu einem der erfolgreichsten Söldnerunternehmen weltweit, das ist »Blackwater«. Der amerikanische Journalist Jeremy Scahill macht in seinem gleichnamigen Buch deutlich, welch fatale Wirkung Globalisierung und Liberalisierung zeitigen, wenn sie auf den staatlichen Hoheitsbereich der Sicherheit ausgeweitet werden.

Das Söldnerwesen ist ein in Deutschland kaum bekanntes Phänomen. Eigentlich verwunderlich, denn auch hierzulande findet eine stetige Privatisierung des Militär- und Sicherheitsbereiches statt. Nicht der Rede wert? Nun, vielleicht nicht, aber wie Jeremy Scahill in seinem erstklassigen Buch „Blackwater. Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt“ anschaulich und faktenreich deutlich macht, kann dies der Anfang einer Entwicklung sein, an deren Ende gierig entfesselte Privatarmeen stehen, die sich ungestraft schwerer Verbrechen schuldig machen. Scahill präsentiert in seinem wichtigen und politisch hochbrisanten Buch aufschlussreiche Fakten zu einer der einflussreichsten Söldnerfirmen der Welt. Zugleich macht er aber auch deutlich, wie sich die amerikanische Sicherheitsstrategie durch die privatwirtschaftliche Kriegsführung geändert hat.

Auch in den USA begann der Aufstieg des Söldnergewerbes durch die Privatisierung der Bereiche Logistik und Versorgung. Millionensummen flossen so schon Mitte der neunziger Jahre an Tochterfirmen regierungsnaher Konzerne wie Halliburton oder Bechtel. In den afrikanischen Krisengebieten der 1990er Jahre beeinflussten internationale Söldnerfirmen wie Executive Outcomes, MPRI oder Sandline International je nach Geldgeber entscheidend die Kriegsausgänge und teilten sich den Zugang zu und die Kontrolle der regionalen Bodenschätze untereinander auf.

Blackwater wurde 1997 von Erik Prince als Ausbildungszentrum für „das amerikanische Militär, die Streitkräfte befreundeter Staaten, Strafverfolgungsbehörden und staatliche Organisationen“ gegründet. Schon Ende der neunziger Jahre bot Blackwater Spezialeinsatzkräfte für Sicherheitsdienste jeglicher Art an. Die Nachfrage nach Sicherheitsdienstleistungen in den USA stieg unter der Bush-II-Administration und insbesondere nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sprunghaft an. Als die Amerikaner im März 2003 in den Irak einmarschierten, war Blackwater eine der zahlreichen Militärfirmen, die in der vordersten Front mitmarschierten. Das Unternehmen ergatterte einige der lukrativsten Aufträge im Irak, so dass die amerikanische Regierung Blackwater bereits Millionenbeträge im dreistelligen Bereich gezahlt hat.

„Der Krieg im Irak wäre ohne private Militärs überhaupt nicht durchführbar.“, behauptete der Experte für nationale Sicherheit bei der amerikanischen Brookings Institution und Autor des Buches „Die Kriegs-AG“ Peter W. Singer in einem Aufsatz Ende 2007. Die privaten Militärfirmen seien „die ultimativen Vollstrecker, die selbst die Befehle ausführen, die politisch kaum haltbar sind“, heißt es in Singers Ausführungen weiter. Doch ist das nur eine Seite der Medaille. PMU’s führen nicht nur unhinterfragt Aufträge jeglicher Art aus, sondern können auch von jedem gebucht werden, der sie sich zu leisten im Stande ist. Es scheint daher nur eine Frage der Zeit, wann reguläre staatliche Streitkräfte bis an die Zähne bewaffneten und bestens ausgebildeten Söldnern im Kampf gegenüberstehen.

Söldner im Irak unterliegen gemäß einer amerikanischen Order keinerlei Kontrolle, sie sind weder an eine Verfassung, noch an einen Rechtskatalog gebunden. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Scahill zahlreiche Rechtsbrüche und tödliche Zwischenfälle dokumentiert, die von Einsatzkräften von Blackwater verursacht wurden. Das gesamte Söldnerwesen schwebt in einem Graubereich des Völker- und Kriegsrechts. „Da bisher keine rechtlich gültige und durchsetzbare Definition für private Sicherheitsdienstleister existiert, besteht auch kein international gültiger Rechtsrahmen.“, begründet Michael Pesendorfer als Rechtsberater im Militärstab der Europäischen Union den unklaren Rechtsstatus der Söldner. Diesen machen sich die PMU’s sowie die Auftrag erteilenden Regierungen durchaus zunutze.

Blackwater plant indessen über den Irak hinaus. Im Ölsektor hat das Unternehmen den Fuß in der Tür, ansatzweise auch im Katastrophenschutz. Zukünftig will die Söldnerfirma bei internationalen Friedenseinsätzen seinen durch den Irakeinsatz geschädigten Ruf polieren. Schnelleingreiftruppen sollen weltweit Konflikte beruhigen, z.B. den in der sudanesischen Darfur-Region. Dies soll bestenfalls im Auftrag der Vereinten Nationen oder der Europäschen Union geschehen. Als Wolf im Schafspelz will das kriegsgewinnlerische Unternehmen nun plötzlich Friedensdienst leisten. Doch die Undurchsichtigkeit der meist verdeckten Aktivitäten von PMU’s und deren sprunghafte Umsätze machen vielmehr deutlich, dass es diesen Unternehmen weniger um die transparente Beendigung von Krisen geht, sondern vielmehr darum, den maximalen Profit aus diesen zu schlagen. Insofern sind PMU’s wie Blackwater kaum ein Segen für den Weltfrieden, sondern vielmehr noch eine zusätzliche Gefahr. Thomas Hummitzsch

Eine ausführliche Besprechung des Buches können Sie in der 19. Ausgabe (Herbst 2008) des Magazins „Die Gazette“ nachlesen.
 

Jeremy Scahill
Blackwater
Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt.
Aus dem Englischen von Bernhard Jendricke und Rita Seuß
Verlag Antje Kunstmann,
München 2008,
320 Seiten
22,00 €.
ISBN 3888975123

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