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15 Gute Bücher für untern Baum

Leseempfehlungen mit Qualitätsgarantie

Von Herbert Debes

Ein literarisches Füllhorn

»Wer einmal tief und durstig hat getrunken,
den zieht zu sich hinab die Wunderquelle,
daß er melodisch mitzieht selbst als Welle,
auf der die Welt sich bricht in tausend Funken.«
(Joseph von Eichendorf)

William Boyds diesen Herbst erschienener Roman »Der Romantiker« ist eine solch magische Wunderquelle, die den Leser selbst als Welle mit hineinzieht in die außergewöhnliche Lebensgeschichte des Cashel Greville, der von seiner Tante Elspeth im Alter von 16 erfährt, dass er nicht der ist, der er glaubte zu sein.
1799 im irischen Cork geboren, hätte er seine Eltern früh bei einem Schiffsunglück verloren, hat seine Tante ihm gesagt. Doch jetzt eröffnet sie ihm: Sie selbst ist seine Mutter, er der uneheliche Sohn eines Adeligen.
War sein bisheriges Leben auch eine Lüge, sagt er sich, so gehört sein Schicksal jetzt ihm, und keiner kann ihn daran hindern, sich neu zu erfinden. Und das tut er nicht zu knapp im Lauf seines Lebens, das das gesamte 19. Jahrhundert währt und Cashel um den ganzen Erdball treibt. Boyd zieht virtuos alle dramatischen Register, und stürzt den Leser durch überraschende Wendungen und Begegnungen in ein Wechselbad der Emotionen. Als Trommler der britischen Armee wird Greville bei der Schlacht von Waterloo verwundet, als Soldat der East India Company Zeuge eines Massakers in Sri Lanka, in Pisa trifft er auf die Shelleys und Lord Byron, in Ravenna verliebt er sich unsterblich. Er wird Reisender, Schriftsteller, Gefangener, Farmer, Bierbrauer, Konsul, Liebhaber, Ehemann, Vater und vieles mehr. Bösewichte und Betrüger kommen ihm in die Quere, doch immer eilt ihm auch ein treuer Freund zu Hilfe. Mit Cashel Grevilles Lebensgeschichte schenkt uns Boyd einen weltumspannenden, funkelnden Roman, der uns lesetrunken in die Epoche der Romantik hineinzieht.

William Boyd - Der Romantiker - Übersetzt von Ulrike Thiesmeyer
- Kampa Verlag - 624 Seiten | Gebunden - € (D) 28,– | sFr 38,– | € (A) 28,80 - 978331110049 2

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Eine der literarischen Säulen des noch jungen Kampa-Verlages ist der schottische Autor William Boyd, der
nach einer Odyssee dort endlich einen ihm gebührenden Ankerplatz gefunden hat. Zu weiteren Büchern des Autors
 

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Virginia Woolf
Roger Fry.
Eine Biografie


Inmitten der Bloomsbury Group

Virginia Woolfs letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Werk wurde bisher nie ins Deutsche übersetzt. Ihre 1940 erschienene Biografie des Londoner Malers und Kunstkritikers Roger Fry ist nicht nur ein herausragendes Lebensbild einer bedeutenden Schlüsselfigur der Kunstgeschichte, sondern zugleich ein aufschlussreicher Teil des literarischen Werks der Schriftstellerin Virginia Woolf. Infos & bibliographische Angaben

 AvivA

Schreiben und Trinken in Kopenhagen
Tom Kristensens Roman »Absturz« ist
eine wahnwitzige, rauschhafte, großartige Auflehnungserzählung. Von Lothar Struck
Text lesen
»Selbst aus der zeitlichen Entfernung von fast einem Jahrhundert wirkt der Roman frisch und in der Beschreibung eines auf Selbstreferentialität fixierten Kulturbetriebs wunderbar zeitgenössisch. Die Lektüre von Absturz ist sowohl Vergnügen wie auch Herausforderung. Eben große Literatur.«

Mit Paul Bowles um die Welt
Ob er vom Himmel über der Sahara erzählt, über das Leben auf einer einsamen Insel vor Sri Lanka oder von seinen Reisen durch Indien: Paul Bowles schafft es wie kein Zweiter, das innere Geheimnis fremder Kulturen zu durchdringen. Bowles war nicht nur einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts – er war vor allem ein großer Reisender. Sein Talent als Reiseschriftsteller wurde indes lange verkannt, weil seine journalistischen Arbeiten nie umfassend in Buchform vorlagen. Nun findet sich erstmals eine Reihe von bislang unveröffentlichten Reiseberichten, die Bowles für verschiedene amerikanische Magazine schrieb, in einem Band vereint. Paul Bowles hielt sich nie lange mit der bloßen Beschreibung fremder Orte auf. Er wollte diese Orte lebendig werden lassen, indem er veranschaulichte, welche Eindrücke sie im Bewusstsein des Reisenden hinterlassen. So entstanden außergewöhnliche Prosastücke voller skurriler Figuren und denkwürdiger Abenteuer, brillant erzählt, einfühlsam und humorvoll zugleich.
Paul Bowles - Taufe der Einsamkeit - Reiseberichte, 1950-1972 - Aus dem Englischen von - Michael Kleeberg - Liebeskind - 304 Seiten, Halbleinen, Lesebändchen, 22 Fotografien - € 22,00 - 978-3-935890-90-8

Wie Geschichte entsteht
Stephan Lambys Reportagen »Ernstfall – Regieren in Zeiten des Krieges«.
Text lesen
»Im Gegensatz zu anderen Filmemachern, die sich wuchtig inszenieren, ist Lamby ein Politikflüsterer; in seiner zurückhaltenden, manchmal fast antichambrierenden, dabei jedoch nie unterwürfigen Art gelingen bisweilen bemerkenswerte Einsichten.«

Putins Weg ... (Ende Offen)
Giuliano da Empoli
bringt uns in dem Schlüsselroman »Der Magier im Kreml« mitreißend und glaubhaft Putins Denkungsart und Selbstverständnis nahe und schenkt uns eine Begegnung mit Jewgeni Samjatins prophetischer Dystopie »Wir« aus dem Jahre 1920.
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Die letzte Eskapade
In Richard Fords Roman »Valentinstag« begleiten wir Frank Bascombe und seinen an ALS erkrankten Sohn Paul auf ihrer letzten gemeinsamen Reise durch die amerikanische Provinz.
Text lesen
»... und es beginnt ein trotzig-spöttisches, ernst-albernes Kammerspiel zwischen dem körperlich stetig verfallenden Sohn und dem im schlechten Gewissen eingelegten Vater.«

Eine befreiende Lektüre
Christoph Menkes »Theorie der Befreiung« bürstet althergebrachte Denktraditionen gegen den Strich und bricht mit sämtlichen Traditionen des Freiheitsbegriffes.
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»
Die Befreiung kämpft immer einen doppelten Kampf: Sie kämpft gegen die Herrschaft und zugleich kämpft sie mit und gegen sich selbst. In der Theorie der Befreiung geht es um den Kampf, den die Befreiung gegen sich selbst führen muss, wenn sie die Herrschaft bekämpfen will.«


Der den Wind sucht
Fernab des kulturellen Epizentrums Paris lebte und arbeitete der literarische Solitär Georges Perros in der
bretonischen Hafenstadt Douarnenez im Finistère.
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»Perros Klebebilder versprühen eine dem Tod abgetrotzte Heiterkeit. Es geht um Lebenslust, Liebe, Literatur, Landschaft und Leute, um Malerei und Mallarmé, das Meer, Valéry sowie die Beziehung zwischen Kierkegaard und Regine Olsen. Und vieles mehr.«


Mit Winkel und Zirkel

John Dickie ist Historiker am University College London und Mafiaexperte. Nach einem Radiointerview, in dem er die Mafia als »Freimaurer für Kriminelle« bezeichnet hatte, wurde er zu einem Gespräch in die Freimaurerloge gebeten. Dies war der Anfang einer ertragreichen Reise auf den Spuren der Freimaurer – von Washington über New York nach Rom, Neapel, Wien und Paris. Dickie, selbst kein Freimaurer, erklärt uns diesen mysteriösesten aller Geheimbünde, ohne dabei je die kritische Distanz zu verlieren und liefert die erste umfassende und seriöse Geschichte des Geheimbunds der Freimaurer, der seit seiner Gründung im 18. Jahrhundert die politischen und kulturellen Geschicke des Westens beeinflußt hat.
Mozart, Goethe, Friedrich der Große, George Washington, Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill waren allesamt Freimaurer. Wie weit reicht ihre Macht wirklich? Haben die Freimaurer tatsächlich die Französische Revolution ausgelöst? Stecken sie gar hinter den Serienmorden von Jack the Ripper? steht ihr Griff nach der Weltherrschaft unmittelbar bevor? Dickie entschärft die polpulären Mythen und deckt das fundamentale Paradox auf, wie ausgerechnet ein geheimer und exklusiver Männerbund entscheidend zur Verbreitung der westlichen Werte von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität beigetragen hat. Ein unterhaltsames, lehrreiches Buch, auf jeden Fall spannender als jedes Dan-Brown-Desaster.

John Dickie - Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt - Übersetzt von Irmengard Gabler - S. Fischer - 560 Seiten - 25,00 € - 9783596701360


Wahrheit & Existenz
Mit Cormac McCarthy starb einer der letzten großen alten Männer der Amerikanischen Gegenwartsliteratur.
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Mit seinem Romanduo »Der Passagier« und »Stella Maris« legte er uns im Herbst 2022 sein opus magnum vor.

»Der perfekte Schuss«
Mathias Enards aufwühlende Novelle über einen jungen Scharfschützen in einem namenlosen Krieg
Text lesen
»Die längst zur Floskel verkommene Kafka-Bemerkung, das Literatur die Axt unserem gefrorenen Meer sein soll, trifft hier endlich einmal zu. Die Hiebe dieser Axt wird man für lange Zeit nicht vergessen und die Eisschollen lassen den Leser taumelnd zurück.«



Furor und Traurigkeit
Ludwig Fels posthum erschienener Gedichtband
»Mit mir hast du keine Chance«

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Fels' Abneigung gegen Kunststückchen, gegen Lyrik als elitäres Distinktionsmerkmal, war tief verankert. Seine Gedichte sind direkt auf eine Empfindung oder einen Ausdruck gerichtet.

»
Die Zukunft wird kommen. / Auch die der Literatur. /
Sie wird wenig Heimat haben, / wenn sie kommt. /
Aber Tag und Nacht und / die Körper, die sie lieben.«

Verdichtete Miniaturen
Die unzeitgemäßen »Notas« des kolumbianischen Philosophen Nicolás Gómez Dávila.
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»Dieses Taschenbuch gehört in jeden Survival-Rucksack, denn es konzentriert sich in vulkanischen Splittern auf die Sinnlichkeit des Menschen und die ewigen drei großen Fragen: Was Denken? Was Tun? Was Glauben?«
 

Artikel online seit 25.11.23
 

 


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