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Wahrheit & Existenz

Cormac McCarthy war einer der letzten großen alten Männer der
Nordamerikanischen Gegenwartsliteratur.
Mit seinem Romanduo

»Der Passagier
« und »Stella Maris« legte er uns
 im Herbst 2022
sein
opus magnum vor.
Nun ist der Autor am
13.Juni in Santa Fe, New Mexico, verstorben.

Von Herbert Debes
 

McCarthy wurde 1933 in Rhode Island geboren und wuchs in Knoxville, Tennessee auf. Sein literarisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Pulitzerpreis und dem National Book Award. Die amerikanische Kritik feierte seinen Roman »Die Straße« als »das dem Alten Testament am nächsten kommende Buch der Literaturgeschichte« Das Buch gelangte auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste und verkaufte sich weltweit mehr als eine Million Mal. Einige seiner Büchern wurden Vorlagen für erfolgreiche Kinofilme.

Im Herbst 2022 kam
mit seinem grandiosen Roman-Duo »Der Passagier« und »Stella Maris« sein opus magnum auch in deutsche Buchhandlungen.

1980, Pass Christian, Mississippi: Bobby Western, Bergungstaucher mit Tiefenangst, stürzt sich ins dunkle Meer und taucht hinab zu einer abgestürzten Jet Star. Im Wrack findet er neun in ihren Sitzen festgeschnallte Leichen. Es fehlen: der Flugschreiber und der zehnte Passagier. Bald mehren sich die Zeichen, dass Western in etwas Größeres geraten ist. Er wird von skrupellosen Männern mit Dienstausweisen verfolgt und heimgesucht von der Erinnerung an seinen Vater, der an der Erfindung der Atombombe beteiligt war, und von der Trauer um seine Schwester, seiner großen Liebe und seinem größten Verderben.
Der Passagier führt – von den geschwätzigen Kneipen New Orleans‘ über die sumpfigen Bayous und die Einsamkeit Idahos bis zu einer verlassenen Ölplattform vor der Küste Floridas – quer durch die mythischen Räume der USA. Ein atemberaubender Roman über Moral und Wissenschaft, das Erbe von Schuld und den Wahnsinn, der das menschliche Bewusstsein ausmacht.


1972, Black River Falls, Wisconsin: Alicia Western, zwanzig Jahre alt, lässt sich mit vierzigtausend Dollar in einer Plastiktüte und einem manifesten Todeswunsch in die Psychiatrie einweisen. Die Diagnose der genialen jungen Mathematikerin und virtuosen Violinistin: paranoide Schizophrenie. Über ihren Bruder Bobby spricht sie nicht. Stattdessen denkt sie über Wahnsinn nach, über das menschliche Beharren auf einer gemeinsamen Welterfahrung, über ihre Kindheit, in der ihre Großmutter um sie fürchtete – oder sie fürchtete? Alicias Denken kreist um die Schnittstellen zwischen Physik, Philosophie, Kunst, um das Wesen der Sprache. Und sie ringt mit ihren selbstgerufenen Geistern, grotesken Chimären, die nur sie sehen und hören kann. Die Protokolle der Gespräche mit ihrem Psychiater zeigen ein Genie, das an der Unüberwindbarkeit der Erkenntnisgrenzen wahnsinnig wird, weder im Reich des Spirituellen noch in einer unmöglichen Liebe Erlösung findet und unsere Vorstellungen von Gott, Wahrheit und Existenz radikal infrage stellt.

Artikel online seit 01.12.22
 

Cormac McCarthy
Der Passagier
Übersetzt von Nikolaus Stingl Rowohlt
528 Seiten
28,- €
978-3-498-00337-1

Leseprobe

Cormac McCarthy
Stella Maris
Übersetzt von Dirk van Gunsteren
Rowohlt
240 Seiten
24,- €
978-3-498-00336-4

Leseprobe


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