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Glanz&Elend

Der Erste Weltkrieg (1914-1918)

 


 

Engländer und Franzosen nennen ihn bis heute den »Great War« oder »Grande Guerre«, ein seltsamer Euphemismus für die so genannte Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, die beiden Nationen nicht nur eine halbe Generation junger Männer gekostet hat, sondern längst auch ihren Großmachtstatus.

In Deutschland dagegen, das zwar seither die Hälfte seines Territoriums eingebüsst hat, nichts aber von seiner ökonomischen Potenz, könnte man den Ersten Weltkrieg durchaus auch den vergessenen Krieg nennen. Überwiegt doch hierzulande immer noch die Erinnerung an Hitlers Krieg, den man zuletzt im eigenen Lande hatte führen müssen. Doch Abhilfe ist in Sicht.

Die deutsche Gedenkwelle zum Ersten Weltkrieg rauscht inzwischen ungedämpft auf die Lesergemeinde zu und aus den üppig bestückten Auslagen der Buchläden blicken uns, mal herausfordernd, mal verlegen, feldgraue Landser unter viel zu großen Helmen an, mit Gesichtern, die viel zu schnell alt geworden sind.

Kaum ein Verlagshaus hat es versäumt, nach Möglichkeit seinen
renommiertesten Autoren in das publizistische Gefecht zu schicken, nachdem es Christopher Clarks Monumentalwerk schlafwandelnd geschafft, wochenlang den Spitzenplatz auf der Bestsellerliste für Sachbücher zu besetzen, um Fritz Fischers alte These vom deutschen »Griff nach der Weltmacht« endgültig zu beerdigen.


Längst ist die historiografische Deutung des militärischen Megaereignisses fest in der Hand der »Zivilsten«. Der so genannte culturel turn in den Geschichtswissenschaften hat die soften Themen in den Vordergrund gerückt und den alten Feldherrnhügel verwaist zurückgelassen.

Statt großer Entschlüsse, kühner Operationen und strategischer Kalkulationen stehen nun Leben und Leiden der Soldaten oder das Hungern der Daheimgebliebenen auf der publizistischen Agenda. Wem das nicht reicht, der wird vielleicht auch zur »Hamburger Qualitätspresse« greifen, wo immer wieder gern bedeutungsvoll von den beängstigenden Parallelen zwischen 1914 und der aktuellen Lage in Europa geraunt wird.

Tatsächlich hätten bei nüchterner Betrachtung der ökonomischen Bilanzen die Völker Europas oder das, was von ihnen noch übrig ist, heute sogar mehr Gründe, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen als 1914. Ein wenig Nervenkitzel darf also durchaus sein, zumal, wenn man dabei übersieht, dass die Millionenheere, die im Sommer 1914 im minutiösen Takt der Eisenbahnen an die Fronten strömten, inzwischen durch weit bescheidenere Patchwork-Streitkräfte mit multinationalen integrierten Stäben ersetzt wurden.
Klaus-Jürgen Bremm

Bücher zum Thema:

Ein Palimpsest des Großen Krieges
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Mit der Herausgabe der historisch-kritischen Ausgabe
von Ernst Jüngers Epoche machendem Kriegsroman
»In Stahlgewittern«
legt uns Helmuth Kiesel eine literaturgeschichtliche Arbeit par excellence vor.
»Kiesels klare Sprache, die gut verständliche Kontextualisierung und seine akribische Aufarbeitung des Jünger-Textes machen das Buch ohne Zweifel zu einem echten Leseerlebnis.« 


Provokation für die postheroische Gesellschaft
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Ernst Jüngers Kriegstagebücher 1914-1918 als Protokolle aus einer fragmentierten Welt.
Alte Gegensätze aus der Welt des Friedens rücken plötzlich ganz dicht aneinander: Sensibilisierung und Verrohung, Abstoßung und Faszination, Erschütterung und Abstumpfung. Alle Erfahrungen treffen ihre Protagonisten mit unmittelbarer Wucht.


Ein polykratisches Chaos
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Christopher Clarks Monumentalwerk »Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog«, dessen Facettenreichtum hier nur angedeutet werden kann, muss als ein Meilenstein einer neuen Sicht auf die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führenden Ereignisse gewertet werden. Leseprobe




Eine vielschichtige Gesamtschau
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Jörn Leonhards Geschichte des Ersten Weltkriegs »Die Büchse der Pandora«
ist eine lohnende Lektüre in der Flut der Weltkriegsliteratur.
Der Weg zum großen Zivilisationsbruch war durchaus nicht vorgezeichnet. Doch was genau gab den Ausschlag, dass es gleichwohl dazu kam? Leseprobe



Ein ermüdender und ungeordneter Aufguss
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Ernst Pipers Versuch einer Kulturgeschichte des Ersten Weltkrieges »Nacht über Europa«
»Pipers Darstellung der Kriegsdiskurse erweist sich schnell als ermüdende Aneinanderreihung von Kurzbiogrammen mit mehr oder weniger ausführlichen Werkzitationen, nur scheinbar geordnet von einer Gliederung, die sich als unentschiedener Mix aus chronologischen und systematischen Elementen präsentiert.«


»Blutmühle« statt »Durchbruch über die Bande«
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Olaf Jessen analysiert die »Urschlacht des Jahrhunderts« - Verdun 1916. Leseprobe
Jessens Schlachtenpanorama ist aus verschiedenen Perspektiven zusammengesetzt. Besonderes Augenmerk richtet er dabei jedoch auf die Abläufe in den beteiligten deutschen Stäben. Die Generäle sind sein zentrales Thema, auch wenn die Landserperspektive keineswegs zu kurz kommt.



»Die Begeisterung des Schlachtviehs für seine Metzger«
Von Klaus-Jürgen Bremm
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Der Österreichiche Historiker Anton Holzer hat 130 Fotos
aus dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek mit Texten von Karl Kraus' Drama »Die letzten Tage der Menschheit« angereichert.



Von Loyalität und Rebellion
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Adam Hochschilds faszinierende Geschichte über den Untergang des Alten Europa im Ersten Weltkrieg 1914-1918.
»Wie war es möglich, dass gebildete Menschen in sämtlichen beteiligten Staaten, die als Linke oder Liberale oft noch zutiefst dem Gedanken der internationalen Solidarität verpflichtet schienen, bis auf wenige Ausnahmen in den ersten Augusttagen des Jahres 1914 die Seite wechselten,...«

 

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Henning Ritter
Die Schreie der Verwundeten

Versuch über die Grausamkeit


Obwohl die Menschheit immer aufgeklärter wird, nimmt die Grausamkeit nicht ab. Im Gegenteil. Der Terror wird zum Begleiter der Moderne, und die Kriege produzieren eine neue Gleichgültigkeit des Tötens. Henning Ritter, einer der brillantesten Essayisten unserer Zeit, schildert in diesem Band die Zwiesprache von Grausamkeit und Mitleid, die zur Signatur eines ganzen Zeitalters geworden ist. Leseprobe


C. H. Beck

Größenwahn und Rohheit
Von Gregor Keuschnig
Artikel lesen
Herfried Münklers Buch »Der Grosse Krieg – Die Welt 1914-1918« und Ernst Pipers »Nacht über Europa«
Obwohl Münklers Buch aufgrund einer komplexen Gesamtdarstellung des Krieges straffer geführt wird, hat man bis auf die genannten Ausnahmen verblüffenderweise nicht den Eindruck, dass man durch die zum Teil in additivem Stil verfassten Essays Pipers wesentlich mehr erfährt. Münkler schafft es mit seiner überlegenen Kühle mehr den Leser aufzurütteln, als Piper mit seinem zuweilen arg moralisierenden Duktus.

Literarische Auslese
Von Klaus Wolff
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»Über den Feldern« bietet 70 Texte aus 16 Sprachen 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs!
Wer nach gültiger Literatur zum Einstieg in den historischen Komplex des Ersten Weltkrieges sucht, der ist mit diesem Kanon bestens ausgestattet. Leseprobe

Ein bebildertes Märchenbuch
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Hans Magenschab und »Der Grosse Krieg«.
»Man mag es Magenschab noch am ehesten nachsehen, dass er die untergehende Doppelmonarchie und ihre Vertreter fast schon sentimental in einem milden Abendlicht präsentiert, während er ihren deutschen Verbündeten gern als 'aristokratischen Kriegerstaat' bezeichnet.«

Kein großes Finale, sondern »ein stiller Tod«
Von
Klaus-Jürgen Bremm
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Manfred Rauchensteiners packendes Panorama vom Ende der Habsburgermonarchie ist eine
historiographische Meisterleistung.
»Der Krieg wurde herbeigeführt, mehr noch, er wurde entfesselt. Und Österreich Ungarn war es, das die Fesseln löste.«

Eine Kriegsgeschichte
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Martin van Crevelds Chronik der »Gesichter des Krieges« von 1900 bis heute.
»Auch wenn einem bei der Lektüre manchmal der Atem stockt, und sich neben Zustimmung gelegentlich heftiger Widerspruch regt – lohnend und in höchstem Maße anregend ist die Lektüre allemal.«
Leseprobe


Grandioses Panorama
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Philipp Bloms mitreißende Inszenierung europäischer Geschichte »Der taumelnde Kontinent. Europa 1900-1914«.
Bloms beeindruckende Arbeit lässt den Leser noch einmal nachvollziehen, warum der Kriegsausbruch 1914 von vielen Menschen damals als Befreiung aus einer zunehmend mit Skepsis betrachteten Zukunft empfunden wurde.

Ein unverantwortliches Kalkül
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Gerhard Hirschfeld und Gerd Krumeich über
Deutschlands Rolle im Ersten Weltkrieg.
»Eine sachliche und gut lesbare Darstellung des Krieges aus rein deutscher Sicht, wobei fallweise auch auf alliierte Verhältnisse eingegangen wird.« Leseprobe

Weder Schönheit noch Schrecken
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
»Eine Geschichte des Ersten Weltkrieges erzählt
in neunzehn Kapiteln.« Eine unterhaltsame Kollage
von Einzelschicksalen.
Dass der Erste Weltkrieg sich nicht auf Schützengräben und Trommelfeuer reduzieren lässt, war auch einer Forschung schon längst klar, die inzwischen auch die übrigen Kriegsschauplätze vermehrt in ihren Fokus genommen hat. Der deutlichste Mangel seines Buches liegt aber wohl darin, dass es Englund versäumt, das präsentierte Panorama von Erfahrungen in einen größeren Kontext der Forschung einzuordnen.


Fehlerhaft und widersprüchlich
Von Klaus-Jürgen Bremm
Artikel lesen
Guido Knopps Bilanz des E
rsten Weltkrieges in Bildern.
»... ein wirklicher Nutzen dieser Publikation aus der Knoppschen Historikerwerkstatt ist eigentlich nicht zu erkennen.«

Wilhelm II. letzter deutscher Kaiser
Von Michael Knoll
Vielem wird im Super-Gedenkjahr 2009 gedacht, einem historischen Ereignis jedoch nicht: Dem 150. Geburtstag des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Historisch aufgearbeitet wird er sehr wohl. Bereits 2008 erschienen Monographien zweier anerkannter Historiker in zwei renommierten Verlagen: »Wilhelm II – Der Weg in den Abgrund 1900-1911« von John C. G. Röhl sowie »Wilhelm II – Die Herschaft des letzten deutschen Kaisers« von Christopher Clark.

Der Mann ohne Eigenschaften
Walther Rathenau als Phänotyp seiner Epoche

Artikel lesen
Von Klaus-Jürgen Bremm

»
Der Autor skizziert das Bild einer Persönlichkeit, der sich wie viele in seiner Generation nicht allein von den glänzenden Leistungen ihrer Väter emanzipieren wollte, sondern auch gegen den plumpen Wilhelminismus der Hochbürokratie, Militärs und Großagrarier mit ihren auftrumpfend-hohlen Lebensäußerungen engagiert Stellung bezog.« Leseprobe



 


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