Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik |
||
Home Termine Literatur Krimi Biografien, Briefe & Tagebücher Politik Geschichte Philosophie Impressum & Datenschutz |
||
|
||
Das große Staunen über Mensch & Welt Werner Herzog, der am 5. September 80 Jahre alt wird, erinnert sich
Von Wolfram Schütte |
||
I. Werner Herzog, der 1962 zur gleichen Zeit aus dem Dunkel der Geschichte auftauchte wie die »Oberhausener«, also die erste Generation des »Neuen (Jungen) Deutschen Films« in der BRD, gehörte gleichwohl nicht zu ihnen. Schon damals, als die Generation Kluge, Reitz, Schlöndorff, Wenders è tutti quanti weltweit für Aufsehen sorgte, war der gleichaltrige Münchner Herzog ein Außenseiter, der sowohl thematisch & stilistisch als auch, was seine Drehorte anging, ganz & gar seine eigenen Wege ging. Obwohl er wie seine bundesdeutschen Generationsgenossen »Opas Kino« verabscheute (aber er allein verehrte das expressionistische deutsche Stummfilmkino), wirkte er selbst & auch seiner ersten Kurzfilme »befremdlich« & »wie aus der Zeit« (der gärenden links-liberalen Unruhe) »gefallen«. Gesellschaftspolitisches Denken oder psychologisch-realistisches, »bürgerliches« Kino schienen dem jungen »Wilden«, dem eigen-sinnigen Herzog »wesensfremd« zu sein. Er glich damals eher dem einst rätselhaft aufgetauchten Kaspar Hauser, dem er prompt seinen dritten Spielfilm widmete. Wie dessen Titel (»Jeder für sich und Gott gegen alle«,1974) heißen nun auch wieder seine »Erinnerungen«, die er vor einem Jahr abgeschlossen, aber jetzt erst zu seinem 80. Geburtstag publiziert hat. Begonnen hatte Werner Herzog seine Filmemacherkarriere mit emphatischen Dokumentarfilmen, z.B. über Taubblinde & mit zwei Spielfilmen: über einen verrückt gewordenen deutschen Besatzungsoffizier in Griechenland (»Lebenszeichen«, 1967) und mit der ebenso absurden wie gewalttätigen Rebellion von »Liliputanern« gegen ihre Kasernierung (»Auch Zwerge haben klein angefangen«,1970) – einer surrealistischen Parabel, die in der BRD als höhnischer Kommentar zur Revolte der Achtundsechziger verstanden wurde. Herzog hatte international damit aber mehr Neugier erregt als in der Bundesrepublik, wo er z.B. für seinen »Zwergenfilm« keinen Verleih fand. Er irritierte damals sowohl durch seinen geistigen Geschichts-Pessimismus wie durch seine Faszination von Ausnahme-Menschen, deren mutige oder tollkühne Lebensentscheidungen zum »Gefährlichen Leben« (Nietzsche) er fokussierte. Kategorisiert wurde er in der BRD als so etwas wie ein cinéastischer Fremdling aus dem Geiste des »Anarchen« Ernst Jüngers. Erst der weltweite Erfolg des »Aguirre« (1972) & danach von »Fitzcarraldo«(1982) – kräftig befördert durch den Exzentriker Klaus Kinski – machten Herzog zum Weltstar. Ein sogenannter »Durchbruch« nach Hollywood war das gleichwohl nicht. Aber Herzog lebte fortan in Los Angeles. Von dort aus – in dritter Ehe mit einer 28 Jahre jüngeren Frau verheiratet – mehrte er seinen Ruhm als Solitär des Weltkinos weniger aber durch seine späteren Spiel- als durch eine Vielzahl spektakulärer Dokumentarfilme, zu deren spezifischer Attraktion sein bajuwarisches Englisch als Erzähler gehörte – ein individuelles Spezifikum, wie die gehauchte Flüsterstimme Alexander Kluges in dessen dokumentarischen Arbeiten. II. Werner Herzog hat seine Filmkarriere in Abständen begleitet durch eigenständige literarische Werke. Zuerst durch die Schilderung seines Fußmarschs von München nach Paris zur »Lebenserrettung« Lotte Eisners (»Vom Gehen im Eis«,1974), dann durch die Überarbeitung seiner Notizen während der Entstehung & Produktion von »Fitzcarraldo« im Amazonas-Dschungel (»Eroberung des Nutzlosen«,2004), schließlich 2021 durch die novellistische Storyline eines ungedrehten Films über den letzten Soldaten des japanischen Kaiserreichs (»Das Dämmern der Welt«, 2021) & nun mit seinen »Erinnerungen«. Erinnerungen, nicht »Autobiographie« oder »Memoiren«. Der Achtzigjährige weiß, dass das menschliche Gedächtnis lückenhaft & nachformend, also höchst subjektiv ist. Subjektivität ist für Herzog ohnehin ein zentraler Begriff gewesen. Seine irritierende Formulierung von der »ekstatischen Wahrheit«, der alle seine Filme folgen, die mit dokumentarischem Material umgehen, meint eine von ihm als Künstler durch Imagination, Konzentration & Intuition erschaffene »Wahrheit«, eine expressiv pointierte »poetische Wahrheit«, die hohnlachend auf die bloß mechanisch registrierende Widerspiegelungspraxis des »Cinema vérité« herabblickt. (»Ekstatisch« kann aber auch die Wahrheit sein, wenn der erinnernde Künstler über sich selbst schreibt.). Für seine »exstatische Wahrheit« hat Herzog in seinen dokumentarischen Filmen gelegentlich sogar eigene Ansichten als authentische Äußerungen seiner Helden ausgegeben, also ihnen unterschoben – ein prekäres Verfahren, zumindest unter journalistischen Gesichtspunkten & im Lichte der kürzlichen Erfahrung mit Trumps »alternativen Fakten« - (die gewissermaßen die ekstatischen Wahrheiten des Werner Herzog als deren Perversionen begleiten). Für das jüngste Buch, das faktisch das Resümee seines gelebten & tätigen Lebens ist (wie er es gesehen haben möchte), hat er den Titel seines Kaspar-Hauser-Films gewählt. Das ist ein deutlicher Hinweis, an wessen Seite & unter welchen pessimistischen Auspizien sich Werner Herzog gestellt sehen will. »Nur Lumpe sind bescheiden«. (Goethe) III. Der Filmemacher & Bücherschreiber hat keinen Grund, bescheiden zu sein, wenn er auf sein Leben & Arbeiten zurückblickt. Auch nicht als »Selberlebensbeschreiber« (Jean Paul). Erst recht nicht, wenn er nun selbst ein Kunstwerk der literarischen Imagination aus seinem Leben durch Erzählung, Pointierung oder Auslassung herstellt (gleich einem Film durch die Montage). Denn als Schriftsteller – der mutmaßt, sein literarisches Oeuvre überdauere sein kinematographisches! – ist er sich seiner selbst so bewusst wie als Filmemacher. Das wird schon in der ebenso lakonischen wie komplexen Komposition des Anfangs erkennbar - & gilt strukturell für alle seine assoziativ ausschwärmenden 36 Kapitel. Nach dem Vorwort hebt das erste Kapitel (»Sterne, das Meer«) mit der Beschreibung zweier toter Männer an, die beweint & beschrien von ihren Witwen & Verwandten in einem Raum neben dem Friedhof an der Südküste Kretas aufgebahrt sind. Dem Gesetz der Blutrache folgend hatten sie sich gegenseitig umgebracht. Der junge Deutsche, der die nebeneinander liegenden Toten betrachtet, ist sechzehn Jahre alt. In der folgenden Nacht wird er zusammen mit anderen Fischern, jeder allein in einem Boot mit einer Karbidlampe, auf das spiegelglatte Meer in vollkommener Stille zur Pulpojagd hinaus geschleppt & allein gelassen werden: über sich der unermessliche Sternenhimmel, unter sich das Glitzern unzähliger kleiner Fische. »Eingebettet in ein Weltall ohnegleichen, oben, unten, überall, in dem es allen Geräuschen den Atem verschlagen hatte, fand ich mich selbst auf einmal in einem unfassbaren Staunen wieder«. Der Junge war von der rätselhaften Schönheit dieser magischen Welterfahrung derart überwältigt, dass er glaubte, bald sterben zu müssen, weil »es niemals wieder gewöhnliche Zeit für mich geben könnte«. Aber schon im nächsten Kapitel (»El Alamein«) erleben wir den Hals-über-Kopf aus den USA nach Mexiko geflohenen 23jährigen Werner Herzog als clownesken Rodeo-Reiter auf Jungbullen zum samstäglichen Vergnügen der Arena, wenn »El Aleman« abgeworfen im Staub liegt. Er habe darauf bestanden, behauptet der Selbsterzähler, dass die ergötzten Mexikaner ihn aber »El Alamein« nannten – weil er »kurz vor den entscheidenden Wendepunkten des Zweiten Weltkriegs (Stalingrad- & El Alamein-Niederlage) in München geboren worden war. Überbewerte ich diese wortspielerische Verbindung des Autors an den Beginn des Untergangs (Nazi-) Deutschlands als diskrete Anspielung auf die »glücklichen« astrologischen Konstellationen, die Goethe in »Dichtung und Wahrheit« zu seiner Geburt aufgeboten hat? Mit diesem Beginn hat Herzog aber schon alle die Spezifika seiner Welterfahrung versammelt: Tod, Archaik, Einsamkeit, individueller Mut, elementare Welterfahrung, physisches Abenteuer, persönliches Draufgängertum. Dieses Geburtskapitel unseres Helden ist zugleich ein Mäander, in dessen Erzählverlauf Werner Herzog nicht nur von seiner ersten Liebe erzählt oder wie er nach den USA (& Mexico!) gekommen ist & bei seiner Rückkehr mit der Geliebten für ein paar Tage durchgebrannt war, obwohl sie gerade von der Hochzeitsreise mit seinem Cousin (!) zurückgekehrt gewesen war. »Das grandiose Mysterium und die Agonie der Liebe habe ich nie ganz verstanden«, bemerkt er hier, obwohl er später erzählt, dass er eine lebensgefährliche, geradezu unglaublich tollkühne winterliche Alpenüberquerung, allein zu Fuß natürlich, nur unternommen habe, um einer seiner drei Ehefrauen zu imponieren. Aber in »El Alamein« spricht Werner Herzog auch von seiner imponierenden Mutter, die noch im hohen Alter, allein & ohne die Landessprache zu können, eine türkische Freundin in Anatolien besuchte; seinen Vater, der als nichtsnutzige Drohne sich von seinen Ehefrauen aushalten ließ, verachtet er umso mehr, während er von deren beider Voreltern sympathische Eigenschaften berichtet. So habe der Großvater mütterlicherseits »einen Hang zum surrealen Witz & zum Absurden« besessen. Auf väterlicher Seite zitiert er aus den bis 1829 zurückreichenden Memoiren seiner auf einem ostpreußischen Gut groß gewordenen Ururgroßmutter. Sie schreibt, dass die Förster aus Wolfslagern die Jungtiere in Säcken entführten & sie den begeisterten Kindern zum vorübergehenden Spielen mitbrachten – bevor die Jungwölfe alle getötet wurden & ihre Ohren & Klauen als Beleg für eine Prämie der Regierung dienten. Greift die Erzählung dieses zweiten Kapitels bis tief ins 19. Jahrhundert des ländlichen Ostpreußens zurück, so greift sie zugleich auch voraus – ohne dass man als Leser durch diese Zeitsprünge & deren Hin & Her aus der Bahn geworfen würde oder der muntere Erzählfluss ins Stocken geraten würde. Es ist z.B. schon aberwitzig, wie Herzog von seiner kindlichen Erfahrung des Kuhmelkens in dem Waldidyll von Sachrang, wohin die geschiedene Mutter mit ihren Kindern im Krieg geflohen war, bis zu einer NASA-Shuttlebesatzung »von hochqualifizierten Wissenschaftlern« gelangt, die als Darsteller in einem seiner Sciencefiction-Filme mitspielen sollen. Er habe diese »ernsthaften Intellektuellen« für sein »wüstes« Film-Spektakel gewonnen, als er einem von ihnen auf den Kopf zusagte, dass er Kühe melken könne. Herzog behauptet, dass er durch seine »Arbeit mit Darstellern und Gesichtern oft Dinge, die in Personen ruhen, erkennen könne« – so auch in den »klaren, starken Zügen, wie man sie aus Cowboyfilmen kennt« bei einem der Wissenschaftler dessen Melker-Vergangenheit. Wie sich herausstellte, war er auf einer Farm aufgewachsen, wo er als Bauernjunge Kühe melken musste. Damit hatte der bayerische »Hellseher« alle Wissenschaftler im Kontrollzentrum von Houston beeindruckt. IV. Das ist die erste von zahlreichen Koinzidenzen, Merkwürdigkeiten oder intuitiven Hell-& Weitsichtigkeiten, die sich Werner Herzog im Laufe seines Lebens & dessen fortlaufenden anekdotischen Beschwörungen in »Jeder für sich und Gott gegen alle« zuspricht. Dazu zählt z.B. auch, was er von einem seiner Vorfahren geerbt zu haben scheint: »Landschaften lesen« zu können. Von der Konversion des a-religiös Aufgewachsenen zum Katholizismus (noch während seiner Gymnasialzeit), bemerkt er, sei ihm einzig seine »Heilsgewissheit« geblieben – obgleich der Begriff der protestantischen Theologie entstammt. Herzog möchte damit aber die Rechtschaffenheit seines oftmals tollkühn-lebensgefährlichen Handelns ausdrücken, wenn er – als Dokumentarist des Außerordentlich-Außergewöhnlichen –»immer Außenposten zu halten« versuchte, »die von anderen fluchtartig verlassen worden waren«. Dazu gehörte physische Kraft, Mut, Kühnheit, Empathie & Abenteuerlust, ja auch Abenteurertum, dem eine unersättliche Neugier für die Wunder & Gefahren der Welt auf die Sprünge ins Lebensbedrohliche half. Aber auch einen unzerstörbaren Glauben an sich selbst & seine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dass er etwas Besonderes werden werde, habe ihm schon seine Schullehrerin prophezeit. Aber durch das Ritual eines über 1000 Kilometer langen Fußmarschs von München nach Paris die krebskranke Lotte Eisner vorm Tod gerettet zu haben, ließ ihm magische Kräfte bei sich vermuten. Früh war die Neigung da, den elementaren Rätseln Mensch, Leben, Welt mit transzendentaler Spekulation & poetischer Energie auf die Spur zu kommen. Frühromantik & deutscher Stummfilmexpressionismus kreuzen sich in Herzog & seinen Filmen. Kaspar Hauser, Aguirre & Fitzcarraldo sind monumentale Projektionen des Visionärs, der mehrfach betont, nicht zu träumen – wenngleich sein Oeuvre gespickt ist mit Traumlandschaften, die er der realen Welt abgelesen & nicht künstlich hergestellt hat. Dieser irrationale Kern seines filmischen Oeuvres erzeugt dessen faszinierende Leuchtkraft, das es in die Nähe von Tarkowski, aber auch von Joseph Beuys rückt, dem anderen deutschen Schamanen unter den Künstlern unserer Zeit. V. Lieb ist Herzog auch zur Selbstcharakterisierung das metaphorische Bild des (einfachen) »Soldaten«, womit er aber eher soldatische Tugenden wie Mut, Loyalität, Verlässlichkeit, Tapferkeit meint & nicht den barbarischen Killer. Er beschreibt, wie er seinen jugendlichen Jähzorn besiegte & sich disziplinierte. Schon im Vorwort tritt er dem öffentlichen Eindruck des »einsamen Einzelkämpfers« entgegen: »Tatsache ist, dass ich fast immer Mitarbeiter um mich hatte, Familie, Frauen«. Diesem Begleitpersonal seines Lebens & Arbeitens wie seinem Bruder Lucki, seiner jüngsten Ehefrau Lena & seinem häufigen Kameramann Thomas Mauch, attestiert er, »ausnahmslos selbständig, stark, schön und intelligent« gewesen zu sein: »Ich wäre nur ein Schatten meiner selbst ohne sie«. Das ist zwar sehr pauschal gesagt & das Beiwort »schön« bezieht sich wohl eher nur auf seine Lebensbegleiterinnen, obwohl er seinen Frauen & Kindern ein eigenes Kapitel widmet; aber Herzogs Wunsch, mit seinen bösartigen, exzentrischen Helden nicht identifiziert zu werden (ein psychologischer Kollateralschaden durch das Hollywood-Kino), ist ihm womöglich primär im Hinblick auf sein usamerikanisches Publikum wichtig. Obgleich ich den Eindruck habe, dass durch sein Schielen auf die potentiellen Interessen & Kenntnisse seiner US-Fans der erzählerische Schwung erlahmt, weil das Buch im zweiten Teil seine literarische Qualität reduziert & gelegentlich zum Namedropping & Prominentensammelsurium sich vermindert. Werner Herzogs Großzügigkeit bei der Beurteilung von Zeitgenossen offenbart sich darin, dass er an Menschen »Warmherzigkeit« als oberste Tugend schätzt & seine »Erinnerungen« ganz ohne »bad memories« auskommen. Bis auf die Ausnahme eines österreichischen Opern-Dramaturgen, der Herzog einen Opernstoff entwendet hatte. Aber auch den Namen des Diebs & Hehlers schreibt er nicht aus – um das Buch seiner Erinnerungs-Freuden nicht durch eine Person zu verbittern, die ihn tief & nachhaltig verletzt hatte? Die »Erinnerungen« Herzogs sind deshalb so spannend (wie ein Abenteuerroman) zu lesen, weil ihre assoziative, a-chronologische Erzählweise nicht nur jederzeit die künstlerische Souveränität ihres Verfassers offenbart, der seine biographische Darstellung zu einem bewundernswerten Selbstporträt literarisch verdichtet, sondern weil es ihm auch gelingt, beim Leser selbst permanent Neugier zu generieren, weil nie absehbar oder vorhersehbar ist, wohin uns der versatile Autor als nächstes führen wird. Wenn ich gefragt würde, was die schönsten Passagen seien, die dem Erzähler Werner Herzog diesmal in dem überaus anekdotenreichen Buch gelungen sind, würde ich die traurige Geschichte seiner Freundschaft mit Bruce Chatwin nennen – oder seine kleine Novelle von den Zwillingsschwestern Freda & Greta Chaplin, über die er einen seiner unrealisierten Spielfilme hätte machen wollen. Aber das berührendste Prosastück erzählt in einer plastisch beschworenen (Film-)Sequenz von seinem dement gewordenen Großvater väterlicherseits, einem berühmten Archäologen. Bis zuletzt kümmerte sich dessen gesunde Ehefrau um ihren wahnsinnig gewordenen Mann: Er »erkannte sie am Ende über Jahre hinweg nicht mehr, redete sie mit >gnädige Frau< an. Bei einem Abendessen erschien er ungewohnt formell, mit Anzug und Krawatte. Nach der Vorspeise legte er sorgfältig seine Serviette an ihren Falten wiederzusammen, reihte das Besteck säuberlich neben den Teller auf und erhob sich. >Gnädige Frau<, sagte er mit einer Verbeugung, >wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich jetzt um ihre Hand anhalten wollen<«.Artikel online seit 04.09.22 |
Werner Herzog
|
|
|
||