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Teaching
Disaster |
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Guillaume Paoli legt mit »Geist und Müll« einen philosophisch-politischen Essay in 123 kurzen Kapiteln (Miszellen) mit der Absicht, das »Chaos chaotisch darzustellen«, vor. Es handelt sich um eine radikale Kritik althergebrachter Denkgewohnheiten sowie um einen Abgesang auf den Glauben, wir könnten in allem so weitermachen wie bisher.
Charakteristisch für das
Buch ist Paolis teils sarkastischer, doch stets aufgeräumter Fatalismus, der die
»postnormalen Zeiten« ins Visier nimmt. Den Begriff leiht sich Paoli von dem
US-amerikanischen Wissenschaftsphilosophen Jerome Ravetz und reflektiert damit
die Zeiten, die durch Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Klimawandel
geprägt sind.
Die Frage, die sich
angesichts dieser aussichtslosen Situation stellt, lautet: Wo steht der Geist in
dieser Zeit? Denn für das Denken bedeutet diese neue Realität eine unglaubliche
Arbeitsbelastung: Auch geistiger Tätigkeit droht das dauerhafte Scheitern. Die Folge: Eine Expansion auch des geistigen Mülls. »Müll entsteht im Kopf«, heißt es bei Paoli, der Wittgenstein ebenfalls um- und weiterdenkt, wenn er schreibt: »Die Welt ist alles, was der Abfall ist.« Müll, so Paoli, sei ein Ding am falschen Ort. Und im Kopf hat dieser Müll eigentlich nichts zu suchen. Der Essay ist nicht zuletzt eine erfrischende Polemik gegen den neumodischen Begriff »Anthropozän«, wie auch gegen Donna Haraways esoterisch-kitschige Philosophie des »Chthuluzäns«. Aber auch die hippe mystisch-religiöse Phrasendrescherei Bruno Latours (Kapitel 59 trägt den schönen Titel »Latourkundemuseum«) bekommt sein Fett weg, wohingegen Denker wie der französische Soziologe Jacques Ellul und der aus Wien stammende Kulturkritiker Ivan Illich rehabilitiert werden. Esprit, Fabulierkunst, Eloquenz und Poesie zeichnen Paolis Essay aus. Trotzdem: Wenn das Denken am Ende tatsächlich versagen sollte – was genau kann und will uns das Buch, Produkt des Denkens schlechthin, dann noch mitteilen?Artikel online seit 08.08.23 |
Guillaume
Paoli
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