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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik
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Glanz&Elend
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Seitwert


Zwischen Handel und Gemetzel

Roger Crowleys Darstellung der Geschichte Venedig fällt sehr einseitig aus.

Von Klaus-Jürgen Bremm
 

Es war das England des Mittelalters. So wie Großbritannien im 19. Jahrhundert die Welt und vor allem die Weltmeere mit einem Netz strategischer  Stützpunkte und einer starken Flotte dominierte , stieg die Lagunenstadt Venedig im 11. Jahrhundert zur Beherrscherin des östlichen Mittelmeeres auf.

Ihre Schiffe kontrollierten die Handelsrouten aus der Adria nach Konstantinopel, Alexandria und zu den Kreuzfahrerhäfen in der Levante. Korfu, Kreta und Zypern waren ihre wichtigsten Stützpunkte und vorerst war ihr kaum eine gegnerische Flotte gewachsen.  Es war vor allem ihre konsequente Ausrichtung auf das Meer, wodurch sich die die umtriebigen Bewohner dieser wohl  einmaligen Staat auf dem Wasser von ihren Konkurrenten  unterschied.  Während sich Reichtum und Macht im Mittelalter auf territorialen Besitz gründeten,  setzte Venedig auf Handel und Wissen und erlangte damit eine Schlüsselposition in den erbitterten Auseinandersetzungen Europas mit der islamischen Staatenwelt. Der Brite Roger Crowley hat nun die Kriege der „Serrenissima „ mit Akribie und Freunde am Detail nachgezeichnet. Es ist nach „Konstantinopel“ und „Entscheidung im Mittelmeer“ bereits der dritte Band über die Geschichte des östlichen Mittelmeeres, den der Hobbyhistoriker und Sohn eines Marineoffiziers im Stuttgarter Theiss-Verlag veröffentlicht hat. Seine jüngste Darstellung hat er in drei Abschnitte gegliedert, von denen der erste sich hauptsächlich mit dem Vierten Kreuzzug und der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1204 befasst, im zweiten Teil behandelt Crowley die Auseinandersetzung Venedigs mit ihrer schärfsten Rivalin Genua, während das letzte Drittel des Buches dem Kampf gegen das sich rasant ausbreitende Osmanische Reich gewidmet ist. Gerade der Ausstieg dieser islamistischen Macht, die sich wie keine andere zuvor den Dschihad auf ihre Fahnen geschrieben hatte, war allein durch eine verhängnisvolle Kette von Uneinigkeit, Verrat und Gleichgültigkeit auf Seiten der christlichen Mächte begünstigt. Ohne den brutalen Machthunger der Herrscher aus dem Hause Osman, die ihre jüngeren Prinzen umzubringen pflegten, dem religiösen Ingrimm ihrer Untertanen und einer unglaublichen Zahl europäischer Renegaten, welche die Türken mit den nautischen Prinzipien und dem Gebrauch der Artillerie vertraut machten,  wäre wohl die Geschichte dieses Staates von Schafhirten und Räubern nur eine Episode im levantinischen Völkerwirrwarr geblieben. Wer will, könnte daraus auch Lehren für die Gegenwart ziehen. Crowley tut dies allerdings nicht. Seine Schilderung endet eigenartigerweise bereits mit dem Ausgang des 15. Jahrhunderts, als durch die Erkundung der transatlantischen Routen der Schwerpunkt der maritimen Ambitionen Europas sich nach Westen und in die Neue Welt verlagerte. Die verbleibenden drei Jahrhunderte venezianischer Unabhängigkeit fasst der Autor in einen knappen Epilog zusammen. Als eine komplette Geschichte der Stadt aber will Crowley seine Darstellung offenbar auch gar nicht verstanden wissen.   Stadtgeschichtliches im engeren Sinne wie Gesellschaft, Herrschaftssystem, Wirtschaftskraft und Stadtteile erörtert er nur beiläufig. Tatsächlich ist sein Buch eine Geschichte der Kriege Venedigs, die er sehr quellennah beschreibt. Wer an der Schilderung von Seegefechten, Belagerungen, Plünderungen und grausamen Hinrichtungen (Gefangene wurden damals selten gemacht) Gefallen findet, kommt bei Crowley nicht zu kurz.  Karten (es ist nur eine Übersichtskarte vorhanden) und Abbildungen hätten allerdings den Band sinnvoll ergänzt.
 

Roger Crowley
Venedig erobert die Welt
Die Dogen-Republik zwischen Macht und Intrige
Stuttgart (Konrad Theiss Verlag) 2011
357 Seiten
24,90 €
ISBN 978 3 8062 2519 8


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