Barbara
holte aus und schlug mit voller Wucht auf den Wohnzimmertisch ein.
Das Axtblatt blieb im Holz stecken. Die Tischplatte war von minderwertiger
Qualität, dachte Peter, während er zusah, wie sie die Axt wieder aus der Platte
herauszog um erneut auf den Tisch einzuschlagen. Holzstücke flogen durch die
Luft. Sie keuchte. Er behielt sie dabei genau im Auge. Nach dem sechsten oder
siebten Schlag - vom Wohnzimmertisch war mittlerweile nicht mehr viel übrig
geblieben - widmete sie sich dem Fernseher.
»Was ist!«, rief Barbara, als sie das Gerät auf den Boden schleuderte, wo es mit
einem lauten Krach zu Bruch ging.
»Nichts«, erwiderte er ruhig, und ließ sie dabei nicht aus den Augen.
»Wir haben dafür bezahlt, also können wir damit auch machen was wir wollen!«
Erneut holte sie aus, und mit nur einem Schlag zertrümmerte sie das Gehäuse. Er
bemerkte Schweißperlen auf ihrer Stirn. Lange hatte er sie nicht mehr so lebhaft
erlebt. Er stellte sich an die Wand.
»Was ist, hast du Angst?«, fragte sie mit einem leicht irren Grinsen.
»Nein, nein alles gut«, entgegnete er.
»Tu dir keinen Zwang an.« Sie wies zur Schrankwand hin »Ansonsten nehm ich sie
mir vor.«
»Nein, schon gut.«
»Willst du die Axt?« Barbara fuchtelte mit dem Ding vor seiner Nase rum.
Automatisch wich er ängstlich zur Seite. Er dachte an seine Tochter, die hatte
nächste Woche Geburtstag.
»Nein, nein behalt die mal ruhig.«
»Feigling«, rief sie, wieder mit dem leicht irren Blick, holte aus und hieb das
Blatt der Axt mitten in die Schrankwand hinein. Wieder flogen Holzstücke herum
und das alte Geschirr fiel heraus und zerschellte auf dem Boden. Er ging noch etwas mehr auf Distanz zu ihr. Barbara
bemerkte es.
»Was ist los mein Schatz, du hast doch nicht etwa Angst vor mir?« Sie lachte
schallend.
»Na ja, ein bisschen Angst bekommt man da schon«, bemerkte er nervös.
Barbara lachte noch schallender und knallte die Axt ein zweites Mal in die
Schrankwand hinein. Wie vorhin im Esstisch, steckte das Blatt fest.
»Scheiße«, rief sie, zerrte und riss, befreite sie und warf dabei die komplette
Schrankwand um, die lautscheppernd auf den Boden krachte. Sie trat mit dem Fuß
dagegen. Ein Stück Holz flog dabei haarscharf an Peters Kopf vorbei.
»Pass doch auf!«, konnte er sich nicht beherrschen. Erschrocken blickte sie ihn
an, als wenn sie jetzt erst wieder zu sich kam.
»Hast du was abbekommen?«, fragte sie wie aus einem Traum erwacht.
»Nein, aber es hätte nicht viel gefehlt.«Mit der Axt in den schwitzigen Händen
trat sie auf ihn zu.
»Okay, ich glaube das reicht für heute«, bemerkte Barbara erschöpft und ließ die
Axt auf den Boden fallen.
»Ja, ich denke auch, dass es reicht.«
Beide nahmen die Schutzbrillen ab und verließen das Zimmer.
»Na, hat es
Ihnen gefallen?«, fragte der Veranstalter.
»Und wie, was Peter?!«, jauchzte Barbara.
»Ja, war schon sehr intensiv«, kommentierte Peter trocken.
»Möchten Sie mit Karte, oder bar bezahlen?«
»Bar«, sagte Barbara und übereichte dem Veranstalter des Crash-Rooms die
vereinbarten zweihundert Euro.
»Danke, und beehren Sie uns bald wieder, aber nicht vergessen, vorher einen
Termin zu vereinbaren, wir sind bis Ende des Monats ausgebucht.«
»Ja sehr gerne, aber nächste Woche haben wir ja noch die Zimmertortenschlacht
gebucht, das Geburtstagsgeschenk für unsere Kleine.«
Der Veranstalter scrollte in seinem BlackBerry.
»Ja stimmt, hier hab ich´s, die kleine Maja, fünfter Geburtstag, richtig?«
»Genau.«
»Aber denken sie dran, Frau Bergmann, Kindergeburtstage mit Tortenschlacht
kosten fünfzig Euro extra, wegen der Reinigung des Crash-Rooms.«
»Ja, kein Problem, hab`s doch gelesen«, lachte Barbara, »Es wird Maja bestimmt
gefallen, meinst du nicht auch Peter?«
»Mit Sicherheit.«
»Okay, dann mal los, ich muss zum Yoga.«
»Ja, mein Schatz, soll ich dich hinfahren?«
»Das wäre fantastisch mein Liebling.«
Später, als
er allein war, dachte Peter eine Weile ergebnislos über sein Leben nach.
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online seit 27.03.17
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