Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik |
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Schatten des Nahostkonflikts Von Thomas Hummitzsch Der Mittdreißiger Kobi verdient sich sein Leben als Taxifahrer in Tel Aviv. Eines Tages erhält er einen mysteriösen Anruf von einer jungen Frau namens Numi, die ihn um Hilfe bittet. Angeblich sei sie die Geliebte seines Vaters, der seit einem Anschlag in Hadera verschwunden sei. Bis auf eine Person seien alle Opfer identifiziert und sie vermute, dass es sich bei der verkohlten Leiche des unbekannten männlichen Opfers um seinen Vater und ihren Geliebten handle. Sie bittet Kobi, der sich nie sonderlich für den Vater interessiert hat, um einen Bluttest, um endlich Gewissheit zu haben. Nur widerwillig lässt sich Kobi auf das Unternehmen ein und stößt bei der Suche nach einer Erklärung für das Verschwinden seines Vaters immer wieder an die Grenzen seiner eigenen Verletzung als Sohn. „Blutspuren“ ist der erste in Deutschland erschienene Comic der israelischen Zeichnerin Rutu Modan. Modan studierte in Jerusalem Kunst und Design, bevor sie anfing, regelmäßig Comicstrips für die großen israelischen Zeitungen zu zeichnen. 1995 gründete sie gemeinsam mit Mira Friedmann, Batia Kolton, Yirmi Pinkus und Itzik Rennert die Künstlergruppe Actus Tragicus, die sich seither mit ihren englischsprachigen Anthologien einen ausgezeichneten Ruf erworben hat. Nebenher gab sie die israelische Ausgabe des „MAD-Magazine“ mit heraus. Seitdem ist Modan eine international renommierte Illustratorin geworden. Sie arbeitet u.a. für die New York Times, den New Yorker und Le Monde. In „Blutspuren“ führt Modan den Lesern das Leben in Israel mit all seinen zeitweiligen Banalitäten und Verrücktheiten vor Augen. Es ist ein ganz normales Leben, das sich jedoch ständig am Abgrund abspielt. Die Ungewissheit und Sorge, Wut und Frustration, Emotionalität und Leidenschaft, die Kobi und Numi empfinden, während sie das Verbleiben des Vaters und Liebhabers aufklären möchten, machen die Angespanntheit des nahöstlichen Lebens am Limit deutlich. Der Irrsinn des Nahostkonflikts ist so in Modans Erzählung stets gegenwärtig, ohne zeichnerisch vor Augen geführt werden zu müssen. Dabei blickt der Comic nur auf den israelischen Alltag. Eine historisch-politische oder gar ethisch-moralische Verarbeitung der tagtäglichen Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern findet in „Blutspuren“ nicht statt. Rutu Modan versucht erst gar nicht, die Frage nach dem Verursacher des Nahostkonflikts zu beantworten, sondern ergründet allein die psychologischen Folgen des Lebens im Konflikt. Kobi und Numi bearbeiten auf der gemeinsamen Suche die individuelle Erfahrung des Liebesentzugs durch die eigenen Eltern. Numis Zuneigung zu Kobis Vater entpuppt sich als Sehnsucht nach einer liebevollen und zugeneigten elterlichen Figur. Und dass Numi diese Zuneigung erhalten hat, führt Kobi umso deutlicher den eigenen Liebesentzug durch den Vater vor Augen. Beide stellen fest, dass die Hoffnung auf den Vater und Geliebten vergeblich ist und finden daher aneinander Halt. Die Selbsterkundung der beiden die Geschichte tragenden Protagonisten findet vor der Kulisse des modernen Israel statt, einem Land voller Widersprüche, in dem das orthodoxe Judentum ganz selbstverständlich neben einem geradezu areligiösen, modernen Lebensstil des „Alles oder Nichts“ Platz findet, in dem einer tiefen Armut Schwindel erregender Reichtum gegenüber steht und in dem auch genügend Platz für die Banalitäten des Lebens ist, auch wenn der mögliche Tod der tägliche Begleiter ist. Modans Zeichenstil orientiert sich an der Ligne Claire der franko-belgischen Comicschule. Die Klarheit der Zeichnungen und des Letterings stehen der immer wieder wirren Geschichte als dramatisches Element geradezu diametral gegenüber. In ihren farbigen Zeichnungen fängt sie detailgetreu den Alltag und die Lebenswirklichkeit in Israel ein. Klingt der Comictitel zunächst nach einem effekthaschenden Thriller, entpuppt sich dieser Comic jedoch als einfühlsame Nahost-Erzählung im beklemmenden Schatten des allgegenwärtigen Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern.
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Rutu Modan |
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