Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik |
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Von Thomas Hummitzsch Wer bei den Namen Miller und Pynchon sofort und ausschließlich an die beiden amerikanischen Schriftsteller denkt, dem wird in Leopold Maurers gleichnamigen Comic ordentlich der Kopf gewaschen. Dessen Protagonisten tragen zwar die Namen ihrer berühmten Vorbilder, mit ihnen gemein haben sie allerdings wenig. Zusammen haben sie die ehrenvolle Aufgabe, die Welt zu vermessen, um eine „Demarkationslinie zwischen Norden und Süden“ neu zu ziehen. Wozu und wem das dienen soll, bleibt im Ungewissen. Für beide bedeutet es jedoch die Bestätigung ihrer ganz eigenen Welt, in der nichts Wichtigeres zu existieren scheint, als Zahlen. Doch schnell müssen beide einsehen, dass es neben der Welt in Ihren Köpfen auch noch eine reale Welt gibt, auf der sie wandeln und deren Vermessung sie betreiben. Der österreichische Comickünstler Leopold Maurer ist bekannt für seine wirren Charaktere, die stets im Mittelpunkt seiner Text-Bild-Erzählungen stehen. Seine Zeichnungen sind dabei auf das absolut Nötigste reduziert, um nicht von der Skurrilität und Absonderlichkeit der Figuren abzulenken. Mit Pynchon und Miller hat der Österreicher nicht nur zwei bereits an sich sonderliche Figuren geschaffen, sondern auch als Team sind sie durchaus originell. Während er mit Pynchon ein in sich gekehrtes, kauziges und zutiefst verletztes Mamasöhnchen – mit Chefallüren gegenüber seinem Kompagnon – präsentiert, hat er Miller – einen gescheiterten Mönch mit manisch sexuellem Verlangen – als einen absoluten Draufgänger entworfen, der keinen Flirt anbrennen lässt und zugleich völlig unbeeindruckt von diesen sexuellen Ausschweifungen zu bleiben scheint. Dass diese Charaktere aufeinanderprallen müssen, verwundert nicht. Und je detaillierter ihre Datensammlung zur Vermessung der Welt wird, desto näher geraten sie an die Grenzen der eigenen Persönlichkeit. Episodenhaft erzählt Leopold Maurer die Abenteuer der beiden seltsamen Vermesser auf ihrer Reise Richtung Horizont, die zugleich auch eine Expedition in die Abgründe der beiden Helden ist. So scheint Miller mit seinem Draufgängertum lediglich den verzweifelten Versuch zu unternehmen, sein Schicksal als Werwolf zu verdrängen. Dies gelingt ihm jedoch nur solange, bis ihm eines Tages ein Halbwüchsiger präsentiert wird, dem er seine Werwolf-Eigenschaften in potenzierter Form vererbt hat. Pynchon hingegen flieht sich in seine stupide Arbeit, um der Erinnerung an seine geliebte Helene zu entkommen, die vor zehn Jahren einem rollenden Riesengouda zum Opfer gefallen ist und ihn seither daran hindert, neue Bekanntschaften zu schließen. So stolpern die beiden aberwitzigen Persönlichkeiten von einem kuriosen Erlebnis ins nächste. Sie begegnen dem sprechenden Kanalkrokodil Hoffmann (E.T.A. Hoffmann?), das sich ihnen anschließt und so dem Dasein im Untergrund entkommt; sie erleben einige Eskapaden mit zwei Damen (von denen zumindest eine grafisch an Picassos Bilder von Dora Maar erinnert), die sie bis ins Gefängnis bringen; sie begegnen einem gewissen Herrn Coraghessan (also auch noch T.C.Boyle!) und reisen schließlich mit einem schießwütigen Zwillingspaar (die Herren Thomas & Bernhard [!]) nach Südafrika, wo sie angesichts der unerträglichen Hitze am Tiefpunkt ihrer seelischen Leiden ankommen. Maurers „Miller & Pynchon“ besticht in der Verbindung von schlichtem Zeichenstil und anspruchsvoller Sprache. Allein durch das Zusammenspiel von beidem kann die berührende Komik des Bandes entstehen. Dabei versteckt er die typischen Comiccodes nicht hinter einem angereicherten Dekor, sondern schiebt sie offensiv als Mittel der grafischen Erzählweise in den Vordergrund. Seine Schwarz-Weiß-Zeichnungen erinnern an Zeichner wie Lewis Trondheim und Guy Delisle.
Seit 1998 ist der Wiener
Grafiker Leopold Maurer als freischaffender Künstler tätig und hat sich seither
in den Bereichen Cartoon, Animation und Illustration umgetan. Mit „Miller &
Pynchon“ ist ihm nun der Durchbruch auf dem Comicmarkt gelungen. Einzig
bedauerlich die Bezeichnung „Graphic Novel“, die darauf hinweist, dass das junge
Wiener Verlagshaus „Luftschacht“ (gegründet im Mai 2003) noch nicht den Mut hat,
zum guten Comic in ihrem Programm auch namentlich zu stehen. |
Leopold Maurer |
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