Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik |
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Neues
aus der Welt der Comics
Es sind manchmal die
kleinen Dinge, die einen glücklich machen. Ein Sonntagnachmittag im Sessel und
die Zehenspitzen in die Sonne strecken. Herrlich! Fehlt nur noch ein gutes Buch.
Oder aber ein guter Comic! Frankreichs Lieblingscomicautor Manu Larcenet, dessen Comics jeden Leser mindestens zum Schmunzeln bringen, wartet mit zwei neuen Bänden im Reprodukt Verlag auf. Zum einen der vierte Band von „Der alltägliche Kampf“, der Geschichte des Fotografen Marco, der sich mit seiner Familie aufs Land zurückgezogen hat und auf höchst amüsante Weise mit den trivialen Problemen des Lebens konfrontiert wird, deren Unterkomplexität zuweilen schwieriger zu handhaben ist, als die vielschichtigen Sorgen im Großstadtdschungel. Mehr und mehr erhält die Globalisierung Einzug in seine Comics, denn Marco wird im Laufe der vier Bände Zeuge des Niedergangs der Werft, in der sein Vater gearbeitet hat. Kein Sachbuch zur Globalisierung könnte demonstrativer die Realität unserer Zeit erklären, als dieser Comic. Im französischsprachigen Original – erschienen im Dargaud-Verlag – wird dies noch eindringlicher, da sich in den Dialogen der Duktus der „Altermondialistes“ spiegelt. Der zweite Comic von Larcenet in Zusammenarbeit mit Jean-Yves Ferri, ebenfalls bei Reprodukt aufgelegt, ist die selbstironische Erzählung seines Alter Egos, der aus nicht ganz einleuchtenden Gründen in ein winziges Dörfchen zieht, um sogleich in einen wahrhaften Großstadtblues zu verfallen. In „Die Rückkehr aufs Land 1“ entpuppt sich die ländliche Idylle als amüsante Geisterbahn, in die der Familienvater Manu unweigerlich einsteigen muss. Die sechs bis zwölf Panel langen Episoden über die Erlebnisse mit dem tumben Vermieter Monsieur Henry oder der hexenähnlichen Madame Mortemont (dt. Frau Todesberg), über die Kapriolen des hauseigenen Katers Speedy oder die schlichten Selbstzweifel des Erzähler-Zwillings sind zum Schießen komisch, herzergreifend und mitten aus dem Leben gegriffen. Von der geistigen Revolution, der Aufklärung, erzählt eine Serie, die ihren Auftakt Anfang dieses Jahres in Frankreich genommen hat. „Saint-Germain. Le Comte des Lumières“ (Glénat BD) nimmt Referenz auf den historischen Comte Saint-Germain, einer Fabelgestalt der Aufklärung, der auch in Umberto Ecos „Das Foucaultsche Pendel“ zum Zuge kommt. Alchimist, Wissenschaftler, Politiker, Diplomat, Künstler und Lebemann, Saint-Germain ist all das in einer Person und der erste Band macht dies deutlich. Der Comic, gezeichnet von Jean-François Bergeron, besser bekannt als Spirou-Zeichner unter seinem Pseudonym Djieff, ist geprägt von Elementen der Renaissance, des Barock und des Klassizismus. Seine Zeichnungen schillern voller Glanz und Farbenpracht, während aus diesen die zeitgemäßen Texte von Thierry Gloris (mit nicht wenigen Zitaten) hervorstechen. Und das Interessante an dem Ganzen? Während mit der Aufklärung eine Abwendung von Gott erfolgt ist, zieht im Hintergrund der Erzählung ein kosmisches Götterkabinett die Fäden der Weltgeschichte. Fiat Lux! Wie einflussreich solche, im Hintergrund laufenden Fäden sein können, macht ein deutscher Schwarz-Weiß-Comic mit französischem Titel deutlich. „Le grand rien“, das große Nichts, von Thomas Gilke und Jakob Werth, erschienen im kleinen Ausnahmeverlag, verbindet auf kongeniale Weise die vier schicksalhaften Geschichten des verkannten Genies Dr. Bergstrøm, des mal mehr und mal weniger erfolgreichen Chansonniers Jacques Lejacques (welch Wortspiel), der psychopathischen Elvira und dem stur im Takt dienenden Beamten Schmidt. Ohne eine der Personen in der Episode der anderen auftauchen zu lassen, hängt durch die Eröffnungsszenerie und das Abschlussbild doch alles zusammen. Zwischen der ersten und letzten Seite wird die Sinfonie des großen Nichts gespielt, die man gemeinhin Schicksal nennt. Mit der Anwendung der verschiedenen Zeichenstile verneigt sich der mehrfach preisgekrönte Comic- und Cartoonautor Thomas Gilke vor den Granden des Comics. Allein die Geschichte von Herrn Schmidt ist unzweifelhaft eine Hommage an den Meister des stummen Comics Lewis Trondheim. Ach ja, bevor es untergeht, soll zumindest erwähnt sein, dass man Gilkes wortlosen Comic „Import/Export“ (ebenfalls im Ausnahmeverlag) in der jetzigen Ausgabe erstmals komplett entfalten und auf einen Blick erfassen kann. Diese neun Seiten sind große Comickunst, reichen jedoch nicht aus, um über den Liebhaberstatus hinaus Berühmtheit erlangen zu können. Wer allerdings die Leporello-Tradition schätzt, liegt hier genau richtig. Aber zurück zu Lewis Trondheim bzw. Laurent Chabosy, so sein bürgerlicher Name. Der Franzose betreut im Delcourt-Verlag die Collection „Shampooing“ und hat dort die Freiheit, zu tun und zu lassen, was er will. Und das macht er mit Erfolg. Neben der Entdeckung von Guy Delisle, dessen höchst lesenswerter und amüsanter Tagebuchcomic „Aufzeichnungen aus Birma“ gerade auf Deutsch bei Reprodukt erschienen ist, hat er dort mit mutigen Projekten eine Reihe neuer und unbekannter Talente untergebracht. Zu diesen gehören auch Diego Aranega, Jochen Gerner und Denis Bernatets, die gemeinsam den französischen Comic „100.000 Milliwatts. Printemps“ entworfen haben. In einseitigen Episoden wird hier die Geschichte von zwei Insekten im Unterholzdschungel erzählt. Keith und Kurt wollen Rockstars werden (wer jetzt noch nicht an Keith Richards und Kurt Cobain denkt, ist selbst schuld), doch wissen nicht einmal, wie man eine Gitarre hält. Schlechte Voraussetzungen, zumal wenn einer alles besser weiß, als der andere. Neben die surrealistischen Zeichnungen tritt ein skuriler Slapstick, der die seltsame Ironie des Lebens erheiternd beleuchtet. Die Ironie des Lebens ist ein immer wiederkehrendes Mantra in jedem besseren Krimi. Und Krimis leben oft von ihren Kommissaren. Fred Vargas’ Adamsberg, inzwischen auch als Comic im Aufbau-Verlag erschienen, ist ein ideales Beispiel dafür. Ein adäquates Pendant zu dem eigensinnigen Pariser Kommissar ist Pierre Dragon, eingesetzt als Ermittler in Paris und Alter Ego des ermittelnden Autors. „RG“, so der knappe Titel der Serie, von der Band 1 („Riyad-Sur-Seine“) und 2 („Bangkok-Belleville“) im vergangenen Jahr bei Gallimard erschienen sind. RG steht für Renseignements Généraux, dem Geheimdienst der französischen Polizei, und Dragon kämpft als Ermittler gegen das organisierte Verbrechen. Inwiefern der fiktive Dragon den echten widerspiegelt, ist nicht ganz klar, aber er erfüllt in jedem Fall die Erwartungen an einen eigensinnigen und unbequemen Kommissar. Dragon ist nicht nur ein französischer Lebemann, der gutes Essen und schöne Frauen schätzt, sondern auch ein erfolgreicher Ermittler, der große Herausforderungen nicht scheut. Während er sich im ersten Band mit der saudischen Königsfamilie anlegt, ist es in Teil zwei eine asiatische Menschenghändlerbande, der er das Handwerk legen muss. Gemeinsam mit seinem Zeichner Frederik Peeters schafft Pierre Dragon in seiner ersten Comicserie nicht nur eine packende und glaubhafte Kriminalgeschichte, sondern er fängt darin die Pariser Atmosphäre einmalig realitätsnah ein. Eine ganz anders bemerkenswerte Agentenserie ist „Die weiße Tigerin“ von dem Szenaristen Yann, erschienen bei Schreiber & Leser. Hinter den bedauernswerter Weise nichts sagenden Originaltiteln „Im Geheimdienst des Großen Steuermanns“ (Band 1), „Seidenschlipse auf Pfirsichhaut“ (Band 2) und „Die fünfte Glücksseligkeit“ (Band 3) versteckt sich die gute alte Tradition der Erotic-Fantasy-Comics im Layout der belgischen Comic-Schule. Die Titelheldin dieser Geschichten, Alix Yin Fu, ist schon aus seiner Serie „Helden ohne Skrupel“ bekannt. Bereits dort kam sie das erste Mal mit dem chinesischen Geheimdienst in Kontakt. In der neuen Serie, in der es für eine Agentengeschichte etwas zu sauber hergeht, ist sie nun eine erfolgreiche chinesische Geheimagentin auf der Jagd nach der amerikanischen Atombombe „Fat Girl“. Die Geschichte der Serie, die in Frankreich nunmehr bereits sechs Folgen umfasst, ist eine James-Bond-ähnliche Agentenstory mit einer attraktiven Agentin in der Hauptrolle. Diese muss sich in den ersten beiden Teilen noch im Chaos Hongkongs behaupten und erhält im neuesten Band ihre geheimdienstlichen Weihen in San Francisco von einem französischen Revolutionär. Dabei erinnert die körperbetonte Zeichnung der Titelheldin nicht zufällig an die leicht bekleideten Damen von Jean-Claude Forest und Guido Crepax. Gemeinhin würde man sich wohl über die sexistischen Anspielungen der Serie aufregen. Macht man aber nicht, erkennt man erst einmal die Tradition, in der diese Serie steht.
Und wer einmal mehr über
die Anfänge einer Comicgröße wie Guido Crepax wissen möchte, dessen aufreizende
Fotoreporterin Valentina mit ihrem Körper jeden Auftrag erfüllen konnte, schaue
sich die verlagseigene Edition Rossi Schreiber an, wo neben Guido Crepax
auch Comics der grafischen Avantgarde, besondere Erstlingswerke und
außergewöhnliche Neuentdeckungen zu finden sind. Durchaus lohnenswert. Ähnlich erfolgreich war der Leadsänger der Musikgruppe „My Chemical Romance“, Gerard Way, der im letzten Jahr für sein Debütszenario „The Umbrella Academy. Weltuntergangs-Suite“ gleich drei Eisner-Awards für seine Serie erhalten hat. In sechs Heften ist diese zwischen Superheldenstory und Familiengeschichte angesiedelte Zukunftsfantasie zunächst in den USA erschienen, die deutschsprachige Ausgabe ist nun gesammelt im handlichen Buchformat erhältlich. Die „Umbrella-Academy“ besteht aus dem außerirdischen Mäzen Sir Reginald Hargreeves, seinem Assistenten, dem sprechenden Schimpansen Dr. Pogo, den sechs supertalentierten Scheingeschwistern 00.01 bis 00.06, deren Mission darin besteht, die Welt vor dem Untergang zu bewahren sowie der scheinbar ungesegneten Scheinschwester 00.07, deren ihr noch unbekanntes Talent ausgerechnet in der Fähigkeit liegt, die Welt mit ihrem Violinenspiel zerstören zu können. An Wärme fehlt es dieser gezüchteten Superheldengemeinschaft völlig. So ist es nicht verwunderlich, dass die Academy-Mitglieder heillos zerstritten in sämtlichen Ecken der Galaxie ihr mehr oder weniger einsames, zurückgezogenes und anonymes Dasein fristen. Als Hargreeves stirbt, finden Sie erneut zusammen. Und wie man sich denken kann, kommt es zum Familiengau, wenn jeder seine Superheldendepression kultiviert und keiner dem anderen zuhört. Der Zoff in der Academy stellt zugleich den Größten Anzunehmenden Unfall für die Welt dar.
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Manu Larcenet
Manu Larcenet
Jean-François Bergeron & Thierry Gloris:
Saint-Germain.
Le Comte des Lumières. Glénat BD. Paris 2009.
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Thomas Gilke &
Jakob Werth
Thomas Gilke
Guy Delisle
Diego Aranega,
Jochen Gerner, Denis Bernatets
Pierre Dragon &
Frederik Peeters
Pierre Dragon & Frederik Peeters
Conrad & Yann
Conrad & Yann
Conrad & Yann
Fabien Nury &
John Cassaday
Gerard Way & Gabriel Bá |
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