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Glanz&Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik

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Glanz&Elend - Die Zeitschrift
176 Seiten, die es in sich haben:
»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Der
großformatige Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren.
Mit Texten von Hannah Ahrendt,
Wassili Grossman, Nicolàs Gomez Davila, Gert Neumann, Dieter Leisegang, Fernando Pessoa, u.a.

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Berserker und Verschwender
Honoré de Balzac
Balzacs Vorrede zur Menschlichen Komödie
Die Neuausgabe seiner
»schönsten Romane und Erzählungen«, über eine ungewöhnliche Erregung seines Verlegers Daniel Keel und die grandiose Balzac-Biographie von Johannes Willms.
Leben und Werk
Essays und Zeugnisse mit einem Repertorium der wichtigsten Romanfiguren.
Hugo von Hofmannsthal über Balzac
»... die größte, substantiellste schöpferische Phantasie, die seit Shakespeare da war.«

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Edition Glanz & Elend

Martin Brandes

Herr Wu lacht
Chinesische Geschichten
und der Unsinn des Reisens
Leseprobe

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Elfriede Jelinek Elfriede Jelinek
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Seitwert


Mit Laib und Seele

Joe Bauers Tirade gegen
die deutsche Sucht nach Witzigkeit.
Gewidmet Herrn Dieter Nuhr



Die Deutschen leiden an einer Krankheit. Sie lachen seit Jahren, dass es nicht mehr gesund ist. Die Leute sitzen in Vorstellungen aller Art und warten erregt, bis es was zu lachen gibt. Wenn es nichts zu lachen gibt, sind sie beleidigt und lachen trotzdem, damit keiner sieht, dass sie beleidigt sind. Die Lachkrankheit, eine Folge der Comedy-Epidemie, ist so schlimm, dass sich kein Kulturveranstalter mehr traut, seinem Publikum etwas ohne Lacher vorzusetzen. Im Zweifelsfall baut der Regisseur in Schillers »Don Carlos« ein Zitat auf Schwäbisch ein: »Gäbet Se Gedanke umsonscht.« Operette sich, wer kann.

Das Publikum kommt mit einer Lacherwartung und schießt sich während der Vorstellung so sehr aufs Lachen ein, dass ein Teil sich auch dann noch hörbar den Lachsack krault, wenn längst Trauer herrscht. Das Publikum lacht, weil es befürchtet, Lacher zu verpassen.

Die Lachkrankheit ist weiter verbreitet als Demenz. Passend wurde das Erste Stuttgarter Comedy-Festival im Jahr 2009 mit diesen Parolen angekündigt: "... seit einigen Jahren wächst die Lust auf Ausgelassenheit, Lachkrämpfe und Freudentränen. Comedy ist Trend. Nix mehr mit ,Zum Lachen in den Keller gehen'. Amüsiert zu werden ist planbar geworden ... Frohsinn gegen Eintrittskarten – so leicht kann das sein!"

Und selbst im Glücksgeschäft mit den armen Seelen setzt man auf den Lacheffekt. Kurz vor Himmelfahrt hingen in der Stadt Plakate mit der Botschaft: »2 Tage humorvolle Lebensplanung: mit Jesus höchstpersönlich. Die Ideen, der Lebensstil, die Konsequenzen: Zuletzt lachen«. Verantwortlich für den Humor des Herrn zeichnet die Sekte »Hoffnung Deutschland«.

Einst hat ein Radfahrer seinem Kollegen Jan Ullrich auf der Piste geraten: "Quäl dich, du Sau." Heute sagt mein Nebensitzer im Theater: "Lach doch, du Sau."

Die gefährlichste Volkskrankheit ist nicht die Schweinegrippe. Wir krepieren an der Lachzwangsneurose.

Als wichtigstes Symptom dieses Leidens gilt das Wortspiel, oft Kalauer genannt. Ente gut, China Food. Kalauer kommen an beim Publikum, und mancher Kunde im Rasiersitz des Sprachfriseurs hält es für »Wortakrobatik«, wenn ein Kreisklassekomiker seinem langmähnigen Kumpel Haarakiri empfiehlt. Der Kunde ist darüber so begeistert, dass er nach einem Ausflug auf die Haarway to Hell für eine Radikalkur bei »My Hair Lady« bezahlt. Mit der branchenüblichen Vollglatze eines Türstehers ausgestattet, erhält er eine Grußkarte seines Cut Arts Beauty Shops: »Fröhliche Weihnachten und ein gesundes neues Haar.«

Nachdem man mich nach meinem Mord an dem Weihnachtskartenschreiber verhaftet hatte, spotteten die Knastkollegen über meinen greisrunden Haarausfall. Sie nannten mich Kahlauer. Und weil ich bei der Schlägerei danach zwei Zähne verlor, war ich auf dem Weg zum Zahnarzt dental schlecht drauf. Nachts tauchte ich in meinen Träumen als kahl geschorener Henker auf (,,Ich beziehe ein Pro-Kopf-Einkommen") und litt an Mordgedanken: "Mari lyncht Monroe". Rein psychisch saß ich im Bus ohne Wiederkehr.

Das Thema Kalauer beschäftigte mich wieder mal, als die Wände der Stadt mit Plakaten von "Brot für die Welt" tapeziert wurden. Auf dem Poster sah man eine Schale mit einer Handvoll Reis. Daneben war zu lesen: "Weniger ist leer".

Es ist so weit, sagte ich mir, mit Kalauern kämpft man heute nicht nur gegen den Humor, sondern auch gegen den Hunger. "Weniger ist leer" kommt womöglich gar nicht so schlimm daher, der Satz streift in Verbindung mit der Abbildung die Wahrheit, und über eine Handvoll Wortspiele freut sich auch der listige Satiriker Wiglaf Droste: " . . . dieser Mann gibt alles", schreibt er über einen Auftritt des Musikers Joe Jackson, "aber weniger wäre ein Meer der Erleichterung und Freude". Vom selben Autor gibt es eine Glosse über Kalauer, er schwärmt von "der herrlichen Marlon Brandung", vom Schriftsteller "Herzstrittmatter" und von sich selbst als "Gatte macchiato". Das kann in Mecklenburg schon mal "vorpommern", wenn man »drei Euro pro Kalauer für die Rente« sammelt.

Nach dem Tod gibt es keine Leber. Ob "Brot für die Welt" mit einem Wortspiel gut beraten ist, kann ich nicht beurteilen. Ich habe ein Aber gegen Wortspiele, und wer A sagt, muss auch Bäh sagen.

Als ich vor dem "Brot für die Welt"-Plakat in der U-Bahn-Station stand, wollte ich sofort auf Buddhafahrt, landete jedoch, frei nach den Sketchen der Kleinen Tierschau, auf »Kopftuchfühlung« mit meinem muslimischen Zuckerbäcker und stand am Ende ratlos schwäbelnd im fernen Afrika: "Kenia gar nedda."

Ähnliches wäre mir beinahe in Japan passiert. Da bin ich aber zum Glück nicht Nagano. Ich gehe auch nicht nach Spanien: Madrid sich dauernd auf die Füße. Und gleicht kommt das Matator des Monats, und es heißt auf Schwäbisch: "Corrida Vorhang endlich aufmache, Senor? Oder senor ita fertig?" Da lacht auch der zugekokste Bazi - in Münchner Bars als Running Geck bekannt.

In Stuttgarter Vorortbereich bleibt einem der Heslacher im Halse stecken, wenn man im Gaisburger King die Flinte ins Korntal wirft, weil der schlimme Hedelfinger einen Untertürkheimer baut. Soll ich das wiederholen?

Kemnat in Frage. Zweideutigkeit ist des Kalauerbäckers Laib und Seele. Nackte Wahrheit dagegen ist der Name eines realen Barbiers am Stuttgarter Stöckachplatz. Sein Geschäft heißt Friseursalon Härle.

 

Männer im Zug
Eine kurze Geschichte von Joe Bauer

»Es war vor Fulda, als sie einstiegen. Ich saß im Zug auf dem Weg nach Stuttgart. Ich kann mir immer nur Fulda merken. In Fulda gibt es den Slogan »ideal zentral«. Damit meint Fulda sich selbst.«


Der Reisemuffel

Eine Glosse von Joe Bauer
»Die meisten Leute haben die Tage schnell verdrängt, als Islands Asche um die Welt flog und den Himmel zur Hölle machte. Der Vulkan Eyjafjallajökull spuckte auf die Marketing-Botschaft, Reisen sei für Menschen ein Kulturgut.« Artikel lesen
Herzlichen Glückwunsch zu über 500 Depeschen in Joe Bauers Flaneursalon

Eine kurze Geschichte von Joe Bauer

Am Neckar
»Mit der Linie 2 fuhr ich am Morgen einige Stationen weiter als üblich durch Stuttgart und stieg erst in der Mercedesstraße aus. Nicht weil ich verschlafen hatte. Ich musste nach Bad Cannstatt, die Hochwasserlage prüfen. Hochwasserlage, hatten sie im Fernsehen gesagt, Hochwasserlage, wie Hanglage. Bald würde es wieder regnen. Das war gefährlich.
Als ich von der Brücke aus die Brühe unter mir sah, wurde mir schlecht.«


Die WM-Kolumnen
Des Teufels Haufen
Eine kurze Fußballgeschichte
Von Joe Bauer
»
Das Hupkonzert ist der Swingerclub der Eierlosen.«

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Deutschland - Voll Schland
Von Joe Bauer
»Man muss wirklich Deutscher sein, um einen unsingbaren, einsilbigen Sch . . .-Laut als Hymne zu wählen. (...) Schön wäre doch, wie die englische Zeitung 'The Guardian' mit den Sex Pistols zu singen: 'Never Mind The Ballacks'.«
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Chips gehören in die Tüte
Von Joe Bauer
Warum technische Hilfsmittel bei Schiedsrichterentscheidungen
eine Katastrophe wären.
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